Jetzt kommt "Calli"

Neumagen-Dhron · Ein Schwergewicht kommt in die Region: Reiner Calmund moderiert am Samstag, 18. Juli, zusammen mit TV-Redakteur Winfried Simon die Weinprobe in Neumagen-Dhron. Im Interview mit Redaktionsmitglied Florian Schlecht spricht "Calli" darüber, warum er Wein dem Bier vorzieht, welche Wunden das Wiedersehen mit Klaus Toppmöller aufreißt - und ob er sich vorstellen kann, Manager beim FSV Salmrohr zu werden.

 Freie Bahn für "Calli": Reiner Calmund ist Ex-Fußballmanager, Feinschmecker, hat ein freches Mundwerk und gilt deswegen in der Öffentlichkeit als Kultfigur. Was er von Wein versteht, will er bei einer moderierten Probe in Neumagen-Dhron beweisen. Foto: dpa

Freie Bahn für "Calli": Reiner Calmund ist Ex-Fußballmanager, Feinschmecker, hat ein freches Mundwerk und gilt deswegen in der Öffentlichkeit als Kultfigur. Was er von Wein versteht, will er bei einer moderierten Probe in Neumagen-Dhron beweisen. Foto: dpa

Foto: Tobias Hase (m_wil ()

Bei der Weinprobe in Neumagen-Dhron wird auch Ihr alter Freund Klaus Toppmöller dabei sein.

Worauf freuen Sie sich mehr - auf "Toppi" oder auf den Wein?
Reiner Calmund: Fiese Frage. Aber natürlich mehr auf den Toppi. Wir haben uns immer eine Menge zu erzählen, wenn wir uns sehen. Und da schwelgen wir nicht nur in Erinnerungen. Da wird auch das aktuelle Geschehen analysiert. Umso besser, wenn ein leckeres Glas Wein dazu auf dem Tisch steht.

Wie eng ist der Draht zwischen Ihnen und Herrn Toppmöller noch?
Calmund: Wir haben nach wie vor ein gutes Verhältnis, Toppi hat ja auch meinen Auftritt beim Weinfest in Neumagen-Dhron eingefädelt. Vor vier Wochen waren wir rein zufällig zusammen auf Mallorca. Toppi hat dort die deutsche Traditions-Elf gegen Spanien gecoacht, ich hatte zwei Firmen-Vorträge auf dem Programm, dennoch haben wir uns vor und nach dem Spiel getroffen. Natürlich sehen wir uns ansonsten nicht mehr so oft wie früher. Das hat damit zu tun, dass wir in völlig anderen Welten im Einsatz sind.

2002 erlebten Sie gemeinsam das erfolgreichste und vielleicht auch tragischste Jahr bei Bayer Leverkusen. Ob Meisterschaft, DFB-Pokal oder Champions-League: Immer war Leverkusen Zweiter. Wie ordnen Sie die Erfahrungen inzwischen bei einem Glas Wein ein?
Calmund: Auch wenn es immer noch ein klein wenig schmerzt, 2002 keinen Titel geholt zu haben, in der Erinnerung verklärt sich ja bekanntlich einiges. Und beim Gläschen Wein ohnehin. Bei meinem 66. Geburtstag wurde das Thema natürlich auch wieder von Berti Vogts, Toni Schumacher, Rudi Völler und Co. aufgegriffen. Bei aller Enttäuschung bleibt aber auch eine positive Erinnerung. Ich habe damals nach dem verlorenen Champions League Finale gegen Real Madrid erklärt, dass ich mit meinem eigenen Blut einen Vertrag für weitere Vize-Triples unterschreiben würde. Für Bayer Leverkusen war und wäre das auch heute noch ein großer Erfolg.

Wohl wahr: Momentan dominiert der FC Bayern die Bundesliga wie nie zuvor. Ist es denkbar, dass Leverkusen jemals Meister wird?
Calmund: Bayern München ist das Maß aller Dinge, für mich sportlich und wirtschaftlich der beste Klub der Welt. Natürlich sind die Bayern-Stars Gott sei Dank auch nur Menschen und keine Roboter. Man hat zuletzt im Champions Halbfinale gegen Barcelona gesehen, dass sie die verletzten Robben, Ribéry, Alaba, Martínez und Co. nicht ersetzen können. Wenn dann noch eine Handvoll Leistungsträger wie Lahm und Schweinsteiger nach langen Verletzungspausen nicht in gewohnter Topform aufspielen können, ist es mit der "Bayern-Herrlichkeit" logischerweise auch vorbei. In der Bundesliga sind Wolfsburg, Mönchengladbach, Leverkusen, Dortmund und Schalke in der Lage, die Meisterschale zu holen. Vorausgesetzt, die Münchner schwächeln und bei einem der bekannten Verfolger verläuft alles optimal.

In Neumagen-Dhron dreht sich Ihr Besuch um den Wein. Dabei bringt man die Rheinländer eher mit Kölsch oder Alt in Verbindung.
Calmund: Ich trinke sehr wenig Alkohol, Bier fast nie. Vielleicht im Sommer mal, wenn es so richtig heiß ist und es ruhig mal zischen darf. Natürlich trinke ich mehr Wein, weil der zu einem guten Essen ja fast automatisch dazu gehört. Zuletzt habe ich bei Lea Linster einen wunderbaren Cross-Mosel zum Auftakt getrunken. Es ist ein eleganter feinherber Riesling. Die deutschen und französischen Winzer mögen es mir verzeihen, dass ich Rotweine aus Kalifornien bevorzuge, nach dem Essen darf es auch gerne mal ein alter Portwein sein.

Worauf freuen Sie sich bei der Weinprobe am meisten?
Calmund: Auf die Geselligkeit. Weintrinken könnte ich theoretisch ja immer. Aber alleine macht es mir keinen besonderen Spaß. Eine niveauvolle Verkostung aus dem Anbaugebiet, dazu herzhafte Snacks und ein bisschen "Verzäll", wie man in meiner Kölner Heimat sagt - das macht solche Tage aus. Das wunderbare alte Weinstädtchen Neumagen-Dhron steht für guten Wein, moseltypische Spezialitäten und römische Kultur.

Was können die Besucher von Ihnen erwarten?
Calmund: Spaß und Authentizität. Was aussieht wie Calli ist auch zu hundert Prozent Calli.

Seit 2012 leben Sie im Saarland. Warum?
Calmund: Als ich noch gar nicht daran dachte, ins Saarland zu ziehen, da war ich schon zu Gast in Perl-Nennig, diesem herrlichen Mosel örtchen mit seinen sanften Weinhügeln. Das Hotel "Victor's Residenz" gehört einem alten Bekannten von mir, außerdem arbeitet da der Drei-Sterne-Koch Christian Bau, es gibt also viele gute Gründe für regelmäßige Besuche. Das Saarland vermittelt mir Ruhe und Abwechslung vom hektischen Alltag. Wenn ich von meinen Reisen zurück zu meiner Frau Sylvia und unserem Töchterchen Nicha nach Saarlouis komme, dann habe ich das Gefühl, ich komme nach Hause, es wird ruhiger, langsamer, angenehmer. Der Slogan zum Saarland "Kleines Land - Großes Herz" passt exakt. Dennoch habe ich meine Wurzeln im Rheinland, wo meine fünf erwachsenen Kinder und drei Enkelkinder leben.

Sie waren Fußball-Manager, Koch-Experte, Buchautor. Was sind Ihre nächsten Ziele?
Calmund: Gesundheit und Spaß am Leben.

In der Region gibt es mit Eintracht Trier und dem FSV Salmrohr zwei Traditionsvereine, die an bessere Zeiten anknüpfen wollen. Wollen Sie nicht als Manager helfen?
Calmund: Ich werde mit Sicherheit nicht mehr auf die Kommando-Brücke bei einem Verein zurückkehren. Es war eine schöne, aber auch sehr stressige Zeit. Wir haben in Deutschland mittlerweile viele gute, junge Manager, man muss ihnen Vertrauen schenken. Als alter erfahrener Haudegen stehe ich immer mit Rat und Tat zur Verfügung, aber Entscheidungen müssen die jungen neuen Vereinsführer selber treffen. florExtra

Der bekannte ehemalige Fußballmanager des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, wird am Samstag, 18. Juli, die große Weinprobe beim Weinschiff-Fest in Neumagen-Dhron moderieren. Unterstützt wird er dabei von Winfried Simon, Redakteur beim Trierischen Volksfreund und bekennender Moselaner und Weinfreund.Wenn Reiner Calmund kommt und über Fußball, gutes Essen und Wein spricht, ist beste Unterhaltung garantiert. Der ehemalige Fußballmanager, heute mehr bekannt als Gastro-Kritiker in verschiedenen Fernseh-Kochshows, ist witzig, originell und wortgewandt. Dass er auch einiges zum Moselwein und zu kulinarischen Genüssen sagen kann, wird er sicherlich am 18. Juli in Neumagen-Dhron unter Beweis stellen. 18 Weine, gewachsen entlang der Weinschiff-Route, also in Weinbergen der Orte Leiwen, Trittenheim, Neumagen-Dhron, Piesport, Minheim und Wintrich, werden vorgestellt. In der Pause der etwa zweieinhalbstündigen Probe, die um 16 Uhr beginnt, wird "römisches Fingerfood" gereicht. Die "Pedchesträder" aus Neumagen-Dhron sorgen für die musikalische Unterhaltung. Nach der Weinprobe gibt Reiner Calmund eine Autogrammstunde. Die große öffentliche Probe entlang der Weinschiff-Route in Neumagen-Dhron ist auf dem Festplatz am Weinschiff-Hafen am Samstag, 18. Juli, 16 Uhr. Der Eintritt kostet 25 Euro. sim Karten zur Veranstaltung gibt es bei der Touristinformation Neumagen-Dhron unter der Telefonnummer 06507/6555, per E-Mail an touristinfo@neumagen-dhron.de und bei Schreibwaren Elli Rohr in Neumagen-Dhron.Extra

Wenn Reiner Calmund und Klaus Toppmöller sich bei der Weinprobe in Neumagen-Dhron treffen, wird das Jahr 2002 plötzlich wieder ganz nahe sein. Damals war Calmund Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen - und der Rivenicher Toppmöller arbeitete als Trainer. Es war ein Erfolgsduo. Mit Stars wie Michael Ballack, Zé Roberto und Dimitar Berbatov spielten die Leverkusener nahezu alle Mannschaften in Grund und Boden. Lange standen sie unangefochten an der Tabellenspitze, spielten schönen Fußball, ehe der Weg in den letzten Wochen der Saison bergab ging.

Die Meisterschaft schnappte Dortmund der Werkself vor der Nase weg, den DFB-Pokal verloren sie im Finale gegen Schalke. Und im Champions-League-Finale setzte sich Real Madrid mit Zinedine Zidane mehr als glücklich mit 2:1 gegen Leverkusen durch. Dennoch: Calmund und Toppmöller haben in ihrer sportlichen Zeit kein erfolgreicheres Jahr erlebt. Dabei war der steile Weg von "Calli" im Fußball nicht vorgezeichnet. In Leverkusen stieg er vom Stadionsprecher bis zum Manager auf. Dort machte er sich einen Namen, weil er viele unbekannte Talente nach Leverkusen lotste. In seiner Zeit gewannen die Bayer-Kicker zwei große Titel: den Uefa-Pokal 1988 und den DFB-Pokal 1993. Eine Meisterschaft blieb ihm verwehrt. 2000 verspielte Leverkusen den Titel durch ein 0:2 in Unterhaching am letzten Spieltag.

Trainer war Christoph Daum, der gut ein Jahr später wegen Kokain-Konsums von Calmund entlassen wurde. "Calli" galt aber nicht nur als guter Fußballmanager, in der Öffentlichkeit war er schnell eine Kultfigur und beliebter Talkshow-Gast. Wegen seines Gewichts, aber auch wegen seines offenen rheinländischen Mundwerks. Das eröffnete ihm nach der Zeit im Fußball weitere Möglichkeiten. Seine Leidenschaft für das Essen kommt auch darin zum Ausdruck, dass er seit vielen Jahren bei Vox in der Fernsehsendung "Grill den Henssler" in der Jury sitzt.

Mit dem Fitnessguru Joey Kelly trainierte er im Jahr 2008 an seinem Gewicht, speckte von 163 auf 133 Kilo ab und absolvierte einen Halbmarathon. Seit 2012 lebt Calmund mit seiner Ehefrau Sylvia in Saarlouis. Dem Fußball ist er als Experte in den Medien nach wie vor verbunden geblieben. Und er hat auch viele Geschichten zu erzählen. So wie die aus dem Jahr 2002, der Zeit mit Klaus Toppmöller. In Neumagen-Dhron haben beide Weggefährten die Möglichkeit, die alten Erinnerungen wieder einmal aufleben zu lassen. Von dem Champions-League-Finale und von Real Madrid. flor

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