Kein Geld für Reparaturen

Malborn · Wie finanziert eine verschuldete Gemeinde notwendige Reparaturarbeiten, um ihre Infrastruktur zu erhalten? Die Gemeinde Malborn geht offen mit dieser Frage um und nimmt ihre Bürger mit ins Boot.

 Der erste Eindruck täuscht: Die Malborner Steinkopfhalle ist sanierungsbedürftig. Hinter dem Haus lagert schon der erste Aushub. TV-Fotos (2): Christoph Strouvelle

Der erste Eindruck täuscht: Die Malborner Steinkopfhalle ist sanierungsbedürftig. Hinter dem Haus lagert schon der erste Aushub. TV-Fotos (2): Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Malborn 26 Jahre alt und stark reparaturbedürftig: Der Zustand der Malborner Steinkopfhalle ist nicht der Beste. Hinzu kommt Unverständnis und Gerede im Dorf, warum Reparaturen vermeintlich nicht angegangen werden. Grund genug für Ortsbürgermeisterin Petra-Claudia Hogh, die Situation nicht nur in ihren Ausschüssen zu besprechen, sondern auch ihre Bürger bei der Diskussion zu beteiligen.
In einer extra einberufenen Infoveranstaltung hat Hogh die 50 erschienenen Bürger, darunter viele Mitglieder ortsansässiger Vereine, über den Zustand der Steinkopfhalle informiert. Fehlende Wartungsarbeiten, ein Dach, durch das seit der Eröffnung immer wieder Wasser dringt, ein rundum gehender Riss knapp über der Bodenplatte, undichte Drainagen, nicht mehr reparable Armaturen in den Waschräumen, eine in die Jahre gekommene Heizung, deren Leitungen zudem im Wasser gelegen haben, die lange Liste der Mängel erstaunt viele der Anwesenden. "Nach 26 Jahren ist das erschreckend", sagt einer von ihnen. Hinzu kommen mangelnde Vorsorge in der Vergangenheit und Schäden durch Vandalismus in den vergangenen Jahren.
So sind die Abläufe in den Fensterrahmen nie gereinigt worden und deshalb verstopft gewesen, so dass das Wasser ins Innere der Halle gelaufen ist. Dieser Schaden ist bereits behoben: Für 5000 Euro wurde der aufgequollene Fußboden in den betroffenen Bereichen ausgebessert.
Die Summe der notwendigen Reparaturen veranschlagt die Bürgermeisterin auf 500 000 Euro. Die große Frage: Wie soll die hoch verschuldete Gemeinde diese Summe finanzieren? Zumal die Frage offen ist, ob dazu Zuschüsse fließen. Auch bei einer 60-prozentigen Förderung ist die verbleibende Summe von 200 000 Euro für die Ortsgemeinde schwer zu schultern. Klar ist allen Anwesenden, dass die Steinkopfhalle erhalten werden muss. "Wir können sie doch nicht vergammeln lassen", sagt ein Mitglied der Thiergartener Freizeitmannschaft.
Es sei eine der schönsten Hallen in der Region, ergänzt ein anderer Besucher der Veranstaltung. Morgens dient sie den Jungen und Mädchen der Grundschule und des Kindergartens als Turnhalle, nachmittags und abends üben dort Vereine, und an Wochenenden mieten Festgesellschaften einzelne Räume oder die ganze Halle.
"Hundert Leute aus unserem Verein trainieren hier jede Woche", sagt ein Sprecher des Sportvereins. Zudem erhöhe die Halle die Wohnqualität im Dorf.
Damit die notwendigen Ausgaben von den übergeordneten Behörden genehmigt werden, müssen die Malborner einen Eigenanteil bringen, sagt Hogh. "Es muss den Leuten in den Kopf, dass 500 000 Euro finanziert werden müssen." Über Einnahmen aus der Nutzung sei dies nicht zu leisten. Den jährlichen Kosten von mehr als 20 000 Euro für Strom, Heizöl, Wasser, Versicherungen und mehreren kleinen Posten stehen Einnahmen von rund 3000 Euro im Jahr 2017 gegenüber. Und auch Einnahmen aus dem Forst können die erforderlichen Gelder nicht erbringen, da den Erträgen auch hier Kosten entgegenstehen, beispielsweise für Wiederaufforstung.
Doch welche Möglichkeiten stehen der Ortsgemeinde denn offen? Dabei geht es nicht um eine komplette Kostendeckung, sondern um ein Zeichen, um die Genehmigungen zu erhalten, sagt Hogh. Diskutiert werden könnte eine Erhöhung der Abgaben, wie der Grundsteuer. Damit würden die Kosten auf alle Malborner umgelegt. Von den Anwesenden ins Spiel gebracht wurden Events in der Steinkopfhalle, beispielsweise kulturelle Veranstaltungen oder ein Sport- und Spielfest. Deren Einnahmen könnten in einen Topf fließen, der der Renovierung der Halle dient.
Extra: KOSTEN UND EINNAHMEN

Kein Geld für Reparaturen
Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"


Zum 15. November 2017: Ausgaben: Strom: 6006 Euro Heizöl: 6221 Euro Wasser/Abwasser: 2581 Euro Abfall: 350 Euro Reparaturen/Wartung: 7049 Euro Verschönerung: 214 Euro Reinigung: 2948 Euro Schornsteinfeger: 68 Euro Ausstattungsgegenstände: 1156 Euro Telefon: 235 Euro Gebäudeversicherung: 1073 Euro Einnahmen: 2242 Euro

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