Bernkastel-Kues Julius Kühn-Institut erforscht Pflanzenschutz in Bernkastel-Kues – Warum das für die Zukunft des Moselweins wichtig ist

Bernkastel-Kues · Klimawandel und Schädlinge bedrohen das Weinbaugebiet Mosel. Helfen könnten Forschungen zum Pflanzenschutz. Doch Ende 2021 läuft eine wichtige Vereinbarung aus. Wie geht es weiter?

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Foto: TV

Nirgendwo im Land können Wissenschaftler den Pflanzenschutz im Weinbau besser erforschen, als in den Steillagen des Anbaugebietes Mosel. Daran zweifelte schon vor zwanzig Jahren niemand ernsthaft. Damals gaben sich Politikerinnen und Politiker aus Bund und Land in Bernkastel-Kues die Klinke in die Hand: Mehre Jahre diskutierten sie über den Fortbestand oder die Schließung des Institutes für Pflanzenschutz, in der Region nur Bio genannt. An der Spitze stand Renate Künast (Grüne), die damalige Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Am Ende sollte die Forschungsarbeit im pfälzischen Siebeldingen fortgeführt werden – ein weiterer Standort des Julius-Kühn-Institutes (JKI), zu dem die Bio gehörte.

Es kam zu einem Kompromiss. Ein paar Mitarbeiter der Bio blieben in Bernkastel-Kues. Auch Institutsleiter Dr. Michael Maixner blieb der Umzug erspart. Doch alle brauchten Platz für ihre Arbeit, weil das Bio-Gelände nebst dem Gebäude verkauft wurde.

Neue Heimat ist seit 2010 das im gleichen Jahr eröffnete Steillagenzentrum in Bernkastel-Kues. Bund und Land schlossen eine Verwaltungsvereinbarung. Der Bund verpflichtete sich für einen Zeitraum von zehn Jahren, bis zu drei Millionen Euro in die Forschung zu investieren. 2,5 Millionen Euro sind seither geflossen. Das Land, Besitzer des Steillagenzentrums und Träger des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) mit Schule, Versuchsweinbau und Beratung, zahlt die Kosten für das forschende Personal und stellt die Versuchsstation.

Ende 2021 läuft die Vereinbarung aus. Da stellt sich die Frage: Wird es eine neue Vereinbarung geben? Die Verhandlungen darüber laufen, heißt es aus Berlin und Mainz. „Der Steillagenweinbau zählt gemeinsam mit anderen Kulturlandschaften zu den bedeutenden Landschaftsräumen in Deutschland. Er weist eine sehr hohe biologische Vielfalt auf und ist Lebensraum für besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten, die an die weinbauliche Nutzung gebunden sind“, schreibt eine Pressesprecherin des Bundesministeriums. „Die in der Forschungskooperation zwischen DLR und JKI gewonnenen Erkenntnisse haben den Steillagenweinbau an der Mosel, in Rheinland-Pfalz sowie bundesweit vorangebracht“, schreibt Susanne Keeding aus der Presseabteilung des Mainzer Ministeriums für Landwirtschaft und Weinbau.

Das ist doch schon einmal mehr als nur eine vage Absichtserklärung. Und es liegen genug Themen auf dem Tisch: die Auswirkungen des Klimawandels auf den Steillagenweinbau, neue Schädlinge, die Digitalisierung in der Steillagenbewirtschaftung, die Herausforderungen für den Pflanzenschutz – auch im ökologischen Weinbau. Nach Auskunft aus Mainz soll die neue Vereinbarung allerdings nur fünf Jahre laufen. Aus Berlin kommt zum Zeitrahmen keine Aussage. Offen bleibt auch das finanzielle Volumen.

Michael Maixner bezeichnet die bisherige Zusammenarbeit als „sehr erfolgreich. Die Praxisarbeit des DLR und die Forschung des JKI ergänzen sich.“ Wichtige Themen seien unter anderem der Klimawandel, die Artenvielfalt (Biodiversität), die Untersuchung steillagenspezifischer Schaderreger sowie der Einsatz von Drohnen für den Pflanzenschutz.

  Winden-Glasfügelzikade: Dieser Gast ist in den Weinbergen nicht gerne gesehen. Die Winden-Glasflügelzikade überträgt die Schwarzholzkrankheit.

 Winden-Glasfügelzikade: Dieser Gast ist in den Weinbergen nicht gerne gesehen. Die Winden-Glasflügelzikade überträgt die Schwarzholzkrankheit.

Foto: Michael Maixner
 Sprühdrohnen sollen in Zukunft verstärkt für den Pflanzenschutz eingesetzt werden.

Sprühdrohnen sollen in Zukunft verstärkt für den Pflanzenschutz eingesetzt werden.

Foto: Matthias Porten

Für Walter Clüsserath, den Präsidenten des Weinbauverbandes, ist die Sache ganz einfach: „Ohne Forschung gewinnt man keine Erkenntnisse“, sagt er. Und: „Es ist wichtig, unter unseren Bedingungen zu forschen.“ Der Klimawandel und die Bedrohung durch neue Schädlinge seien von existenzieller Bedeutung. „Es ist auch wichtig die Öffentlichkeit zu sensibilisieren“, ergänzt Clüsserath. Er ermuntert die Handelnden vor Ort auch für ihr Tun zu werben. „Klappern gehört zum Handwerk.“

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