Katzenjammer auf dem Land

Laufeld · Laufeld hat ein Katzenproblem: Zu viele verwilderte Tiere streunen im Ort umher. Aber nicht nur dort, sondern in der ganzen Region gibt es immer mehr verwilderte Katzen. Tierschützer fordern deshalb schon seit langem eine Kastrationspflicht. Nun soll kreisweit nach einer Lösung gesucht werden.

 Katzen wie diese werden in Laufeld angefüttert und vermehren sich unkontrolliert. TV-Foto: Klaus Kimmling

Katzen wie diese werden in Laufeld angefüttert und vermehren sich unkontrolliert. TV-Foto: Klaus Kimmling

Laufeld. Am Ortsrand von Laufeld, irgendwo zwischen den Holzstapeln in einem Sägewerk und dem Gelände eines halb verlassenen Bauernhofs, streunen sie umher: Katzen. Einst waren es Hauskatzen, heute haben sie keinen Besitzer mehr. Wie viele es sind, weiß keiner so genau. Niemand kümmert sich um sie.
Katzenpopulation wächst


Das Problem werde seit Jahren immer größer, erklärt Karl-Josef Junk, Ortsbürgermeister von Laufeld. Nicht zuletzt, weil die Tiere dort auch angefüttert werden. Vor kurzem ist das Thema im Ortsgemeinderat angesprochen worden. Nun sucht die Kommune nach einer Lösung.
So wie Laufeld geht es vielen Gemeinden in der Region. Auf Anfrage heißt es bei der Verwaltung des Kreises Bernkastel-Wittlich: "Die unkontrollierte Vermehrung von Katzen ist seit Jahren ein Problem in allen Kreisen und kreisfreien Städten."
Die, die das haben kommen sehen, waren Tierschützer wie Rainer Kordel, der Leiter des Eifeltierheims Altrich ist und seit Jahren für eine Kastrationspflicht kämpft. "Jemand hat mal ausgerechnet", erzählt er, "dass ein Katzenpaar auf zehn Jahre eine Million Nachkommen zeugen kann - und das bei einer rein durchschnittlichen Nachkommensrate."
Am Katzenproblem in Laufeld und anderswo seien die Kommunen zum Teil aber selbst schuld, sagt Kordel: "Denn mit einer solchen Verordnung wie der Kastrationspflicht hätten die Gemeinden ein gutes Handwerkszeug. Wir würden sie dabei unterstützen. Und die Kommunen würde das nicht mal was kosten." Stattdessen, findet Kordel, "werden wir von der Politik im Regen stehen gelassen."
Es sind die Ehrenamtlichen, die versuchen zu helfen. Über den Förderverein des Eifeltierheims laufen verschiedene Aktionen, bei denen jedes Jahr Hunderte von Katzen kastriert werden (siehe Extra). "Aber die Tierschutzvereine und Tierheime können das Problem nicht abfangen. Da sind einfach keine Kapazitäten da, und es fehlt an Geld", sagt Silvia Schmitt vom Förderverein. "Die Kastrationspflicht ist uns deshalb ein so großes Anliegen, weil damit sehr viel Tierelend vermieden werden könnte." Deutschlandweit haben bereits etliche Städte und Gemeinden ihre Kommunalverordnungen geändert und eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen eingeführt. Vorreiter war die Stadt Paderborn im Jahr 2008. Je nach Bundesland wird ein anderes Gesetz zur Grundlage herangezogen, in Nordrhein-Westfalen erweitert man beispielsweise die bereits bestehende Rechtsgrundlage durch eine ordnungsbehördliche Verordnung.
Laut Kreisverwaltung soll die Gemeinde Morbach als bislang einzige im Kreis eine solche Pflicht schon mal in Erwägung gezogen haben. Bereits im Jahr 2010 wollte sich das Ordnungsamt dem Thema annehmen (der TV berichtete). Bis heute wurde aber nichts beschlossen. Nun sind die Streuner wieder Thema. Andreas Hackethal, Bürgermeister von Morbach, erklärt: "Sämtliche Ordnungsämter sind derzeit bemüht, im Sinne der Tiere und landkreisweit eine einvernehmliche Lösung zu finden." In diesem Rahmen werde auch das Thema Kastrationspflicht diskutiert. Hackethal: "Ich denke, wir sind auf einem guten Weg."
Von der Idee einer Kastrationspflicht ist Laufelds Bürgermeister Junk nicht abgeneigt. "Das wäre eine Chance, sich dem Thema so anzunähern, dass wirklich allen geholfen ist", sagt er.Meinung

Kastrieren hilft sparen
Eine Kastrationspflicht ist die einzig sinnvolle Lösung. Die Kommunen sollten ihre Verordnungen dementsprechend ändern, und zwar möglichst schnell. Damit wird sich das Problem nicht von heute auf morgen lösen. Aber langfristig gesehen kann den streunenden Katzen so geholfen werden. Die Tierschützer haben in der Vergangenheit viel geleistet, aber sie stoßen immer wieder an ihre Grenzen. Heute mehr denn je. Deshalb sind jetzt umso mehr die Kommunen in der Pflicht einzugreifen. Das macht aber tatsächlich nur dann Sinn, wenn das alle tun - eine Katze hält sich schließlich nicht an Ortsgrenzen. Die Kommunen können so langfristig sogar sparen: Wie viele Katzen landen denn als Fundtiere im Tierheim? Wie oft ist die öffentliche Hand da schon verpflichtet gewesen, die Kosten zu tragen? Wenn aufgrund der Kastrationspflicht die Katzenpopulation sinkt, dann nimmt nicht nur das Tierleid ab. Auch die Kommunen sparen an Ausgaben. e.blaedel@volksfreund.deExtra

Der Förderverein Eifeltierheim kümmert sich um herrenlose Katzen: Ehrenamtliche Helfer fangen die Tiere ein und bringen sie zum Tierarzt, wo sie kastriert und versorgt werden. Danach werden sie gekennzeichnet und wieder freigelassen. Auf diese Weise kastriert der Förderverein pro Jahr etwa 600 bis 700 Katzen - je nach dem zur Verfügung stehenden Geld, denn die Aktion wird über Spenden finanziert. Eine Kastration kostet um die 60 Euro. Außerdem nimmt der Förderverein einmal im Jahr an der Initiative des Deutschen Tierschutzbundes teil. Dann erhalten Katzenbesitzer, die ihre Katzen in einem festgelegten Zeitraum von etwa zwei Wochen beim Tierarzt kastrieren lassen, vom Verein eine Rückvergütung in Höhe von 20 Prozent der Kosten. Bei der Aktion sind dieses Jahr 152 Katzen und 130 Kater kastriert worden. Weitere Infos im Internet unter www.foerderverein-eifeltierheim.de eib

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