Kein Zuschlag für alten Bahnhof

Wittlich · Auch der zweite Versuch, den ehemaligen Wittlicher Bahnhof (Verkehrswert 1,1 Millionen Euro) zu verkaufen, ist gescheitert. Beim nächsten Termin fällt nun das Mindestgebot weg. Verschleudert werden soll die Immobilie aber nicht.

Wittlich. Bei einer Zwangsversteigerung liegen 30 Minuten zwischen Beginn und Ende. Diese halbe Stunde kann lang werden, wenn etwa 20 Leute ziemlich ruhig in einem kleinen nüchternen Gerichtssaal sitzen und der Dinge harren, die da kommen.
Beim zweiten Versuch, den alten Wittlicher Bahnhof an den Mann oder die Frau zu bringen, tat sich lange nichts. Kurz vor dem Ablauf der Frist bot Cemal Bayindir zuerst 220 000 und dann 230 000 Euro. Mit im Rennen (225 000 Euro) war auch Nihap Bayindir. Rechtspfleger Stefan Wenz ließ weitere Gebote aber nicht mehr zu.
Er bezweifelte ihre Ernsthaftigkeit. "Ein Zuschlag ist frühestens bei 550 000 Euro möglich", erläuterte er und schickte Beteiligte und Zuhörer nach Hause.
Die Beteiligten sind Hanna Murray und die Kreissparkasse Bitburg-Prüm. Vor etwa sechs Jahren kaufte die Amerikanerin den ehemaligen Bahnhof für 170 000 Euro von der Stadt Wittlich. Nach eigenen Angaben investierte sie 850 000 Euro in die Sanierung der vielen Räume, die im Anschluss unter anderem gastronomisch und kulturell genutzt wurden.
Kreditgeber war die Kreissparkasse Bitburg-Prüm. Um welche Summe es geht, sagen die Beteiligten nicht. Klar ist nur: Die Sparkasse kündigte den Kredit und leitete die Zwangsversteigerung ein. Hanna Murray wirft der Stadt und der Bank seither mangelndes Entgegenkommen vor. Die Stadt hat auch Forderungen. Sie liegen aber nur im vierstelligen Bereich.
Beim ersten Termin im Dezember 2012 fand nur eine weitere Hanna Murray gehörende Immobilie in der Wittlicher Kurfürstenstraße für 190 000 Euro einen Käufer (der TV berichtete). Für den alten Bahnhof (Verkehrswert 1,1 Millionen Euro) gab damals niemand ein Angebot. ab.
Zwei interessierte Verwandte


Im Gespräch mit dem TV räumte Cemal Bayindir ein, die Spielregeln bei einer Zwangsversteigerung nicht so genau zu kennen. Dies gelte in erster Linie für das Mindestgebot. Interesse habe er aber trotzdem am alten Bahnhof. Gleiches äußert sein Namensvetter Nihap Bayindir.
Die beiden sind miteinander verwandt, wussten aber offenbar nichts vom Interesse des jeweils anderen. Sie würden den Bahnhof gerne weiter gastronomisch nutzen. Cemal Bayindir sieht ihn aber in erster Linie als Renditeobjekt. An Mieteinnahmen seien pro Jahr etwa 120 000 Euro zu erzielen, glaubt Rechtspfleger Wenz.
Wie geht es nun weiter? Nach Auskunft von Wenz wird es voraussichtlich im Herbst zum dritten Versteigerungstermin kommen. Dann wird es eine wichtige Änderung geben. Das Mindestgebot von 550 000 Euro fällt weg. Bei welchem Angebot ein Zuschlag erteilt wird, lässt Wenz allerdings offen.
Schnäppchenjäger sollen aber keine Chance haben. "Verschleudert wird die Immobilie nicht", verspricht Stefan Wenz. Die Beteiligten hätten beim Preis auch ein gewichtiges Wort mitzureden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort