Jetzt backen sie ihre Brötchen gemeinsam
Morbach · Die Bäckerei Petry aus Veldenz hat das insolvente Morbacher Backunternehmen Hödl übernommen und die gesamte Produktion von der Mosel in den Gewerbepark Humos verlagert. Insgesamt arbeiten nun 50 Mitarbeiter für das Unternehmen.
Im Morbacher Gewerbegebiet Hunsrück-Mosel (Humos) wird weiter gebacken, obwohl es eine Zeit lang nicht danach aussah. Michael Hödl musste für die Bäckerei Hödl im November 2012 Insolvenz anmelden.
Doch nun hat die Veldenzer Bäckerei Petry deren Anlagen übernommen und ihre eigene Produktion nach Morbach verlagert. Die 15 Mitarbeiter des insolventen Unternehmens können bei der Bäckerei Petry weiterarbeiten. Durch die Verlagerung der Backmaschinen von Veldenz nach Morbach werden im Humos jetzt mehr als doppelt so viele Backwaren wie bisher produziert.
Doch das, was hinter dieser reinen Information steckt, war laut Ralf-Christian Kümmel, Inhaber der Immobilie auf Humos, lange Zeit ein Drahtseilakt. Denn die Suche nach einem Nachfolger für das insolvente Unternehmen gestaltete sich schwierig. "Wir haben zahlreiche Gespräche mit Investoren geführt, bei denen aber nicht unbedingt klar war, ob diese Lösungen auf Dauer Bestand haben würden", sagte Kümmel.
Ihm war wichtig, dass die Arbeitsplätze des Unternehmens Hödl erhalten bleiben. "Die Mitarbeiter sind alle in Morbach verwurzelt, die hätten in der Nähe so schnell keine Stelle in ihrem Beruf gefunden", sagt er.
Im Januar nahm Kümmel Kontakt auf zur Familie Petry in Veldenz, die dort eine Bäckerei betreibt. "Das Angebot war eine Chance für uns, denn am bisherigen Standort hätten wir nicht expandieren können", sagt Inhaber Uwe Petry.
Dann ging alles rasend schnell. Am 26. März unterschrieb Petry die Verträge, "Fünf Tage, bevor die Insolvenzverwalterin den Laden dichtgemacht hätte", sagt Kümmel. Am 3. April waren bereits alle Produktionsgeräte aus Veldenz nach Morbach transportiert worden, so dass eine Woche nach der Übernahme an einem Standort gebacken werden konnte. "Für eine Übernahme mit Produktionsverlagerung benötigt man normalerweise ein dreiviertel Jahr", sagt Petry. Jetzt gilt es, die Systeme der beiden Bäckereien aufeinander abzustimmen. "Wir haben beispielsweise etwas dunkler gebacken als Hödls", sagt Petry. Die Computersysteme der Backautomaten müssen zusammengeführt, die Lieferanten der beiden Bäckereien miteinander abgeglichen werden. "Bis zu den Sommerferien soll alles zusammenpassen", sagt Petry.
Eine große Rolle bei der Übernahme habe der Unternehmenscoach Hans-Michael Jakoby aus Dudeldorf gespielt, sagen Petry und Petra Hödl, die Frau des ehemaligen Inhabers. Jakoby stammt selbst aus einer Bäckerei und brauchte sich daher nicht in die Materie einzuarbeiten.
Er hat Petry bei der Neu-Organisation des Unternehmens unterstützt und Gespräche geführt. "Ich habe viel mit den Mitarbeitern gesprochen, um ihnen ihre Ängste vor der Veränderung zu nehmen und sie zu einem Team zusammenzuschweißen", sagt er.
Offensichtlich ist das gelungen. Petry sagt, alle 45 Mitarbeiter hätten mit großer Energie und vielen Überstunden an der Zusammenführung mitgearbeitet. Er selbst habe in der Woche der Produktionsverlagerung Tag und Nacht gearbeitet und gerade mal sechs Stunden geschlafen. "Ich hatte in der Zeit einen Zahnarzttermin, da bin ich bei der Behandlung auf dem Stuhl eingeschlafen", sagte er lachend.
"Ich bin froh, dass alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten haben", sagt Petra Hödl. Sie behält ihre Verkaufsstelle mit Bistro-Café in der Morbacher Saarstraße und einen Verkaufswagen. Michael Hödl arbeitet als Bäcker bei Petrys. Sein Resümee lautet: "Es war die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten."