Jubiläum in den Piesporter Weinbergen

PIESPORT. (red) Mitten in den Piesporter Weinbergshängen findet am Sonntag, 24. September, ein besonderes Jubiläum statt. Gefeiert wird die Renovierung der Kapelle "Michelskirche" vor zehn Jahren, deren Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurück gehen.

Die ungewöhnliche Geschichte, die sich hinter dem Kapellenfest verbirgt, begann im Oktober 1995. Damals pachtete der Piesporter Egon Esseln einen Weinberg am linken Moselufer in Piesport - an der Mosel kein besonderes Ereignis. Doch dieser Wingert weist eine Besonderheit auf: Mitten im Weinberg steht eine kleine Kapelle. Sie erinnert an das 14. Jahrhundert, an die Zeit, als an dieser Stelle noch die Pfarrkirche von Piesport stand. Sie war dem Erzengel Michael geweiht und trug den Namen Michelskirche. Im Laufe der Jahrhunderte verlor die Kirche an Bedeutung. Unten im Ort wurde ein Gotteshaus erbaut, und die Gottesdienste wurden dort gefeiert. Die alte Kirche wurde derweil baufällig und um 1700 völlig aufgegeben. Heute erinnert nur noch die kleine Kapelle und der Name "Michelskirche" an den einst so bedeutungsvollen Ort. Bevor 1985 die Flurbereinigung auf dem Piesporter Berg begann, lag die Kapelle unmittelbar an einem Weinbergsweg. Kapelle und dazugehöriger Weinberg befanden sich in Privatbesitz. Im Zuge der Flurbereinigungsarbeiten und der damit verbundenen Neuaufteilung der Weinbergsflächen fiel dieser Weg weg. Heute steht die Kapelle mitten in einem Weinberg, eine malerische Lage, die jedoch eine moderne Bewirtschaftung der Weinbergsfläche unmöglich macht. Eine Wiederzuteilung des Weinbergs an die früheren Besitzer war unzumutbar. So gingen Kapelle und Weinberg in das Eigentum der Gemeinde Piesport über. Was sollte aus der Michelskirche werden? Wie sollte der Weinberg bewirtschaftet werden? Egon Esseln aus Piesport lag der Erhalt der Kapelle am Herzen. Er wollte das letzte Überbleibsel dieses einst so bedeutungsvollen Ortes erhalten wissen. Leitet sich nicht zuletzt von der "Michelskirche" der Name der weltbekannten Weinbergslage "Piesporter Michelsberg" ab. Der damals 29-jährige Feierabendwinzer zögerte nicht lange und pachtete im Oktober 1995 den Weinberg samt Kapelle. Nun begann eine arbeitsintensive Zeit. Um die Fundamente zu sichern und trockenzulegen, wurde die Kapelle rundherum freigegraben - im steilen Weinbergshang eine mühevolle Arbeit. Doch Freunde und Bekannte standen mit Rat und vor allem Tat zur Seite. Die Ortsgemeinde Piesport sorgte für den Zugang und errichtete eine Treppe, die die Kapelle durch 60 Stufen mit dem darunterliegenden Weg verbindet. Der Angelsportverein kümmerte sich um den Anstrich, und so erstrahlte die Kapelle schon bald in neuem Glanz. Im August 1996 folgte die feierliche Einweihung im Rahmen eines Kapellenfestes. Seitdem haben zahlreiche Wanderer Station in der kleinen Kapelle gemacht und die schöne Aussicht auf die Mosellandschaft genossen. Und auch Winzer Egon Esseln lässt es sich nicht nehmen, bei der Arbeit im Michelskirch-Wingert eine Pause einzulegen und sich bei einem guten Glas Wein in den Bann dieses geschichtsträchtigen Ortes ziehen zu lassen. Das Fest beginnt um 15 Uhr mit einer feierlichen Andacht, gehalten von Pfarrer Matthias Biegel. Anschließend ist die Bevölkerung zum gemütlichen Beisammensein eingeladen.

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