Keine Chance gegen Rabauken

TRABEN-TRARBACH/WOLF. Eine "beerenstarke" Allee hatten mehr als 70 Kinder im August am Wolfer Berg während der Ferienfreizeit des "Vereins für Leibesübungen 1861 e.V." (VfL) auf dem Wolfer Berg angelegt (der TV berichtete). Die 80 frisch gepflanzten Bäumchen erhielten überdies Schieferplatten mit den Namen der jungen Baumpaten. Doch jetzt wüteten Tiere und unbekannte Täter auf dem Eichsfeld.

Die Kinder und ihre Eltern, Wolfer Bürger, Wanderer und Revierförster Joachim Clemens sind bestürzt und traurig: Rehe haben sich die Triebspitzen von Vogelbeere, Speierling, Vogelkirsche und Elsbeere gut schmecken lassen. Und Unbekannte zerstörten mutwillig rund 60 Schieferplatten. Anzeige erstattet

Sie liegen zerbrochen neben den Bäumchen oder auf der anderen Seite des Weges am Waldrand. Blinde Zerstörungswut machte die Arbeit von vielen Kindern zunichte, die stolz die Platten mit ihren Namen auf Holzpflöcke genagelt hatten. "Der VfL hat Anzeige erstattet", sagt Gerd Huesgen, der die Ferienfreizeit organisiert hat. Im August hatte es für die 80 Beerenbäume bestens begonnen: Nach der Pflanzung wurden sie gemulcht und angegossen. Schon am ersten Abend sorgte einer von vielen folgenden Regenschauern für ein gutes Anwachsen. Die Pflanzen wurden überdies mit einem Verbiss- und Fege-Schutzmittel eingeschmiert, das Rehe fernhalten soll. Doch die scherten sich nicht um die übelschmeckende weiße Farbe, obgleich diese noch zwei weitere Male aufgetragen wurde. "Die Bäume waren für sie so interessant, dass sie trotzdem die Triebspitzen abfraßen", sagt Revierförster Joachim Clemens, der den arg mitgenommenen Pflanzen aber noch eine Chance gibt: "Sie werden wieder austreiben." Doch nicht nur an der jungen Allee auf dem Eichsfeld taten sich die Rehe gütlich: Beim Gang in den Wald offenbaren sich die Schäden, die das Wild dort ständig an den jungen Bäumen anrichtet. "Die Wipfelknospen sind besser mit Nährstoffen versorgt als die Seitenknospen", weiß der Fachmann. Das wissen auch die Rehe, die sich ganz gezielt über die jungen Triebspitzen hermachen. "Es ist frustrierend", sagt Förster Clemens. "Nach dem Positionspapier des Deutschen Jagdverbandes muss der Rehwildbestand so reguliert werden, dass neue Baumarten ohne Schutzmaßnahme verjüngt werden können." Davon ist man im Traben-Trarbacher Stadtwald jedoch weit entfernt. Nur durch eine stärkere Bejagung hätten viele Bäume überhaupt eine Chance, in die Höhe zu wachsen. Clemens zeigt eine Weißtanne, die acht Jahre alt ist, aber nur 20 Zentimeter misst, ein Bonsai-Bäumchen. Der Ahorn wenige Meter weiter, der seine Triebspitzen ebenfalls einbüßte, wird verbuschen. Schutz für die Bäumchen

"Ich muss als Förster mit dem arbeiten, was übrig bleibt", sagt Clemens resigniert. Nur wo Waldflächen eingezäunt werden, hätten die Bäume Wachstumsschancen. Doch das sei kostspielig, und wenn Wildschweine die Zäune zerstörten, hätten auch die Rehe Zutritt. Eine bessere Bejagung könne die Forstschutzkosten erheblich verringern, ist der Förster überzeugt. Die Bäumchen auf dem Eichsfeld sollen nun mit Wuchshüllen vor weiterem Verbiss geschützt werden. "Wir werden auch versuchen, die Schiefertafeln zu ersetzen", sagt Gerd Huesgen. Der VfL wolle jedoch erst die polizeilichen Ermittlungen abwarten. Hinweise bitte an die Polizeiwache in Traben-Trarbach unter der Rufnummer 06541/6270 oder 06541/9634.

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