Kanonen kehren zurück

Wittlich · Auf der Mauer des Gartens des Lokales Mehs in Wittlich waren sie einst zu bewundern: Geschütze aus Schloss Phillipsfreude. Nun haben sie einen neuen Platz gefunden.

Wittlich (red) Viele ältere Wittlicher erinnern sich noch an die kleinen Kanonen und berichten von der Faszination, die sie vor allem auf kleine Jungen ausübte.

Nach den Kriegen Ludwig XIV, in denen die linksrheinischen Gebiete Deutschlands verwüstet wurden, erging an die Städte und Gemeinden die Anordnung, Böllerkanonen anzuschaffen. Diese dienten ausschließlich akustischen Zwecken und warnten die Bevölkerung vor heranziehenden Soldaten oder auch vermutlichen Diebesbanden. Die Wittlicher Kanonen wurden wahrscheinlich um 1700 in Eisenschmitt gegossen und dienten auch zur Begrüßung des Kurfürsten in Wittlich und später zum Salutschießen zu Kaisers Geburtstag.
Eine von den ursprünglich sechs Kanonen oder "Kaatzenkepp" explodierte bei einem solchen Geburtstagsschuss. Die übrigen fünf rettete Altbürgermeister Mathias Joseph Mehs im ersten Weltkrieg vor dem Einschmelzen, erwarb sie und fand in seinem Gartenlokal einen geeigneten Standort.
1945 verschwanden zwei Exemplare. Die restlichen drei wurden nach der Aufgabe des Lokals von der Familie Mehs im Keller des Hauses Schloßstraße 10 aufbewahrt.
Maria Wein-Mehs, eine Tochter des Altbürgermeisters, vermachte die Wittlicher Böllerkanonen vor einigen Jahren der Stadt Wittlich, die sie bei den Neuerburger Böllerschützen unterbrachte.
Und nun sind sie wieder in das Stadtzentrum zurückgekehrt. Eine fand ihren Platz im "Türmchen - das Wittlicher HisTörchen. Museum zur Stadt- und Befestigungsgeschichte", eine ziert das Alte Rathaus und eine befindet sich nun wieder in der Schloßstraße 10, allerdings nicht mehr im Garten, sondern im Neubau der Stadtbücherei Wittlich. Kleine Jungen stehen wieder begeistert davor - große übrigens auch.

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