Jugendliche packen an und übernehmen Verantwortung

Mülheim · Mülheimer Jugendliche wollen nicht nur die Ärmel hochkrempeln für ihren Jugendraum, der schon in wenigen Wochen öffnen soll. Vier von ihnen werden dafür auch mehrere Samstage die Schulbank drücken.

 16 Jugendliche wollen sich für den eigenen Jugendraum selbst miteinbringen. Mit im Bild Ortsbürgermeister Friedhelm Leimbrock (hinten, Vierter von links) und Ratsmitglied Dirk Auler (links). TV-Foto: Ursula Schmieder

16 Jugendliche wollen sich für den eigenen Jugendraum selbst miteinbringen. Mit im Bild Ortsbürgermeister Friedhelm Leimbrock (hinten, Vierter von links) und Ratsmitglied Dirk Auler (links). TV-Foto: Ursula Schmieder

Mülheim. Der Mülheimer Nachwuchs hat sich nicht lange bitten lassen. 16 Jungen und Mädchen folgten der Einladung der Gemeinde ins Haus Haag. Und das, obwohl sie so mit als Erste in der Pflicht sind, sich tatkräftig dafür einzusetzen, dass ihr Jugendraum möglichst bald öffnen kann. Denn ein passendes Domizil ist vorhanden. Das frühere Posthäuschen der Gemeinde wird schon seit 2004 - mit Unterbrechungen - als Jugendraum genutzt (siehe Extra). Die Lage hinter dem Feuerwehrhaus und unmittelbar am Festplatzgelände ist optimal. Denn direkte Nachbarn fehlen, so dass es auch kaum stört, wenn es doch mal lauter wird.
Der große Andrang der 13- bis 18-Jährigen zeigt, dass es wieder Bedarf für den Treffpunkt gibt. Ortsbürgermeister Friedhelm Leimbrock überrascht das nicht. Dem Rat sei das bewusst gewesen. Doch da Jugendräume im Sommer kaum genutzt würden, sei die Wiedereröffnung für den Herbst anvisiert worden. Die zuvor rückläufige Nachfrage begründet er mit einem generations- oder gruppenbedingten Bruch. Da die Jugendlichen bei der erforderlichen Renovierung mitanpacken wollen, könnten sich die Türen dort schon im November öffnen. Leimbrock schätzt, dass sie auf jeden Fall noch vor Weihnachten einziehen werden.
Die wichtigsten Teile der Ausstattung wie Kicker, Fernseher und Musikanlage seien ja vorhanden. Und Sitzgelegenheiten können Eltern zur Verfügung stellen, meint Ratsmitglied Dirk Auler, der gleich ein Sofa anbot. Sofern die Elektrik in Ordnung ist, dürften die Kosten daher überschaubar bleiben. Denn selbst die Farben für den frischen Anstrich müssen nicht gekauft werden. Eckhard Lamberty, Wagenbauer des Festumzuges Mülheimer Markt, will noch vorhandene Reste zur Verfügung stellen. Auch beim Bau einer Theke werden vermutlich Erwachsene helfen. "Mein Onkel wird die bestimmt bauen, wenn ich ihn überrede", stellte ein Jugendlicher zuversichtlich in Aussicht. Ein erster Ortstermin am Posthäuschen ist bereits für Donnerstag, 27. Oktober, 17 Uhr, vereinbart worden. Leimbrock begrüßt die Eigeninitiative der Jugendlichen, die so auch besser auf alles aufpassten. Außerdem könnten sie Renovieren eigene Ideen einbringen.
Darüber hinaus werden vier 16-Jährige eine Jugendleiterschulung absolvieren. Dass sie dafür vier Samstage einplanen und teils auf Fußball verzichten müssen, nehmen sie bereitwillig in Kauf. Im Gegenzug erhalten sie künftig die Schlüsselgewalt im Jugendraum, wo sie für Ordnung sorgen sollen. Die Schulung wird sie laut Jugendpfleger Guido Moll unter anderem auch befähigen, Streit zu schlichten. Die Voraussetzungen für ein reibungsloses Miteinander der ab 14-Jährigen wird ihre noch selbst zu erstellende Hausordnung schaffen. Darüber hinaus wird ein Beirat aus jungen Leuten, Eltern und Ratsmitgliedern gebildet. Moll wird lediglich als Berater zur Verfügung stehen.
Jugendräume funktionieren erfahrungsgemäß umso besser, je höher die Eigenbeteiligung ist. Ob im Jugendraum Videospiele oder Getränke vorgehalten werden, wird daher ebenso im Ermessen der Nutzer liegen wie die Öffnung des Raums für Nicht-Mülheimer. "Ihr seid Hausherr", betonte Moll. Daher könnten sie notfalls auch die Polizei alarmieren. Keinesfalls erlaubt ist Alkohol - und rauchen ist wie in jedem anderen öffentlichen Raum tabu.

Extra

Der Jugendraum im ehemaligen Posthäuschen der Gemeinde war 2004 eingerichtet worden. In den folgenden Jahren schloss er mehrmals mangels Nachfrage seine Türen. Auch in den jüngsten anderthalb Jahren war er geschlossen. Zuletzt hatten 2006 Jugendliche den Raum ihren Vorstellungen entsprechend renoviert und genutzt. Zwei Jahre später zeichnete sich jedoch ein rückläufiges Interesse ab. urs

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