Kämpfer für die Kommunalreform
Der Weinort Trittenheim mit seinen 1024 Einwohnern ist eine Ausnahme. Er ist bislang der einzige Ort im Land, der im Rahmen der Kommunalreform den Kreis wechselt.
"Wie habt ihr das geschafft?" wurde Ortsbürgermeister Franz-Josef Bollig bereits einige Male von Kollegen gefragt.
So recht kann Bollig die Frage nicht beantworten. Er verweist darauf, dass die Verbandsgemeinden bei der Reform das Sagen hätten. Für den zuständigen VG-Rat Neumagen-Dhron stellt der Winzer fest: "Er hat seine Hausaufgaben beizeiten gemacht." Ende 2009 wurden bereits Bürgerversammlungen zum Thema Kommunalreform organisiert, um die Meinung der Einwohner einzuholen. Bollig: "Es stand auch zur Debatte, dass die Kommune als Ganzes fusioniert, aber die sieben VG-Ratsmitglieder von Trittenheim wollten die Bürger mit ins Boot nehmen. Das hatte Gewicht."
Und so stimmten schließlich 91 Prozent der Trittenheimer für eine Verschmelzung des Orts mit der Verbandsgemeinde Schweich und damit auch für einen Wechsel des Kreises. Von Bernkastel-Wittlich geht es nach Trier-Saarburg. Die Gründe für dieses Stimmverhalten finden sich im Alltag. Bollig zählt auf: Zum Einkaufen oder zum Arzt gingen die Trittenheimer nach Schweich oder Trier. Ein Großteil der Kinder besuche die weiterführenden Schulen in den beiden Städten. Die Busverbindung Richtung Trier sei viel besser als die nach Wittlich. Und und und …
"Ich freue mich auf den neuen Kreis", sagt Bollig. Trier-Saarburg sei gut aufgestellt, Günther Schartz ein guter Chef. Grinsend ergänzt der Winzer: "Wir machen die 100 voll, wir sind die 100. Gemeinde im Kreis."
Überhaupt habe die Kommunalreform positive Stimmung in den Ort gebracht. Nicht nur, weil der Wechsel durchgezogen worden sei, sondern auch weil das Land die Gemeinde im Rahmen der Reform finanziell unterstütze, ob beim geplanten Ausbau der Ortsdurchfahrt oder beim schnellen Internet, das alle Orte der Noch-VG Neumagen-Dhron bekommen sollen.
Bollig geht davon aus, dass sich der Wechsel auch sonst für seine Gemeinde rechnet. Die Bürger würden von geringeren Gebühren für Wasser, Abwasser und Müll profitieren. Der Ortschef hofft auf mehr Geld in der Gemeindekasse durch eine geringere VG-Umlage.
Bollig macht auch deutlich, dass die Trittenheimer selbstbewusst in diese neue Ära starten: "Wir sind nicht nur ein Anhängsel, wir bringen auch Potenzial mit: Rund 1100 Einwohner, mehr als 250 Hektar Weinberge und 60 000 Übernachtungen pro Jahr." Gegenüber den anderen Mitgliedern der VG Schweich hätten die Trittenheimer zudem einen Vorteil. "Wir kennen unsere VG-Chefin bereits seit vier Jahren." Denn Christiane Horsch wird, nachdem sie Ende 2011 die VG Neumagen-Dhron als Bürgermeisterin abgewickelt hat, das gleiche Amt am 6. Januar in Schweich übernehmen. Bollig: "Wir sind zufrieden damit, dass unsere Chefin uns folgt."
Nach außen wird der Wechsel durch das Autokennzeichen dokumentiert. Statt WIL wird zukünftig TR darauf stehen. "TR - wie Trittenheim", sagt Bollig und grinst wieder. Das habe der neue Landrat schon so gesagt. Er kenne einige Leute, die sich das neue Kennzeichen flott besorgen wollten, ihn selbst eingeschlossen, sagt Bollig. Die Trittenheimer kehren auf diese Weise zu ihren Wurzeln zurück. Als sie vor mehr als 40 Jahren zum Amt Klüsserath gehörten haben, waren die Autos ebenfalls mit TR gekennzeichnet. Marion Maier