Jeder Traum wirkt wie ein Vergrößerungsglas

Wittlich · Innerhalb der Psychologie ist die Traumforschung eher ein Orchideenfach, aber bei der Bekämpfung von Alpträumen ein sehr wichtiges Forschungsgebiet. Im Verbundkrankenhaus Bernkastel- Wittlich hat nun ein Traumforscher über seine Arbeit erzählt.

Wittlich. Von einem Monster verfolgt werden, die Treppe herunterfallen oder einen geliebten Menschen verlieren. Davon haben wohl schon die meisten geträumt. Dann gibt es aber auch Träume, bei denen man morgens erfrischt, gut gelaunt und mit neuen Ideen aufwacht.
Keine Therapie gegen Alpträume


Und da das Thema Träumen alle Menschen betrifft, war auch das Interesse am Vortrag im Verbundkrankenhaus Wittlich sehr groß. Alle 70 Sitzplätze waren im großen Konferenzsaal besetzt, als Professor Dr. Michael Schredl vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit Mannheim zum Thema sprach. Er ist der einzige Forscher in Deutschland, der sich ausschließlich mit dem Träumen beschäftigt. Unter den Besuchern waren Ärzte, Psychologen und Pflegekräfte der Abteilung für Psychiatrie des Krankenhauses Wittlich, dann Ärzte aus anderen Fachbereichen, Kinder- und Jugendärzte sowie Kinder- und Jugendpsychiater. Auch niedergelassene Psychiater und interessierte Laien aller Altersstufen waren da.
Für die Wissenschaft ist die Traumforschung besonders im Bereich der Alpträume von Bedeutung. Zwischen vier und fünf Prozent der Bevölkerung haben einmal pro Woche einen Alptraum und leiden darunter. Die restlichen 95 Prozent haben ein bis zweimal im Jahr einen.
Ausgelöst werden sie durch genetische Faktoren, die Persönlichkeit (Dünnhäutigkeit), Ängstlichkeit, Stress oder ein Trauma. Therapieren kann man die Alpträume, wie der Experte sagt, indem man sich mit dem Traum konfrontiert, sich ein neues Traumende überlegt und dieses über zwei Wochen täglich im Wachzustand durchdenkt. Medikamente helfen kaum, so Schredl.
Gedanklich aktiv


Die Besucher hatten viele Fragen. Die Fachleute interessierten sich vor allem für die Forschung mit Medikamenten, die Laien wollten eher wissen, warum einem Träume so realistisch vorkommen, ob man beeinflussen kann, dass man schöne Träume hat und warum man oft konfus träumt.
Professor Schredl sagt dazu: Träume kommen einem so realistisch vor, weil der Traum wie ein Vergrößerungsglas wirkt und man gedanklich aktiv ist beim Träumen, wirklich beeinflussen kann man nicht, dass man schön träumt, wobei ein angenehmes Wachleben helfen kann. Und die Träume sind oft konfus, weil sie ein Grundthema haben, das kreativ umgesetzt ist.
Extra

... Traumforscher Professor Dr. Michael Schredl Warum erinnert man sich oft nicht an seine Träume? Schredl: Weil das Gehirn im Schlaf zwar aktiv ist, aber die Träume nicht gespeichert werden. Das kann man aber üben, beispielsweise mit einem Traumtagebuch, in das man jeden morgen sofort nach dem Aufwachen seine Träume schreibt. Was sind die aktuellen Forschungsfragen in der Traumforschung? Schredl: Die Forscher interessiert momentan, welche Gehirnbereiche während des Schlafs aktiv sind und mit welchen Methoden man Menschen mit Alpträumen helfen kann. Wie forscht man über Träume? Schredl: Zum einen gibt es Forschungen im Schlaflabor, wenn beispielsweise Gerüche während des Schlafs in den Schlafraum gepumpt werden und anschließend die Auswirkungen auf das Traumerlebnis analysiert werden. Und es wird mit Fragebögen oder Traumerinnerungen gearbeitet. chbExtra

Vielleicht ist dir ja auch schon einmal passiert, dass du nachts von Monstern oder Geistern geträumt hast, Angst hattest, und dann gar nicht mehr schlafen wolltest. Der Traumforscher Michael Schredl hat eine Methode gegen die schlechten Träume gefunden. Er sagt, man soll seine schlechten Träume aufschreiben oder aufmalen. Anschließend könnt ihr euch überlegen, was gegen die Geister oder Monster helfen könnte. Das kann ein Kuscheltier sein, das euch beschützt, oder ein Duft, der die Geister vertreibt, wie beispielsweise frischer Knoblauch. Das malt ihr dann auf ein zweites Bild. Und auf ein drittes dann, wie ihr ruhig und friedlich am Schlafen seid. Schaut euch die Bilder ein paar Mal am Tag an. Professor Michael Schredl meint, dass ihr dann besser schlaft. Am besten, ihr probiert es einfach mal aus. chb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort