Käsemacher weicht Familienmensch

WITTLICH. Zu einem Festakt mit besonderer Note lud die Caritas-Trägergesellschaft Trier (ctt) ins St. Elisabeth-Krankenhaus: Zur Verabschiedung von Dr. Heinz Müller gab es selbst gemachten Käse, kritische Worte zum Gesundheitswesen und ein Streichquartett aus gestandenen Arztkollegen.

Sie hatten bisher - zumindest als Musiker - jede Öffentlichkeit konsequent gescheut. Gespielt haben die Doktores Andreas Hufschmidt, Michael Schiffmann, Joachim Werner und Peter Süß regelmäßig - aber immer nur allein. Doch bei der Verabschiedung ihres Kollegen Dr. Heinz Müller brachten sie einem erstaunten Publikum mehrere gelungene Stücke für vier Streicher zu Gehör. Und Müller, der im Operationssaal, in Rettungswagen und -hubschraubern fast 27 Jahre mit Krankheit und Tod konfrontiert war, bekannte sich zu feuchten Augen, die er ob dieser Überraschung bekommen hatte.Zahlreiche Redner unterstrichen die vielen liebenswerten Seiten des scheidenden Chefarztes der Wittlicher Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin: Ein Pragmatiker sei er, immer kollegial und niemals aufbrausend, ohne jegliche Arroganz und stets motivierend. Selbst als Sportler müsse Müller sich nicht verstecken: Als Radfahrer treffe man ihn selbst in der beachtlichen Steigung des Grünewaldes an, erzählte Rudolf Mayer, stellvertretender Krankenpflegedirektor.Von der ctt waren der Vorstandsvorsitzende Thomas Thiel und sein Stellvertreter Dr. Günther Merschbächer vor Ort; auch Geschäftsführer Lothar Runzheimer sprach Grußworte.Vieles hat das Wittlicher Krankenhaus Müller zu verdanken, von der Standortwahl des Rettungshubschraubers über die regelmäßige Verbesserung der technischen Ausrüstung bis hin zum Bemühen um eine modernisierte Intensivstation. "Wir werden Sie sicherlich mal einladen, wenn wir eine neue Intensivstation haben", versprach der Ärztliche Direktor, Dr. Thomas Zimmer. Der handfeste Dank Müllers für so viel ehrende Worte: Er hatte ein großes Gouda-Rad mitgebracht. Seinem Hobby, der Käseherstellung auf einem Demeter-Bauernhof, will er nun verstärkt nachgehen. Der Arzt, der sieben Verwaltungsdirektoren "überlebt" hat, benannte noch andere Gründe, leichten Herzens in den Ruhestand zu gehen: Gesundheit und Leistungsfähigkeit ließen nach und die Entwicklung des Gesundheitswesens bereite ihm Sorgen. Von zahllosen Richt- und Leitlinien, Behandlungspfaden und strengen Standards erdrückt "wird der Kliniker zum Dokumentationsgehilfen einer Patienten-feindlichen, rein Symptom-orientierten Reparaturmedizin unter dem Diktat der Wirtschaftlichkeit". Dennoch: Die Arbeit habe ihm immer Freude bereitet. Nur die äußeren Umstände machten die klinische Medizin so unerfreulich, "...aber die können sich ja auch mal wieder ändern!"Neue Zeiten im Verbundkrankenhaus

Privatdozent Dr. Marius Gregor Dehne heißt der Neue auf dem Chefarztposten der Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin. Diesmal im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich. Damit ist die neue Zeit eingeläutet: Als Chef von 18 ärztlichen Mitarbeitern an zwei Standorten hat er den Überblick zu behalten über rund 7500 Narkosen im Jahr, über bis zu 16 Patienten in den Intensivstationen beider Häuser, und über die Versorgung des Notarztdienstes, in Bernkastel Boden gebunden, in Wittlich imHubschrauber (2700 Notarzteinsätze im Jahr). "Der Aufbau einer speziellen Schmerztherapie ist im Konzept zur Verbundlösung für den Standort Bernkastel angedacht. Eine wie ich finde sehr gute Wahl", so Dehne, der bereits seit dem 1. Juni in Wittlich seinen Dienst tut. Der 1961 in Arnsberg geborene Arzt studierte neben Medizin auch Theologie in Münster und Marburg. 1989 hospitierte er zwei Monate in Zimbabwe. Von dort brachte er "den Blick für das Notwendige und das Machbare mit", bescheinigte ihm Prof. Dr. Gunter Hempelmann, sein Lehrer und Mentor von der Universität Gießen. Weiter sei der dreifache Vater ein Team-Mensch. Dehne ist erfahren im Managen von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen; Müller selbst hatte ihn als Nachfolger empfohlen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort