Kein Winterdienst in Thalveldenz

Auf den ersten Blick scheinen immer größere Fahrzeuge dafür verantwortlich zu sein, dass der Landesbetrieb Mobilität in Thalveldenz nicht mehr räumt und streut. Doch tatsächlich verschärfen der abschüssige Ausbau der örtlichen Kreisstraße sowie Sparmaßnahmen des Landes die Situation.

 Die neuausgebaute Schloss-Straße in Thalveldenz hat extremes seitliches Gefälle und steigt zudem stark an – gestreut wird trotzdem nicht. Vor dem Ausbau fuhr der Streudienst bis ganz nach oben. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die neuausgebaute Schloss-Straße in Thalveldenz hat extremes seitliches Gefälle und steigt zudem stark an – gestreut wird trotzdem nicht. Vor dem Ausbau fuhr der Streudienst bis ganz nach oben. TV-Foto: Klaus Kimmling

Thalveldenz. Schnee und Frost bereiten den Menschen in Thalveldenz zunehmend Probleme. Die durch das Dorf führende neu ausgebaute Kreisstraße wird nicht mehr von der Straßenmeisterei geräumt und gestreut. Rechtlich hat das zwar seine Ordnung, da dafür die Gemeinden in der Pflicht sind, die das an die Bürger delegieren (siehe Extra). Doch andererseits wäre ohne den freiwilligen Einsatz der Straßenmeistereien mancherorts kein Durchkommen mehr. Vor allem in Orten wie Thalveldenz, wo die enge und steile Straße höhere Anforderungen stellt. Manfred Mirbach, der in der Sackgasse wohnt, hat sich daher an den Trierischen Volksfreund gewandt.

Nur wenige Anwohner räumen den Gehweg



Altpapier und Gelbe Säcke seien sogar stehen geblieben, weil die Entsorgungsfahrzeuge die am Ortseingang mit einem Wendeplatz ausgestattete neue Fahrbahn nicht hätten befahren können. Ehefrau Sabine wundert das nicht. Wenn sie morgens um halb sieben das Haus verlässt, haben - wie auch andernorts - erst wenige Anlieger geräumt. Viele würden das doch gar nicht geregelt bekommen, fürchtet sie.

Ortsbürgermeister Norbert Sproß, der den Gemeindearbeiter mit dem Räumen beauftragte, steht hinter den Bürgern. Es sei nicht nachvollziehbar, entgegen der bisherigen Praxis den Winterdienst auszusetzen. Das Problem seien wohl immer breitere Räumfahrzeuge und die schmale Fahrbahn, die seit dem Ausbau "ein erhebliches Quergefälle" aufweise.

Beim Fahren in Richtung Veldenz rutschen Fahrzeuge auf die gegenübergelegene Seite. Am meisten sorgt er sich wegen der Behinderung von Notarzt und Feuerwehr: "Das ist ein unmöglicher Zustand." Es könne nicht "auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden, wenn kein entsprechendes Fahrzeug da ist." Und dem Bürger dürfe auch nicht das Risiko aufgebürdet werden, bei etwaigen Schäden haften zu müssen.

Ralf Schmitz, Leiter der Mastermeisterei Wittlich, beruft sich auf seine Pflicht, für Personal- und Verkehrssicherheit zu sorgen. Die Fahrer handelten grob fahrlässig, wenn sie trotz erkannter Gefahren räumten. Denn auch Straßenmeisterei-Fahrzeuge könnten ins Rutschen geraten und erhebliche Schäden verursachen.

Die "starke Querneigung" der Straße erhöhe dieses Risiko. Außerdem seien immer größere Fahrzeuge unterwegs. "Wir bekommen immer mehr Probleme in engen Ortslagen", sagt er. Zumal auch die Tage eines bisher im Ort eingesetzten schmäleren Unimogs gezählt seien. Die Problematik spitzt sich laut Schmitz durch Fuhrpark-Verkleinerungen zu: "Ich habe bei jeder Straßenmeisterei ein Fahrzeug weniger im Einsatz." Es könnten nur noch die Hauptverkehrsstraßen geräumt werden. Daher seien sie erst einmal so verblieben, nicht zu räumen.

Bürgermeister Ulf Hungert hofft, dass es nicht dabei bleibt. Allerdings stelle Thalveledenz schon besondere Anforderungen an Fahrzeuge, die am Ortsende ja auch wenden können müssten. Mit Ortsdurchfahrten in Mülheim oder Bernkastel-Kues sei das nicht vergleichbar. EXTRA Räum- und Streupflicht: Die Satzungen der Gemeinden nehmen in aller Regel die Bürger in die Pflicht beim Räum- und Streudienst. Anwohner - auch von Kreisstraßen - müssen entlang ihres Grundstücks nicht nur den Gehweg räumen und streuen, sondern auch die Straße bis zur Fahrbahnmitte. Da das in der Praxis allerdings schwerlich realisierbar ist und in vielen Orten kaum mehr ein Durchkommen wäre während anhaltender Schnee- und Frostperioden, springen die Straßenmeistereien ein. Sie übernehmen das Räumen und Streuen auch entlang der Ortsdurchfahrten. Dabei könnten sie rein theoretisch am Ortseingang das Räumschild hoch heben und erst wieder am Ortsausgang absetzen - und das auch an Kreisstraßen. Dass sich seit vielen Jahren eine andere Praxis bewährt hat, ändert nichts an der Tatsache, dass die Straßenmeistereien das innerörtliche Räumen auf freiwilliger Basis übernehmen. (urs)

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