Junge Flüchtlinge und Wittlicher entdecken ihre Heimat

Wittlich · Orte der Begegnung besser kennenlernen und in einem Film zusammenfassen - das haben sich die Teilnehmer des Projekts, das vom Mehrgenerationenhaus, der Stadt und dem offenen Kanal Wittlich angeboten wurde, vorgenommen. Die Leitung hatte eine Medienpädagogin. Das Ergebnis zeigten die Jugendlichen in einer Feierstunde.

 Auf Entdeckungstour waren die zwölf Jungen und drei Mädchen aus sechs Ländern in Wittlich. Hier sind sie zu Besuch in der Stadtbücherei mit Bibliotheksleiterin Elke Scheid (rechts). TV-Foto: Christina Bents

Auf Entdeckungstour waren die zwölf Jungen und drei Mädchen aus sechs Ländern in Wittlich. Hier sind sie zu Besuch in der Stadtbücherei mit Bibliotheksleiterin Elke Scheid (rechts). TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich. "Das Büchereigespenst bleibt heute im Bett", erklärt Elke Scheid, Leiterin der Stadtbücherei Wittlich. Ihre jugendlichen Besucher sind auch aus dem Alter raus. Achten muss sie bei ihrer Führung durch die Bibliothek auf etwas anderes: Sie muss langsam sprechen, damit ihre Gäste sie verstehen. Denn die elf Mitglieder der Gruppe kommen aus sechs verschiedenen Ländern. Es sind junge Flüchtlinge aus dem Irak, Syrien, Libyen, dem Libanon, Afghanistan, Marokko und Jugendliche aus Deutschland. Sie wollen die Stadtbücherei kennenlernen, und ein filmisches Porträt über die öffentlichen Einrichtungen Wittlichs machen. Sie hören zu, wie die Bibliothek aufgebaut ist, wer Bücher ausleihen darf und welche Kosten entstehen. Für die Gruppe ist besonders die Ecke mit der fremdsprachlichern Literatur interessant: 52 Sprachen sind vertreten. Beeindruckt waren die Jugendlichen auch davon, dass es insgesamt rund 80 000 Bücher gibt. "Das ist schon krass, dass es hier so viele Bücher gibt", meint beispielsweise Mohammed aus Syrien. Nach der Führung, die von Hassein und Mohammad gefilmt wurde, steht ihnen Elke Scheid noch für Fragen zur Verfügung.
Neben der Bücherei standen die Minigolfanlage, die Boulderhalle, der Stadtpark und das Haus der Jugend auf dem Plan der Jugendlichen. Ziel des Projekts war es, den Jugendlichen im Rahmen der Integration, Berührungspunkte zu zeigen. Michaele Schneider, Mehrgenerationenhaus sagt: "Es ist für die Jugendlichen nicht leicht, hier Kontakte zu knüpfen, Freunde zu finden und Freizeitbeschäftigungen, die für sie auch bezahlbar sind. Da wollten wir ihnen Alternativen zeigen." Die haben sie nun besucht und in einem kleinen Film festgehalten. Dabei haben sich einige Überraschungen ergeben. Die Medienpädagogin Pia Lauscher berichtet: "Die Minigolfanlage war beispielsweise der Renner bei den Jugendlichen, weil sie da viel Spaß mit ihren Freunden hatten. Damit hatten wir nicht gerechnet." Weiter sagt sie: "Nicht gerechnet haben wir damit, dass wir an einem Abend einen Teilnehmer suchen mussten, weil er verschwunden war. Er ist dann wieder aufgetaucht. Toll war es zu sehen, wie selbstverständlich die Jugendlichen miteinander umgegangen sind."
Großer Zusammenhalt


Das loben auch die Jugendlichen. "Der Zusammenhalt während des Projekts zwischen den Leuten war gut hier. Zusammen kochen, Brettspiele spielen und den Film zusammen zu machen, war super", berichtet Mohammad aus Lybien.
Für die Präsentation des Werks, das die Stationen und die Interviews zeigt, hatten die Jugendlichen ein Rahmenprogramm erarbeitet. Sie moderierten den Film an, es gab Gesangs- und Rapbeiträge und ein Büfett mit landestypischen Kleinigkeiten. Finanziert wurde das Projekt vom Bundesverband der Schulfördervereine im Rahmen des Bundesprogramms "Kultur macht stark". chb

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