Japanische Ha(a)rmonie

WITTLICH. Alteingesessene Friseure brauchen Phantasie und Engagement, um sich gegen Billiganbieter abzugrenzen. Einen außergwöhnlichen Weg ging dabei die Wittlicherin Dorothea Ehlen: Als erste Friseurin überhaupt ist sie von der weltweit berühmten Japanerin Sayuri Tani zum Personal Haircoach ausgebildet worden.

1955 wird Sayuri Tani in Osaka (Japan) in eine renommierte Friseurfamilie geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Friseurin in München geht Sayuri nach Frankfurt. Dort gründet sie 1979 gemeinsam mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Misako Tani den Salon "Tani Hair", englische Haarschneidetechnik und die japanische "Kunst des Weglassens" sind die Devise. Die Tani-Schwestern erarbeiten sich ein Image als Trendsetter. Nach 23 Jahren macht Sayuri Tani 2002 einen Schnitt und eröffnet in München ihren neuen Salon "Sayuri Tani - Personal Hair Coach". Auch Stephanie und Dorothea Ehlen sind Schwestern und führen den Friseursalon am Marktplatz in Wittlich in der zweiten Generation: Auch sie haben die Leidenschaft für das Friseurhandwerk von ihren Eltern geerbt. Doch auf den guten Namen von Mama und Papa kann sich heute keiner mehr ausruhen. Seit der Reform des Handwerksrechts wächst die Zahl der Friseure und vor allem der Billiganbieter. Die Schwestern fragen sich und ihre Kunden immer wieder, was sie an ihrem Angebot verbessern können. Ein eigener Stil und besondere Angebote sind gefragt. Auf dem Weg dorthin hat Sayuri Tani den Chefinnen des Traditionssalons ein gutes Stück weitergeholfen."Das Äußere soll das Innere widerspiegeln"

Natürlich kommen nach wie vor auch Kunden zum traditionellen "Waschen - Schneiden - Legen" in den Salon. Viele suchen jedoch nach individueller Haarpracht. "Eigene Schönheit zeigen", lautet die Devise. Typen-, Stil- und Farbberatung heißen die heutigen Zauberworte. Die zertifizierten "Masters of Beauty" Stefanie Ehlen und Otmar Erbes haben sich auf diesen Bereich spezialisiert. "Frisuren- und Typberater" dürfen sich sämtliche Mitarbeiter nennen - theoretisch qualifiziert und regelmäßig praktisch "am Kopf". Alle 14 Tage wird das Erlernte an freiwilligen Modellen geübt. Noch einen Tick spezieller und außergewöhnlicher ist die Typberatung, die Dorothea Ehlen den Kunden anbietet - und hier kommt Sayuri Tani ins Spiel. Die weltbekannte Trendsetterin gilt in der Branche als Guru. Irgendwann hatte sie die Nase voll von plakativer Schönheit vom Fließband. Nach der Devise "Das Äußere soll das Innere widerspiegeln" bezog sie einen Mini-Salon von 20 Quadratmetern, in dem genau eine einzige Kundin Platz hat: die, die sie jeweils bedient. Noch nie hat sie eine Kollegin nach ihrer neuen Philosophie ausgebildet. Aber Dorothea Ehlen überzeugte Sayuri Tani. Zwischen Januar und Juli 2005 durfte die Wittlicherin eine Ausbildung zum "Personal Hair Coach" machen. "Ich weiß, dass ich damit nicht die Masse anspreche", sagt Dorothea Ehlen. Das kann sie auch gar nicht: Nach der in die Tiefe gehenden Behandlung, die Bürstenmassagen und verschiedene Duftöle je nach Kundentyp einschließt, sei sie jedes Mal geschafft, sagt sie. Für gelungene Beratungen braucht es eine gewisse Abgeschiedenheit. Die Schwestern Ehlen haben darum in der obersten Etage ein kleines Refugium für jene Kunden geschaffen, die sie außerhalb des normalen Alltagsgeschäfts bedienen möchten. Auch die Friseur-Innung kennt die Nöte ihrer Mitglieder. Geschäftsführer Peter Karst rät allen traditionellen Salons, sich ständig fachlich fortzubilden. Die Handwerkskammer unterstützt dieses Anliegen mit zum Teil kostenfreien Kursen. Qualität und maßgeschneiderte Lösungen behaupten sich auch heute auf dem Markt, da ist sich Karst sicher. Individuelle Beratung und fachmännischer Service, das sei etwas ganz anderes als "Cut and Go", auch wenn die Preise manchmal verblüffend niedrig aussähen. Im Endeffekt sei auch dies nur Schein, so Karst. Wenn man jede kleine Zusatzleistung, die im Servicepaket des guten Salons eine Selbstverständlichkeit ist, addiere, erhalte man ähnliche Endpreise.

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