Jugendliche helfen und teilen für den kleinen Jonathan

Hetzerath · Die Spendenbereitschaft für den schwerstbehinderten Jonathan (5) aus Föhren reißt nicht ab. Messdiener, Vereine, die Seniorengemeinschaft und sogar der Nikolaus überreichten ihr gesammeltes Geld der Familie Schmitz, die mit Hetzerath eng verbunden ist.

 Die Hetzerather Messdiener treffen Jonathan Schmitz (Bild Mitte) und seine Familie (links) im Bürgerhaus, um ihnen den Erlös aus dem Verkauf der Martinslose zu schenken. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Die Hetzerather Messdiener treffen Jonathan Schmitz (Bild Mitte) und seine Familie (links) im Bürgerhaus, um ihnen den Erlös aus dem Verkauf der Martinslose zu schenken. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Hetzerath. Großer Bahnhof für Jonathan: Im Bürgerhaus haben sich die Messdiener aus dem Dorf mit einem riesigen Scheck um den Fünfjährigen im Rollstuhl versammelt. Dazu spielen Bläser des Musikvereins Weihnachtslieder, und sogar der Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht bringt Geschenke. Niemand weiß, wie viel Jonathan von dem Trubel um seine Person eigentlich mitkriegt. Er ist schwerst mehrfach behindert, seitdem er als extremes Frühchen am dritten Tag nach seiner Geburt eine Hirnblutung erlitt.
Aus der Zeitung haben die Hetzerather Messdiener von der TV-Aktion Meine Hilfe zählt und von Jonathan erfahren. Sie beschlossen, die Einnahmen aus dem Verkauf der Martinslose zur Hälfte Jonathans Familie zu spenden. Die andere Hälfte fließt in ein Hilfsprojekt für die Opfer des Taifuns Haiyan auf den Philippinen. "Ganz nach dem Brauch des heiligen Martin halbieren wir", schmunzelt Küsterin Anne Stoffels, die den Kindern den Vorschlag zur Spende machte.
"Messdiener können mehr als dienen", sagt Melanie Follmann. Sie ist mit ihren 15 Jahren die älteste der 17 Messdiener, von denen jeder drei Stunden lang bei starkem Regen und Wind an den Haustüren Lose verkauft hat.
Melanie begegnet Jonathan bei der Spendenübergabe im Bürgerhaus zum zweiten Mal. Als Messdienerin war sie auch zufällig bei seiner Tauffeier 2009 in der Hetzerather Kirche. "Wir wollen hilfsbereit sein", erklärt der zwölfjährige Luca Kuhnen, was die Gruppe bewogen hat, einstimmig die Spende zu beschließen. Das Geld kommt in den Spendentopf für ein behindertengerecht umgebautes Auto. Der neue Multivan bietet dann nicht nur Platz für den Rollstuhl. Mittels einer hydraulischen Hebebühne mit Rampe kann Jonathan in seinem Rollstuhl ins Auto gehoben werden. Bislang müssen die Eltern den 18 Kilogramm schweren Jungen aus dem Rollstuhl ins Auto hieven. Im Februar wird das voll aus Spenden finanzierte Auto geliefert.
Warum sich die Messdiener gerade Jonathans Familie für ihre Spendenbereitschaft ausgewählt haben, mag damit zusammenhängen, dass der Vater des Jungen, Christian Schmitz, aus Hetzerath stammt. Vor sechs Jahren ist er mit seiner Frau Claudia nach Föhren gezogen. Dort wollen die beiden im nächsten Jahr ein behindertengerechtes Haus bauen, damit Jonathan bei ihnen und seiner Schwester Luisa bleiben kann.
Wie sehr Hetzerath hinter der Familie steht, zeigen weitere Spenden: 1000 Euro von der Vereinsgemeinschaft, 300 Euro von den Senioren und 250 Euro vom Nikolaus. Christian Schmitz und seiner Frau ist es nicht leicht gefallen, öffentlich um finanzielle Hilfe zu bitten. Er habe sich gefragt, ob er sich dann wie ein Bettler fühlen würde, schildert Jonathans Vater seine Zweifel. Es kam ganz anders.
"Wir haben erfahren, dass Leute gerne geben und die Gemeinschaft fest zusammenhält, wenn es drauf ankommt", sagt er. Und seine Frau fügt hinzu: "Ein dickes Danke an alle, die beteiligt waren."Extra

Die Spendenaktion "Meine Hilfe zählt" des Trierischen Volksfreunds existiert seit Weihnachten 2010 und hat in drei Jahren mehr als eine Million Euro für gemeinnützige Initiativen in und aus der Region erbracht. Die Beschaffung eines behindertengerechten Fahrzeugs für den kleinen Jonathan war mit 44 000 Euro das bislang größte Einzelprojekt. Insgesamt konnte die Finanzierung für mehr als 200 Projekte sichergestellt werden. Jeder Euro, der gespendet wird, kommt ohne Abzug dem guten Zweck zugute. DiL

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