Kaiser in Eisenschmitt

EISENSCHMITT/BINSFELD/GRANSDORF. Der Kaiser in Eisenschmitt – so titulierte der Dorfschullehrer im Oktober 1906 und beschrieb auf zwei Seiten in der Schulchronik die von den Eisenschmittern bejubelte Automobildurchfahrt des deutschen Kaisers Wilhelm II. auf seinem Weg von Manderscheid nach Himmerod.

Die Begeisterung und die Aussicht, einen kurzen Blick auf den Kaiser zu erhaschen, bewegte auch die Bewohner der benachbarten Ortschaften zum Kommen: "Am Freitag Morgen, den 19. Oktober 1906, brachte das Telephon die freudige Nachricht, dass seine Majestät der Kaiser, geplant habe, gelegentlich des Besuches der Klosterruine Himmerod am Samstag, den 20. Oktober, durch unseren Ort zu fahren. Wie ein Lauffeuer breitete sich diese frohe Kunde aus. Am Nachmittage zogen die Schulkinder hinaus in den Wald, um Fichten für Kränze zu suchen. Bis spät in die Nacht hinein arbeiteten die Mädchen an den Guirlanden und Kränzen, welche am Morgen des folgenden Tages geschmackvoll an der Front des Schulhauses angebracht wurden. Der Eindruck wurde durch ein Transparent und Fahnenschmuck erhöht. Des Nachmittags gegen 2 Uhr stellten sich die Schulen der ganzen Bürgermeisterei Oberkail und Eisenschmitt vor dem Schulhause auf. Weiterhin standen als Spalier die Feuerwehr und die Kriegervereine von Binsfeld und Gransdorf. Viel Volk war hergeeilt. Alle wollten den Kaiser sehen. Um 1/2 3 Uhr meldete das Telephon, dass der Kaiser soeben von Manderscheid abgefahren sei. 13 Minuten später meldete ein Bote die Ankunft des Kaisers am Eingange des Ortes, woselbst eine Ehrenpforte errichtet worden war. Ein vielhundertstimmiges Hurra empfing ihn. Freudig erstaunt war er über die Schar der Kinder, welche alle, mit hübschen Fähnchen ausgestattet, ihm zujubelten. Für unsere Schule waren 130 Fähnchen über Nacht von 2 Schülerinnen (Fischer und Eis) hergestellt worden, wogegen die Knaben die 130 Stäbe zu schneiden, zu schälen und mit dem Tuch zu verbinden hatten. Leider fuhr das Automobil des Kaisers zu rasch, um einen Blumenstrauß überreichen zu können. Der Kaiser sah gut aus. Neben ihm saß der Oberpräsident von Schorlemer-Lieser. Auch der Kaisersohn, der Prinz August, war in einem der 5 Automobile. Der Kaiser fuhr über die Überscheid nach Eichelhütte und blieb so auf der Provinzialstraße. Es war ein schöner Tag für Eisenschmitt und sicher trägt der Besuch seiner Majestät dazu bei, dass die Liebe für Kaiser und Reich hier weiter blüht und gedeiht."

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