Kein Vorleser

WITTLICH. (peg) "Edwin Klein ist ein lausiger Vorleser." Das behauptet das frühere Hammerwurf-Ass aus Saarburg jedenfalls selbst von sich, weshalb ein anderer aus seinem neuen Buch in der Buchhandlung Rieping las. Der Autor erläuterte jedoch gelegentlich.

Es waren ungewöhnliche erste Worte für eine Autorenlesung: Edwin Klein, erfolgreicher Hammerwerfer der 1970er Jahre, Bestsellerautor in den 90ern, nebenher Lehrer an einem Gymnasium, zierte sich, aus seinem neuesten Buch selbst vorzulesen. Er sei ein miserabler Leser, gestand er seinen Zuhörern in der Buchhandlung Rieping. Dessen neuer Besitzer, Michael Scheid, übernahm daher diese Aufgabe. Die notwendigen Hintergründe, die nähere Charakterisierung seiner Personen und die Entstehungsgeschichte des Krimis "Tödliche Versicherung", mit dem Klein sein literarisches Comeback feiert, erläuterte er jedoch selbst, und das sehr ausführlich. Seine Geschichten bette er stets in ein Gerüst überprüfbarer Tatsachen ein und lasse sie in der Region spielen, in seiner Heimat, die er sehr liebe. Überhaupt habe er das Genre des lokalen Krimis mit seinem ersten Buch "Deckname Bilog" 1990 vielleicht überhaupt erst aus der Taufe gehoben, wozu sein Verleger Michael Weyand eifrig nickte, auch wenn, bei genauerem Hinsehen, der "Bilog" an der Mosel spielt und nicht in der inzwischen stets Bestseller-verdächtigen Eifel. Meist seien seine Protagonisten unbedarfte, ganz normale Bürger, sagte Klein, Bürger, die an den Herausforderungen wachsen. "Dann aber beißen sich meine Helden durch." Darin blieb Klein sich auch in "Tödliche Versicherung" treu, in der Gerrits seine Gattin Helen durch einen Autounfall verliert. Mit Hilfe eines Freundes, eines ehemaligen Polizisten, wird allerdings rasch klar: Dies war kein Schicksalsschlag, sondern ein heimtückischer Plan. Figuren tauchen auf, deren Nähe zu lebenden Personen kein Zufall ist. Klein ist trotz seines inzwischen gesetzten Alters ein Mann geblieben, der gegen Ungerechtigkeit und Gewalt in der Welt zu Felde zieht und immer wieder wahre Geschichten oder zumindest Bruchstücke von wahren Geschichten in seine Werke einbaut. Und dass er offenbar sehr nah an der Realität ist, zeigt sich zum Beispiel 1994, als er sich mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) angelegt hatte. Der kaufte nach einer verlorenen Millionenklage gegen Klein alle Rechte am Buch "Rote Karte für den DFB" - und verhindert bis heute die Wiederauflage.

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