Jetzt läuft die Zeit davon

Manderscheid · Der Manderscheider Karnevalsverein hat ein Nachwuchsproblem: Für den auf der Jahreshauptversammlung zurückgetretenen Vorstand fanden sich keine Nachfolger. Auch andere Karnevalisten in der Region kämpfen mit diesem Problem.

Manderscheid. Auf diese Sitzung haben die Karnevalisten der Burgenstadt lange gewartet - schon im vergangenen Jahr hatte der Vorstand des Vereins seinen Rücktritt angekündigt und mehrfach Mitglieder dazu aufgerufen, sich für die Vorstandsarbeit zu bewerben. Auf der Jahreshauptversammlung wurde es nun ernst: Nach der formellen Entlastung des Vorstands der "Maanischder Schauten" teilt Vorsitzende Petra Wallscheid mit, dass sie und ihre Kolleginnen - wie angekündigt - für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stehen. Nach zwölf Jahren Vorstandsarbeit, bei manchen Mitgliedern noch länger, sei die Luft raus.
Betretenes Schweigen


Wallscheid: "Wir wollen den Karneval in Manderscheid nicht zu Grabe tragen, wir haben uns seit Jahren bemüht, Nachfolger zu finden, auch jüngere Leute - leider vergeblich."
Der Vorstand muss nun für ein Jahr bis zur Liquidation des Vereins kommissarisch im Amt bleiben. Was folgt, ist betretenes Schweigen unter den 22 Mitgliedern und Interessierten, darunter auch Stadtbürgermeister Günter Krämer. Nicht nur der Karneval habe Nachwuchsprobleme, auch die anderen Vereine seien mit ihrer Vorstandsarbeit an der Kapazitätsgrenze, hört man aus dem Plenum.
Sitzungspräsident Günter Theis, der die Manderscheider Kappensitzungen in den vergangenen Jahren routiniert moderierte, kündigt an, dass er gerne weitermachen wolle, aber nicht als Vorstandsmitglied. Theis schlägt - mit Blick auf den Stadtbürgermeister Krämer - die Gründung einer Vereinsgemeinschaft vor, um "die Kuh vom Eis zu holen."
Ebenso kam der Manderscheider Verein "Großstadthelden" ins Spiel. Dieser Verein veranstaltet regelmäßig die "Wild Wild West Party". Dem Vernehmen nach bestehe Interesse, den Manderscheider Karneval weiterzuführen.
Den Manderscheidern läuft nun die Zeit davon, denn bereits Ende April/Anfang Mai müssen der Beschaller, die Technik und die Musikgruppen für das nächste Jahr gebucht werden, so Petra Wallscheid. Gerade in der Karnevalszeit sei es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, kurzfristig eine Band oder Techniker zu engagieren.
Immerhin hinterlässt der Vorstand einen gut bestellten Verein. Wallscheid verzeichnet einen guten Abschluss der vergangenen Session, viele Jüngere seien auf der Bühne gewesen, die Funkengarde organisiere sich weitgehend selbst. Auch sei es einfach gewesen, Aktive für das Programm der Kappensitzung zu finden. Das Geschäftsjahr habe mit Gewinn abgeschlossen. Mit einem Kassenbestand von 5771 Euro sei die nächste Session auch schon finanziert.
An Helfern und Aktiven mangele es nicht, aber es sei eben nicht gelungen, Leute zu finden, die auch die Verantwortung tragen wollen, sagt Wallscheid, der man anmerkt, dass ihr die Entscheidung nicht leichtgefallen ist.
Die Probleme der Manderscheider sind kein Einzelfall. In Bernkastel-Kues zum Beispiel fiel der Fastnachtsumzug des Vereins Huckebein in diesem Jahr aus. Der Vorsitzende Eric Achtermann begründete die Entscheidung damit, dass sich nicht genug Helfer gefunden hatten.
In Piesport seien die Vereine hingegen sehr aktiv, sagt Michael Dienhart vom Karnevalverein mir sen\'se: "Bei uns kann man sich jetzt noch nicht beschweren. Aber es gibt immer solche Phasen, in denen es weniger gut läuft. Man muss sich mittlerweile als Verein interessant machen."
Der Karnevalsverein Schääl Saidt aus Wittlich setzt hingegen auf Jugendarbeit, wie Sabine Theunert erklärt: "Jugendarbeit ist ein großer Schwerpunkt unseres karnevalistischen Engagements, deshalb haben wir derzeit keine Nachwuchsprobleme."Meinung

Neue Konzepte müssen her
Es wäre sehr bedauerlich, wenn die Manderscheider im nächsten Jahr keinen Karneval mehr feiern könnten. Deshalb muss der Termin besetzt werden. Vielleicht findet sich ja ein anderer Veranstalter, der zum Beispiel eine "Wild West Karnevalsparty" macht. Es ist aber auch wichtig, neue Konzepte zu entwickeln. Ist der klassische Sitzungskarneval mit seinen manchmal bis zu vier Stunden dauernden Kappensitzungen immer noch so gefragt wie früher? Genau jetzt ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, um den Karneval in die Zukunft zu retten. hp.linz@volksfreund.de

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