Kampftrinkern den Kampf angesagt
Unschönen Begleiterscheinungen wie beim Fastnachtszug in Bernkastel-Kues soll Einhalt geboten werden. Die Forderungen reichen bis zum absoluten Alkoholverbot. Die Organisatoren benötigen dabei Hilfe.
Bernkastel-Kues. 2010 sollen an Fastnacht die Alkohol-Kontrollen bei den Umzügen intensiviert werden.
Das ist das wichtigste Ergebnis eines Gesprächs zwischen Vertretern des Ordnungsamtes der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, der Polizei und Fastnachtsvereinen. Wie berichtet, sprachen speziell beim Fastnachtszug in Bernkastel-Kues viele Jugendliche dem mitgebrachten, hochprozentigen Alkohol zu.
Der Karnevalsverein "Huckebein", Organisator des Zuges, fühlte sich durch die Berichterstattung im TV in ein schlechtes Licht gerückt. Die Teilnehmer des Vereins hätten keine alkoholischen Getränke an die Zuschauer verteilt, erläutert Vorsitzender Eric Achtermann. Alle anderen Teilnehmer seien darauf hingewiesen worden, es genauso zu halten. Sollte dagegen verstoßen worden sein, bedauere er dies.
Der Veranstalter könne aber keine umfassenden Kontrollen vornehmen. Und er könne erst recht nicht gewährleisten, dass kontrolliert werde, was die Zuschauer in Rucksäcken und Taschen mitführen. Achtermann hebt außerdem hervor, dass bei der anschließenden Party auf dem Marktplatz ganz bewusst kein hochprozentiger Alkohol ausgeschenkt worden sei.
Helmut Kaspar, Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues, schlägt vor, dass das Mitbringen und der Konsum hochprozentiger Getränke während des Umzugs verboten werden und zwar unabhängig vom Alter. Eine solche Regelung würde Polizei und Ordnungsamt das Eingreifen erleichtern.
Beispielgebend könnte eine in diesem Jahr erstmals angewandte Verfügung der Gemeindeverwaltung Morbach sein. Danach ist in einem gewissen Zeitraum (während des Zuges sowie mehrere Stunden davor und danach) das Mitführen und der Konsum von Alkohol verboten. Das habe sich bewährt, teilt Ordnungsamts-Leiter Josef Schmitz mit, der sich in Morbach informierte. "Es muss jedoch intensiv kontrolliert werden", fügt er an.
Die Polizei hatte in diesem Jahr zwei Beamte für Kontrollen abgestellt. Diese konnten aber nur Stichproben vornehmen. Das sei, so Schmitz, nicht einfach, weil der Umzug in Bernkastel-Kues am Nachmittag des Fastnachtssamstages stattfinde und viele Jugendliche anziehe. Helmut Kaspar schlägt vor, einen Zugleiter einzusetzen, der sich nur um die Wagen und Fußgruppen kümmern und Verstöße gegen ein Ausschankverbot melden solle. Eric Achtermann hofft auf Unterstützung von kommunaler Seite. "Wir sind auf die Verbandsgemeinde angewiesen", sagt er.
Meinung
Steter Tropfen höhlt den Stein
Man muss kein Prophet sein um zu wissen, dass es auch im kommenden Jahr zu Exzessen bei Karnevalszügen kommen wird. Wer sich betrinken will, wird Wege finden, um Verbote und Kontrollen zu umgehen. Aber es hat eine Sensibilisierung eingesetzt, und steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein. Der Fastnachtszug in Bernkastel-Kues stand in diesem Jahr im Fokus der Öffentlichkeit. Aber daran tragen die Organisatoren keine Schuld. Sie haben versucht, das Ausschenken von den Wagen und aus den Gruppen heraus einzudämmen. Was drumherum passiert, entzieht sich sowieso weitgehend ihrer Kontrolle. Hier sind Polizei und Ordnungsamt gefragt. Eine Frage bleibt unbeantwortet. Was treibt immer mehr Jugendliche dazu, sich zuzuschütten? Freude oder Spaß können es nicht sein. Stattdessen stellen sie die Zukunft der Fastnacht in Frage. c.beckmann@volksfreund.de