Kartoffeln, Butter und Liebesschwüre

Bernkastel-Kues · Einer der Publikumsmagneten in der historischen Altstadt ist der Bärenbrunnen: Hier sieht man zwei riesige Bären aus Bronze, die sich am Wasser laben. Dieser Ort hat eine lange Geschichte, die auch das Wappentier der Stadt, den Bären, aus einer amüsanten Episode hervorbrachte.

Bernkastel-Kues. Stadtführer sprechen am Bärenbrunnen auch vom Rausche- oder Bärenpütz. Die Wasserversorgung der Häuser erfolgte einst durch den "Pütz". Dieses Wort ist vom lateinischen Puteus abzuleiten und bedeutet Ziehbrunnen.
Der Rauschepütz wurde bereits 1584/85 in den Gemeinderechnungen erwähnt und hat somit eine lange Geschichte. Jahr um Jahr sind die Brunnen - wie auch der Rauschepütz - in den Stadtrechnungen wiederzufinden, da sie stets gepflegt werden mussten. Von hier nahmen die Menschen ihr Wasser zum Trinken, Kochen, zum Putzen und Waschen und auch zum Löschen bei einer Feuersbrunst.
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Der Brunnen mit dem Bären (auf dem Pütz) ist im Juli 1899 abgerissen worden. Heute erinnert noch ein Gullydeckel daran. Die veraltete Pumpe musste damals weg und der Bär fand seiner Zeit zunächst Unterkunft im Rathaussaal. Dort jedoch blieb er nicht lange und musste auf Drängen der Anwohner des Bärenpütz wieder an die frische Luft. Noch heute ist die ursprüngliche Figur vorhanden und thront renoviert und in goldenem Gewande am Haus in der Graacher Straße 25. Am Rausche- oder Bärenpütz war früher der sogenannte Kartoffelmarkt. Bauern aus dem Hunsrück und von der vorderen Eifel kamen nach Überlieferungen samstags hierher, um ihre Erdknollen zu verkaufen. Mit ihren Fuhrwerken bevölkerten sie den Platz. Zwei Mal die Woche gab es hier einen Treff, wo man Waren erwerben konnte - unter anderem auch Butter.
Viele Hunsrücker nennen noch heute den kürzesten Weg von Gornhausen nach Bernkastel, durch den Hinterwald zur Lambertismühle, das Mühlenthal hoch über Monzelfeld durch die Geißenfeld, den "Butterpfad".
Der einstige Brunnen bot mit seinem Sockel dabei eine gute Sitzgelegenheit und war zugleich auch ein Plätzchen für ein Schwätzchen. Man erzählt sich, dass vor allem die Jugend sich dort abends traf und sich unter den Augen des Bären so manches Versprechen gab. Hier wurden Paare zusammengeführt und so manches Herz erobert oder gebrochen. An Karneval soll es das riesige Tier alles andere als gut gehabt haben: Rohe Eier klatschten die Narren zusammen mit Mehl an ihn und machten ihn ein ums andere Mal zu einem Eisbären.
Bis zum 6. Juli 1968 mussten die Einwohner jedoch auf ihren Bärenpütz verzichten: Dann wurde am Pütz, dem Mittelpunkt des Platzes, ein wesentlich größerer Brunnen mit zwei mächtigen Bären eingeweiht. Jedoch wurde der Standort von der Mitte der Fahrbahn ein wenig tiefer verlegt. Wo einst ein Haus stand, steht heute der neue Brunnen.
Der Wittlicher Bildhauer Johannes Scherl ließ dieses gigantische Tier doppelt aufleben. Auch wenn die Summe nicht öffentlich genannt wurde, so hieß es damals, dass die Bürger der Stadt gut die Hälfte der Kosten für den neuen Bärenbrunnen zusteuerten.
Extra

Der Bär - das Wappentier von Bernkastel-Kues: Der Legende nach fraß ein Bär auf einer Reise nach Rom in Bernkastel das Lasttier vom Trierer Bischof Maximin, einen Esel. Daraufhin musste der Bär das Gepäck gen Italien und wieder zurück schultern. Bis der Bischof Maximin ihn dann in der Stadt zurückgab und dem Ort den Namen Baeren-Kastel also Bernkastel gab. Der Bär wurde zum Wappentier. jo

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