Karler kämpfen um ihr Trinkwasser

Karl · Nach mehr als 100 Jahren steht die Wasserversorgung aus eigenen Quellen in Karl vor dem Aus. Die Verbandsgemeindewerke Wittlich-Land möchten die Gemeinde an den Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Mosel (ZWEM) anschließen, weil das Wasser nicht sauber genug ist.

Karl. Wenn es ums Trinkwasser geht, geht es auch um Emotionen. Das wusste Dennis Junk, als er zur Informationsveranstaltung über die Wasserversorgung nach Karl kam. Sein Großvater habe schon immer gesagt, dass "Kraneberger" aus seinem Heimatort Hontheim das Beste sei, erzählte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. So sehen es auch die Einwohner von Karl: "Wieso kommen Türken aus Wittlich, um unser Wasser abzuzapfen?" "Es war immer das beste Wasser und jetzt ist es auf einmal nicht mehr gut?"
Die rund drei Dutzend der knapp 200 Einwohner von Karl, die ins Gemeindehaus gekommen waren, waren empört. Dass ihr Ort als letzter der Region sein Trinkwasser nicht mehr aus eigenen Quellen, sondern über den ZWEM beziehen soll, ist ihnen unverständlich. Doch die Messergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. "Die chemischen Parameter sind relativ gut", erklärte Jörg Fewinger. Doch bei den entscheidenden mikrobiologischen Kennzahlen gebe es Probleme. Der Grenzwert für Keime im Trinkwasser sei eindeutig: Null.
Deshalb müsse das Karler Wasser bereits jetzt gechlort werden, sagte der Gesundheitsamt-Mitarbeiter. Eine Desinfektion sei nach der Trinkwasserverordnung aber nur als weiterer Schritt nach einer Aufbereitung zulässig. Allein deshalb bestehe Handlungsbedarf. Das bestreitet Ortsbürgermeister Josef Simon nicht. Der 1904 gebaute Hochbehälter sei zum letzten Mal 1963 umfassend erneuert worden. "Wir haben saniert, aber immer nur auf Sparflamme", gab Günter Schmitz zu bedenken. Der stellvertretende Werkleiter der Verbandsgemeindewerke Wittlich-Land kennt die Geschichte des Karler Hochbehälters auch aus der Zeit vor der Fusion der Verbandsgemeinde Manderscheid mit Wittlich-Land. Aber mit seinen vier Quellen könne sich Karl prinzipiell selbst versorgen, den Tagesverbrauch von 35 000 bis 40 000 Litern selbst decken, ist sich Simon sicher.
Was es kosten würde, den bestehenden Hochbehälter auf den Stand der Technik zu bringen, konnte Annegret Heinz von der Verbandsgemeinde nicht sagen. Die zwei von den Verbandsgemeindewerken durchgerechneten Szenarien sehen entweder den Neubau eines Hochbehälters (435 500 Euro) oder den Anschluss ans ZWEM-Netz mit einer Wasserleitung von Großlittgen aus (245 000 Euro) vor.
Detaillierte Zahlen und auch die Kosten einer Sanierung der bestehenden Anlage sollen noch vor der Werksausschusssitzung am 19. April präsentiert werden. Die Entscheidung, woher Karl in Zukunft sein Wasser bezieht, liegt aber bei der Verbandsgemeinde Wittlich-Land als Betreiberin des Wassernetzes.

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