Schule Gerne Lehrer und gerne Direktor: Der neue Schulleiter am Gymnasium Traben-Trarbach

Trarbach-Trarbach · Seit wenigen Tagen leitet Jochen Wiedemann das Traben-Trarbacher Gymnasium ganz offiziell. Der traditionsreichen Schule steht 2023 ein Jubiläum bevor: der 450. Geburtstag.

Jochen Wiedemann im Park der Schule. Im Hintergrund ist der älteste Teil  des Gymnasiums Traben-Trarbach zu sehen.

Jochen Wiedemann im Park der Schule. Im Hintergrund ist der älteste Teil  des Gymnasiums Traben-Trarbach zu sehen.

Foto: TV/Clemens Beckmann

Es war ein historischer Tag. Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche in Wittenberg. Sein Ziel: keine Spaltung sondern eine Reformation der römisch-katholischen Kirche. Doch es kam anders. Mit dem Protestantismus entstand eine zweite christliche Konfession. Auch wenn es keine sofortige Reaktion war, ist auch die 1573 erfolgte Eröffnung der Alten Lateinschule Traben-Trarbach, Vorläuferin des heutigen Gymnasiums, auf die Reformation zurückzuführen. Traben-Trarbach und einige benachbarte Orte waren so etwas wie eine protestantische Enklave in einer ansonsten von Katholiken geprägten Region. Es gab einflussreiche Kirchenmänner und begüterte Menschen, die sich eine höhere Schule wünschten und sie letztlich auch bauen ließen.

Das Gymnasium kann damit eine weitaus längere Tradition aufweisen als viele vergleichbare Schulen - ja es war lange Zeit die einzige höhere Schule in der Region. Noch im 20. Jahrhundert gingen junge Menschen aus Bernkastel-Kues jeden Tag morgens über den Berg in die andere Moselstadt und nachmittags zurück.

Die Schule feiert kommendes Jahr im großen Rahmen ihren 450. Geburtstag (siehe Extra). Mit Jochen Wiedemann wird ein Mann an der Spitze stehen, der wie kaum ein anderer Zeitgenosse diese Schule in- und auswendig kennt. Der 52-Jährige leitet die Schule seit gut einem Jahr und seit wenigen Tagen auch ganz offiziell. Er kennt sie aber schon aus Kindertagen, denn er hat sie selbst als Schüler besucht und dort 1989 Abitur gemacht.

Warum hat er sich für den Lehrerberuf entschieden? Er habe sich zwei Fragen gestellt. „Weil man alles besser machen will, oder weil man sich wohl gefühlt hat.“ Bei ihm sei es der Wohlfühlfaktor gewesen. „Dass meine Eltern beide Lehrer waren, hat mich nicht abgeschreckt“, sagt er. Es sei viel mehr Motivation gewesen.

Er habe kurzzeitig Bedenken gehabt, am Heimatgymnasium Lehrer zu werden. „Weil ich ehemalige Lehrer als Kollegen bekam. Aber ich habe mich gleich akzeptiert gefühlt“, erzählt er. Die Schullaufbahn kam in Gang. Sechs Jahre lang war er MSS-Leiter, drei Jahre stellvertretender Direktor. Als sein Vorgänger, Rudolf Müller-Kessler, in den Ruhestand ging, bewarb er sich um die Nachfolge.

Sein Einstieg in das Amt fiel mitten in die Corona-Zeit mit all ihren negativen Auswirkungen im Schulbetrieb. Abgeschreckt habe ihn das nicht, sagt er. Erst Schüler, dann Lehrer und jetzt Direktor des Gymnasiums mit 400 Schülerinnen und Schüler sowie 48 Lehrerinnen und Lehrern und zusätzlichen pädagogischen Fachkräften.

Mehr als 35 Jahre kennt Jochen Wiedemann diese Schule. Was hat sich verändert? Die Digitalisierung und die neuen Medien haben Einzug gehalten – mit guten und schlechten Seiten. Mobbing sei ein Thema. Seine Schule versuche, dem Einhalt zu gebieten. Auszeichnungen als „Schule mit Courage“, „Schule ohne Rassismus“ und „Nachhaltige Schule“ seien Ergebnis dieser Anstrengungen. Der Spruch, den er für seine Einführung wählte, passt dazu: Ut omnes unum sint – Dass alle eins seien.

Jochen Wiedemann ist nun vor allem Manager und Verwalter. „Doch der schönste Teil meiner Arbeit sind die zwölf Stunden Unterricht, die ich pro Woche gebe. Das ist mir ganz wichtig. Denn ich bin viel zu gerne Lehrer“, sagt er.

Natürlich habe Corona Auswirkungen auf die Schülerinnen und Schüler gehabt. Vor allem die Jungen hätten gelitten, weil der persönliche Kontakt untereinander über längere Zeit fehlte. Manche Schüler seien „vereinsamt“. Bei den Mädchen seien die Folgen nicht ganz so schlimm.

Wo findet der Oberstudiendirektor seinen Ausgleich? Bei der Familie (Ehefrau und drei Kinder) und damals wie heute in der Musik. Anfangs im Kirchenchor des evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach, dann im Traben-Trarbacher Kammerchor, aktuell beim Chor „Project Vocal“.

Instrumental ist er mit der Trompete unterwegs. In der Bundeswehrzeit beim Heeresmusikkorps, aktuell beim Casino-Salonorchester Traben-Trarbach, das Tanz- und Unterhaltungsmusik aus den 1920er bis 1940er Jahren spielt.

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