Kaum Anschluss: Anlieger im Wittlicher Vitelliuspark klagen über schlechte Internetverbindung

Wittlich · Langsam surfen im Neubaugebiet: Marco Klose und Bernd Oster haben ihre Häuser im Wittlicher Vitelliuspark gebaut. Während der größte Teil des Konversionsgebiets an eine schnelle Internetverbindung angeschlossen ist, müssen die beiden Anwohner der Straße Blaue Jäger mit maximal sechs Megabit pro Sekunde surfen.


Wittlich. Das Surfen im Internet, das Anschauen von Videos oder das Versenden von Fotos per E-Mails gehört heute zum Alltag wie die Aufnahme von Nahrung oder Flüssigkeit. Viele dieser alltäglichen Dinge fallen jedoch weg, wenn die Internetverbindung nur maximal sechs Megabit pro Sekunde (mbit/s) schnell ist wie bei Marco Klose und Bernd Oster (siehe Extra). Beide haben ein Haus im Wittlicher Vitelliuspark in der Straße Blaue Jäger. Während viele der umliegenden Straßen an eine schnelle Internetverbindung angebunden sind, ist ihre Straße größtenteils ein weißer Fleck auf dieser Karte.

Aber: "Ich bin beruflich auf eine schnelle Internetverbindung angewiesen", sagt Klose, der als Ingenieur in Luxemburg in der Software-Entwicklung tätig ist. Gegen Ende des Jahres, wenn sein Haus fertig ist, plant er, von Trier nach Wittlich zu ziehen. Dann könnte er, rein theoretisch, an einigen Tagen von seinem Heimarbeitsplatz aus arbeiten, anstatt die 75 Kilometer nach Luxemburg zu fahren. "Aber mit dieser Internetverbindung funktioniert das nicht."

Seine Kritik: Vonseiten der Stadt sei den Anliegern laut Klose und Bernd Oster auf einer Informationsveranstaltung versprochen worden, dass es eine Abbindung an das schnelle Internet geben würde. Klose: "Damals sagte man uns, dass von den Erschließungsgeldern noch genug übrig wäre, um ein Speed-Leerrohr verlegen zu können. Durch dieses könnten problemlos Glasfaserkabel durchgeschossen werden", sagt Klose. Doch bis heute sei das nicht passiert. Das Leerrohr liege, die Kabel nicht. "Und die Straße ist seit etwa zwei Jahren fertig."

Auf TV-Nachfrage antwortet Rainer Stöckicht von der Stadtverwaltung Wittlich: "Die Stadtwerke haben beim Endausbau der Straße vorsorglich ein Leerrohr-System mit verlegen lassen, um spätere Aufbrüche der neu hergestellten Straße zu vermeiden." Das sei auf eigene Kosten geschehen. Und auch in Sachen Internetverbindung sei man nicht untätig. Stöckicht weiter: "Die Stadtwerke bemühen sich, einen Anbieter zu finden, der das Leerrohr-System übernimmt und die anliegenden Grundstücke mit einem schnellen Internetanschluss versorgt."
Zuletzt sei die Stadt in Kontakt mit dem Anbieter Vodafone gewesen, der Interesse an der Übernahme des Leerrohr-Systems gezeigt habe. Die entsprechenden Kosten seien bereits an den Anbieter weitergegeben worden, eine endgültige Rückmeldung liege hier jedoch noch nicht vor. "Gründe für die Verzögerung sind uns nicht bekannt", sagt Stöckicht.

Auf TV-Anfrage bestätigt Vodafone-Pressereferentin Heike Koring den Kontakt und sagt zur möglichen Nacherschließung der Straße Blauer Jäger: "Vodafone hat die Nacherschließung des Gebiets bereits mehrfach geprüft. Eine Nacherschließung lässt sich für das Unternehmen derzeit leider nicht wirtschaftlich darstellen." Eine genaue Summe der Kosten nennt Koring nicht.

Für das Unternehmen erfolge der Ausbau der Netze aufgrund von Wirtschaftlichkeitserwägungen: Die entstehenden Kosten würden im Verhältnis zur Zahl der angeschlossenen beziehungsweise anschließbaren Haushalte und den zu erwartenden Erlösen bewertet.

Die Anlieger, so Marco Klose, hatten Vodafone ebenfalls kontaktiert und seien sogar bereit gewesen, einen Teil der Kosten selbst zu bezahlen. Trotzdem habe es sich nicht gelohnt für das Unternehmen.
Für Marco Klose unverständlich: "Ich bin maßlos enttäuscht von Wittlich. Da stampft man in einer Stadt ein neues Baugebiet aus dem Boden und kümmert sich nicht einmal um die elementare Infrastruktur wie Internet. Wenn ich das vorher gewusst hätte, würde mein Neubau jetzt in Landscheid stehen, wo man mit 50 MBit/s surfen kann."?EXTRA

Mit einer Mindestübertragungsgeschwindigkeit von 16 Mbit pro Sekunde kann man Internetfernsehen schauen. Als Standardgeschwindigkeit für das Versenden von E-Mails gelten acht Mbit pro Sekunde. Derzeit verfügen laut Breitbandatlas 86 Prozent der Haushalte im Land über 16 Mbit/Sekunde und mehr, 69 Prozent haben mindestens 50 Mbit. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte Anfang des Jahres erklärt, dass bis 2018 alle Haushalte in Rheinland-Pfalz über diese Internetgeschwindigkeit verfügen können. will EXTRA

Der Kreis Bernkastel-Wittlich plant, bis 2018 mindestens 95 Prozent der Haushalte an eine schnelle Internetverbindung anzuschließen. Diese soll mindestens 30 Mbit pro Sekunde schnell sein, mindestens 85 Prozent der Haushalte und Unternehmen sollen an eine 50-Mbit-Internetverbindung angeschlossen werden. Laut einer Machbarkeitsstudie können sogar 99 Prozent aller Anschlüsse mit einer Internetgeschwindigkeit von 50 Mbit angeschlossen werden. Unter das fehlende Prozent fallen Anschlüsse, die weit außerhalb der Gemeindegrenzen und Gewerbegebiete liegen.
Kommentar

Petra Willems
Schnelle Lösung
Ein Neubaugebiet ohne schnelle Internetverbindung ist in der heutigen Zeit wie ein Auto ohne Lenkrad. Von außen sieht es super aus, doch im Innern fehlt das Elementare. Leidtragende sind immer die Anwohner, die für Grundstück und Haus häufig tief in die Tasche gegriffen haben, und denen im sogenannten digitalen Zeitalter ein Stück Lebensqualität verloren geht.
Wie in diesem Fall in Wittlich geht es deshalb auch nicht darum, einen Schuldigen zu suchen und zu finden, sondern vielmehr darum, das Problem zu lösen. Und das möglichst schnell. Daran sollten sich alle Beteiligten beteiligen.
p.willems@volksfreund.de

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