Kampfmittelräumdienst gibt Entwarnung

Morbach · Wegen trichterförmiger Erdlöcher an der Kreuzung B 50/B 327 hat der Kampfmittelräumdienst das Gelände nach Bombenresten aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht. Nachdem die Spezialisten nichts gefunden haben, können Raupen in den nächsten Wochen den Waldboden wegschieben und Archäologen mit Ausgrabungen beginnen.

 Jürgen Wagner und Horst Lenz (von links) suchen nach Bombenresten. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Jürgen Wagner und Horst Lenz (von links) suchen nach Bombenresten. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Morbach. "Das sieht für mich nicht nach einem Bombentrichter aus", sagt Jürgen Wagner vom Kampfmittelräumdienst Rheinland-Pfalz in Koblenz, als er einen ersten Blick auf die frisch gerodete Waldfläche an der Hinzerather Kreuzung wirft. Die Fläche zwischen der B 50 und der B 327 ist nicht eben, sondern besonders zur Hunsrückhöhenstraße hin von metertiefen Löchern durchsetzt. Wagner schwenkt das Metallsuchgerät über den Waldboden. Bei einem Stück Silberpapier, in dem offenbar ein Kaugummi eingewickelt war, piept das Gerät kurz auf. Einige Meter zeigt das Gerät ebenfalls wieder einen Metallfund an.Keine Blindgänger


Wagners Kollege Horst Lenz gräbt kurz mit einer Spitzhacke an der Stelle und findet ein 20 Zentimeter langes Stück Eisen. "Das gehört bestimmt zu einem landwirtschaftlichen Gerät, damit ist was eingehakt worden", sagt er. Einige Quadratmeter der gerodeten Waldfläche sucht Wagner noch ab, dann wendet er sich an Rosemarie Cordie vom Archäologiepark Belginum und gibt Entwarnung. Auf dieser Fläche seien im Zweiten Weltkrieg mit größter Wahrscheinlichkeit keine Bomben gefallen. Es sei daher nicht mit Blindgängern zu rechnen. "Vermutlich haben in früheren Zeiten, als hier noch kein Wald war, Menschen aus dem Boden Steine als Baumaterial herausgebrochen", sagt er. Das Quarzitgestein an der Stelle sei dafür prädestiniert. "Dann bin ich beruhigt", sagt Cordie erleichtert. Denn wegen der trichterförmigen Löcher, deren Herkunft ihr unbekannt waren, hatte sie sich an den heimatkundlich versierten Morbacher Berthold Staudt gewandt. Dieser verfügt tatsächlich über Augenzeugenberichte und Artikel aus Zeitschriften, nach denen im Zweiten Weltkrieg dieser Streckenabschnitt der Hunsrückhöhenstraße bombardiert worden war. Grund genug für Cordie, zur Sicherheit den Kampfmittelräumdienst einzuschalten, bevor sie Baggerfahrer in einem womöglich unsicheren Gelände gefährdet. Denn in Kürze sollen Raupen den Waldboden neben der jetzigen Waldgrenze wegschieben, damit die Archäologin mit ihrem Team in wenigen Wochen dort mit Ausgrabungen beginnen kann. Im kommenden Jahr wird das nicht mehr möglich sein, denn dann will der Landesbetrieb Mobilität dort eine Umgehungsstraße bauen, um den Bau des Verkehrskreisels an der Hinzerather Kreuzung vorzubereiten (der TV berichtete).
Wie geht es nach der Entwarnung der Experten weiter? Cordie wird den Landesbetrieb Mobilität informieren, der möglicherweise schon in der kommenden Woche die Trasse der Umleitungsstrecke vermisst und absteckt. Dann wird dort der Waldboden abgeschoben, sodass auf dieser Fläche nach keltischen und römischen Hinterlassenschaften vor dem Bau der Straße begonnen werden kann.Extra

Nach einem Augenzeugenbericht eines damals zehnjährigen Wederathers berichtet der Morbacher Berthold Staudt von zwei Bombardements bei der Hinzerather Kreuzung im Herbst und Winter 1944 durch die Alliierten. Einmal sei eine deutsche Kompanie auf dem Weg von Wederath nach Hundheim unter Beschuss genommen worden. Ein weiteres Mal waren nach Wederath verschleppte Russen, die die Straße vom Ort zur Hunsrückhöhenstraße vom Schnee frei schaufeln mussten, mit Flugzeugen angegriffen worden. cst

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