Junger Jurist gewinnt gegen Verwaltungsfachmann

Morbach-Haag · Der 36-jährige Jurist Andreas Hackethal ist der CDU-Kandidat für die Bürgermeisterwahl. Hackethal hat sich bei der Wahl durch die Parteimitglieder klar gegen den 54-jährigen Theo Gätz, Büroleiter der Einheitsgemeinde, durchgesetzt.

Junger Jurist gewinnt gegen Verwaltungsfachmann
Foto: Klaus Kimmling

Wer bei der Mitgliederversammlung der Morbacher CDU in der Haager Mehrzweckhalle genau hingehört hat, konnte bereits zur Halbzeit der Veranstaltung am Applaus abschätzen, wer die Wahl zum Bürgermeisterkandidaten gewinnen würde.

Als der 36-jährige Jurist Andreas Hackethal ans Rednerpult trat, um sich vorzustellen, klatschten die 80 Anwesenden deutlich stärker als nach dem Vortrag des erfahrenen Verwaltungsmanns Theo Gätz. Letzterer erhielt lediglich einen freundlichen Applaus.

Dabei vertraten die beiden gebürtigen Morbacher in der vom CDU-Kreisvorsitzenden Alex Licht geleiteten Sitzung zum Teil wortgleich dieselben Ziele. Beide versprachen, Unternehmen vor Ort zu unterstützen, die Gewinnung regenerativer Energie auszubauen und die Morbacher Bildungseinrichtungen voranzubringen. Beide kündigten an, Ortsbezirke und Vereine zu stärken und Angebote für Jugendliche und ältere Menschen auszubauen.

Und all das mit einer bürgernahen Verwaltung.Es zeigten sich dennoch Unterschiede. Gätz, der Büroleiter der Einheitsgemeinde Morbach, der seit 23 Jahren in der Verwaltung tätig ist, beschrieb seine Ziele ausführlich und detailliert. 28 Minuten lang sprach er mehr oder minder gleichförmig. Die wichtigsten Punkte projizierte er per Beamer auf eine Leinwand. Er betonte, dass er die Verwaltung von der Pike auf gelernt habe.

Hackethal sprach zehn Minuten kürzer. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende auf Kreisebene und Stadtverbandsvorsitzende in Bernkastel-Kues gab sich zuweilen kämpferisch und betonte dann entsprechend leidenschaftlicher.

Er nannte große Ziele, wie "Ich will Antworten geben, wie es gelingen kann, daheim alt zu werden", ohne jedoch etwas Konkretes zur Umsetzung zu sagen. Der Rechtsanwalt, der in einer Kanzlei in Trier arbeitet und in Bernkastel-Kues wohnt, betonte seine internationale Erfahrung als Student in Großbritannien und später bei der deutschen Botschaft in Singapur.

Er präsentierte sich als Kenner der Schwachstellen der Verwaltung, die er nach eigener Aussage als rechtsanwaltlicher Vertreter von Bürgern kennengelernt hat.Die Aussprache der CDU-Mitglieder, zu der beide Bewerber vor die Tür geschickt wurden, war wenige Minuten kurz. Ein Mann fragte: "Wollen wir einen Bürgermeister, der mit dem Laptop einen Lichtbildervortrag hält, oder einen, der bei jeder Veranstaltung frei redet, so wie bisher?"

Ein anderer Besucher konterte, dass es darauf nicht ankomme, sondern dass es darum gehe, eine Verwaltung zu kennen und zu führen. Ein dritter Redner warb dafür, langfristig zu denken und einen jungen Kandidaten mit Visionen zu wählen.Die Bewerbungsfrist für Bürgermeisterkandidaten läuft am 27. Juni ab. Neben Hackethal hat bislang Achim Zender von der Freien Wählergemeinschaft Morbach (FWM) seinen Hut in den Ring geworfen. Der Nachfolger von Gregor Eibes, dem jetzigen Landrat, wird am 7. August gewählt.

Meinung

Mut und Größe


Die Wahl des CDU-Bürgermeisterkandidaten war eine klare Entscheidung für den jüngeren, eher kämpferisch agierenden Kandidaten. Für Theo Gätz fiel sie sicher klarer aus als gewünscht. Dass er bei der Kandidatenwahl zum zweiten Mal unterlegen ist, macht die Sache nicht einfacher.
Bei der ersten Bewerbung vor 14 Jahren war er wie Gregor Eibes von einem Gremium aus CDU-Vorstand und -Ratsfraktion abgelehnt worden und bekam seinen Kontrahenten Eibes, der mit Unterstützung der Freien Wähler doch noch zum Bürgermeister gewählt wurde, schließlich zum Chef. Das hat 14 Jahre funktioniert und ist eine Konstellation, die auch diesmal eintreten könnte. Gätz hat damals Größe bewiesen - und auch heute. Er hat Hackethal als einer der Ersten beglückwünscht. Überhaupt war es mutig von ihm, eine zweite Niederlage zu riskieren.
Es ist gut, wenn eine große Partei ihren Mitgliedern zwei fähige Kandidaten präsentieren kann, andere Gruppierungen haben Probleme, nur einen zu finden. Für den intern Unterlegenen ist dies immer bitter, es belegt aber, dass die innerparteiliche Demokratie funktioniert.

m.maier@volksfreund.de

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