Jung, engagiert, Wittlicher: Nachfolger fürs Jugendparlament gesucht

Wittlich · „Nicht meckern, sondern machen“: Diese Aufforderung aus den Reihen des zweiten Wittlicher Jugendparlaments (Jupa) bleibt aktuell. Jetzt steht die dritte Jupa-Wahl an. Doch wie sieht überhaupt das Leben aus?

Jung, engagiert, Wittlicher: Wer sagt, "Das stimmt!", kennt vielleicht ein Mitglied des Wittlicher Jupas oder einen Jugendlichen, der das werden könnte. Aktuell läuft die Suche nach Kandidaten. Bewerber dürfen bis 23 Jahre alt sein. Der aktuelle Vorsitzende Matthias Becker und Stellvertreter Niklas Sips hoffen, dass sich neue Freiwillige finden. Dafür werben sie im TV-Interview.

Drei Jahre haben Jupa-Mitglieder Zeit, etwas umzusetzen. Inwieweit ist dieser Turnus ok?
Niklas Sips: Am Turnus gibt es nichts auszusetzen. So hat man genügend Zeit, Ideen umzusetzen.
Matthias Becker: Außerdem ist die Zeit im Jugendalter eine Zeit des Umbruchs, weshalb eine längere Periode ungünstig wäre.

Wie viele der jetzigen Jupa-Mitglieder treten nochmal an?
Sips: Da bin ich mir nur bei einem sicher. Ich denke, dass dies auch daran liegt, dass viele wissen, dass sie Wittlich bald verlassen und sich im Laufe der drei Jahre aus privater Sicht viel getan hat. Die meisten haben auch einfach nicht mehr so viel Zeit.

Was sollte ein Bewerber mitbringen an Engagement, Ideen, Zeit?
Sips: Der Zeitaufwand ist gering. Meistens trafen wir uns einmal im Monat. Nur vor Aktionen wurde die Arbeit zeitintensiver. Ansonsten sollte ein Bewerber sein Amt ernst nehmen, echtes Interesse haben, etwas für Wittlichs Jugend zu erreichen. Die Ideen entstanden meistens im "laufenden Betrieb", sind im Vorfeld also nicht unbedingt am wichtigsten. Aber eine ungefähre Vorstellungen und gewisse Grundeinstellung sind von Vorteil.

Was frustet, was macht Spaß?
Sips: Es ist immer sehr schade, wenn man eine Idee hat, viel Arbeit in ihre Umsetzung steckt und dann kurz vor dem Ziel aus irgendeinem Grund scheitert. Dies ist vorgekommen. Manchmal stand man auch mit einer Aktion alleine da. Aber trotzdem hat mir die Arbeit in den vergangenen drei Jahren im Großen und Ganzen Spaß gemacht. Besonders interessant fand ich es immer, mit anderen Gruppierungen zusammenzuarbeiten und neue Kontakte zu knüpfen.
Becker: Es ist vor allem schade, wenn ehrenamtliche Zeit und Arbeit in ein Projekt gesteckt werden und es nicht angenommen wird, obwohl kritisiert wurde, dass nichts für die Jugend gemacht wird.

Was waren Flops und Tops?
Sips: Der größte Flop war tatsächlich der Kino-Tag in Bernkastel-Kues. Aber auch die Aktion am letzten Schultag vor den Sommerferien, an der wir uns letztes Jahr engagierten, fand keinen großen Zuspruch. Der aus meiner Sicht größte Erfolg war das Benefizkonzert "House of Rock", was erst kürzlich stattfand. Hier war das HdJ voll besucht und unser Ziel, ein Konzert zu Gunsten der Flüchtlingsarbeit, mit Einheimischen und Flüchtlingen, die gemeinsam feiern, wurde erreicht.

Was wünschen sich wohl aktuell 15-Jährige, was 19-Jährige?
Sips: Das ist eines der Probleme in der Jupa-Arbeit. Es kommt zu wenig Feedback von den Jugendlichen. Der größte Wunsch aller, ein Kino, ist uns natürlich bekannt, für das Jupa allerdings eine Nummer zu groß.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Wer sagt, für Jugendliche ist in Wittlich nichts los…
Sips: … der hat teilweise sogar recht, sollte nach dieser Aussage allerdings auch mithelfen dies zu ändern oder zumindest eine Idee im Hinterkopf haben, die es zu teilen gilt.
Becker:...der sollte sich lieber angucken, was es gibt und nicht, was es nicht gibt. Es gibt viele Sportvereine, kirchliche Angebote oder den offenen Treff, das HdJ, Freizeitmannschaften und Weiteres. Das wird oft vergessen.

Was fehlt denn tatsächlich an Angeboten in der Stadt?
Sips: Ganz klar das Kino.

Der Konzertabend für Flüchtlinge im HdJ: Wer kam auf die Idee?
Sips: Die Idee entstand während einer Sitzung. Die Umsetzung an sich erfolgte recht schnell in einer kleinen Gruppe. Am Ende stand dann ein Konzert mit 150 Besuchern, das meiner Ansicht nach als voller Erfolg verbucht werden konnte. Besonders gefreut hat uns die gelungene Integration an diesem Abend. Eine eventuelle Neuauflage liegt in den Händen unserer Nachfolger.
Becker: Es wurde etwas rumgesponnen und von einem kam's zum anderen. So wie unsere meisten Ideen. Einer hat eine Idee etwa in eine bestimmte Richtung, wie hier als Ursprungsidee: etwas für Flüchtlinge zu machen. Ein anderer spinnt die Idee weiter, und der Dritte und Vierte verfeinern diese noch. Deshalb ist es wichtig, dass verschiedene Köpfe im Jugendparlament vertreten sind. Wir hoffen aber natürlich, dass diese die Projektreihe weiterführen.

Herr Becker: Was haben Sie aus Jupa-Arbeit für Ihr weiteres Engagement im Stadtrat gelernt?
Becker: Das Demokratie sehr langatmig sein kann. Zunächst muss man offiziell darüber bestimmen. Dann geht es durch weitere Gremien und so weiter. Gerade als Jugendparlament sollte man aber manchmal zeigen, dass man nicht Stadtrat ist, sondern eben Jugend und auch manchmal unkonventionell handeln.

Wie viel Geld haben Sie für die Jupa-Arbeit zur Verfügung?
Sips: 1500 Euro pro Jahr

Was kommt an Spenden hinzu?
Sips: Leider nichts.
Becker: Bei Aktionen wie dem House of Rock können wir Spenden sammeln. Dies geschieht dann jedoch ausschließlich für den Zweck der Veranstaltung.

Woran fehlt es noch aktuell?
Sips: Zur Zeit fehlt es an Kandidaten für das neue Jugendparlament, das am 31. Mai gewählt werden soll. Alle Wittlicher zwischen 14 und 23 Jahren sind aufgerufen, sich zu bewerben!
Becker: Bewerbungsschluss ist am 13. April. Wir freuen uns über jeden, der sich engagieren will.

Was könnte das dritte Jupa weiterführen, was neu anpacken?
Sips: Das muss es selbst wissen! Andere Gruppen haben andere Ideen, andere Interessen. Natürlich wäre es schön, sie würden "House of Rock" neuauflegen.

Wünschen geht ja immer. Was würden Sie sich wünschen?
Sips: Dass es genug Bewerber gibt, um ein weiteres Jugendparlament zu Stande zu bringen.
Becker: Ganz klar wie fast alle Jugendlichen und auch Ältere in Wittlich: das Kino.

Interessierte melden sich bei der Stadtverwaltung, im Haus der Jugend oder per E-Mail jugendparlament@stadt.wittlich.de
Zur Person


Niklas Sips ist 18 Jahre alt, besucht das Cusanus Gymnasium und ist stellvertretender Vorsitzender des Jugendparlaments.

Matthias Becker, 20 Jahre, ist Vorsitzender des Jugendparlaments und arbeitet als Bankkaufmann bei der VVR Bank.

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