Weinbau Doppelte Herausforderung in schwierigen Zeiten: Ürziger Jungwinzer überzeugt bei Wettbewerb

Ürzig · Jungwinzer Philippe Conzen ist bei einem Degustationswettbewerb für das beste Riesling-Sortiment ausgezeichnet worden. Die Besonderheit: Er punktete mit zwei Ürziger Traditionsweingütern.

 Philippe Conzen führt die beiden Weingüter Mönchhof und Joh. Jos. Christoffel Erben in Ürzig seit drei Jahren.

Philippe Conzen führt die beiden Weingüter Mönchhof und Joh. Jos. Christoffel Erben in Ürzig seit drei Jahren.

Foto: TV/privat

 Ein Weingut zu leiten und dabei auch noch in der ersten Liga mitzuspielen, ist keine leichte Aufgabe. Für Philippe Conzen ist das offenbar kein Problem. Er schafft das sogar mit zwei Ürziger Traditionsbetrieben: Mönchhof und Joh. Jos. Christoffel Erben. Verborgen bleibt das nicht. Beim Degustationswettbewerb „Deutschlands beste Jungwinzer des Jahres 2021“ des Genussmagazins „Selection“ landete er deutschlandweit auf Rang fünf. In der Kategorie Riesling-Sortimente Riesling setzte ihn die Jury auf Platz eins.

„Ich hatte Weine von beiden Betrieben angestellt“, erzählt der 35-Jährige. Das Alter ist nicht unwichtig. Mit 35 gilt man noch als Jungwinzer. Es war die letzte Möglichkeit, bei dem Wettbewerb mitzumachen. 2020 war Conzen auch dabei, landete da beim Riesling auf Platz fünf.

Der Sieg in diesem Jahr dürfte auch in China registriert worden sein. Schließlich haben beide Betriebe seit 2016 einen chinesischen Besitzer: die BHC international Wine assets management group in Peking. Ihr gehören alle Anteile der damals gegründeten Weingüter M&C Management GmbH.

Robert Eymael übergab 2016 das Zepter des Betriebes, der seit 1804 im Besitz seiner Familie war, aber bereits 1177 erstmals erwähnt wurde, an die neuen Besitzer und bekam dafür ein nettes Sümmchen im siebenstelligen Bereich. Eymael war im Jahr 2000 auch eine Kooperation mit Hans-Leo Christoffel (Joh. Jos. Christoffel Erben) eingegangen, der keine Erben hatte.

Alle Arbeit wurde gemeinsam verrichtet, die Weingüter blieben aber selbstständig: „Jedes hat seinen eigenen Weinstil“, sagt Philippe Conzen, der neue Chef.

Er kam im September 2017 in den Betrieb, den Robert Eymael erst einmal weiter leitete. Doch da der die 60 schon überschritten hatte, suchte er in Absprache mit den chinesischen Besitzern einen neuen Betriebsleiter und fand ihn in Philippe Conzen. Der war bis dahin als technischer Betriebsleiter in einem Betrieb an der Nahe tätig.

Eymael arbeitete seinen Nachfolger 15 Monate ein. Ende 2018 verabschiedete er sich dann in den Ruhestand und verließ das repräsentative und herrschaftliche Wohnhaus, das von 1987 bis 1993 als Kulisse für 30 Episoden der Fernsehserie „Moselbrück“ diente. Seit Anfang 2019 ist Conzen der Verantwortliche im Betrieb, baut unter anderem die Weine aus und hat Robert Eymaels ehemalige Wohnung bezogen.

Die acht Hektar des Mönchhofs vertreten die moderne Linie. „Frisch, fruchtig, im Edelstahl ausgebaut“, erläutert der Oenologe. Christoffel (vier Hektar) repräsentiere die elegante Linie. „Traditionell im Holzfass ausgebaut“, erläutert Conzen.

Die Arbeit sei schon deshalb eine Herausforderung, weil die Lagen im Ürziger Würzgarten, im Erdener Treppchen und im Erdener Prälat sehr steil seien. „Da fährt kein Traktor“, sagt der Winzer. Handarbeit ist gefragt.

Der Riesling besitze eine hohe Wertigkeit. Es sei sein Ziel gewesen, einmal in einem Riesling-Weingut zu arbeiten. Nun führe er sogar zwei Betriebe, sagt der gebürtige Koblenzer (siehe Info).

Der Erfolg bei dem Wettbewerb sei eine „Bestätigung der Arbeit“. Corona machte natürlich auch nicht vor seiner Tür Halt. Sein erster Jahrgang, der 2019er, kam im Frühjahr 2020 auf den Markt, also zu Beginn der Pandemie, die überall erst einmal für Hilflosigkeit und Verzweiflung sorgte. Weil Mönchhof und Christoffel sehr stark vom Export in viele Teile der Welt abhängig sind, gab es zuerst einmal einen Rückgang.

„Mittlerweile normalisiert es sich wieder“, sagt Conzen. Sein Fazit der ersten drei Jahre in verantwortlicher Position: „Ich bin zufrieden.“ Aus China, von wo vor der Pandemie öfter Besuch kam, höre er auch nichts Negatives.

Die Erfolge haben sicher dazu beigetragen. „Die Chinesen reagieren auf Auszeichnungen sehr begeistert“, sagt Conzen. Immerhin 15 Prozent der Weine werden ins Reich der Mitte exportiert.

 Philippe Conzen vor dem Haus mit der großen Geschichte.

Philippe Conzen vor dem Haus mit der großen Geschichte.

Foto: TV/Clemens Beckmann
 Das Mönchhof-Anwesen ist ein architektonisches Schmuckstück. Es wurde vor mehr als 500 Jahren gebaut.

Das Mönchhof-Anwesen ist ein architektonisches Schmuckstück. Es wurde vor mehr als 500 Jahren gebaut.

Foto: TV/privat

Der Winzer hat Ziele: „Ich will im In- und Ausland neue Kunden, vor allem der jüngeren Generation, für den facettenreichen Riesling von der Mosel gewinnen. Bei den Weinen habe ich jedes Jahr neue Ideen.“

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