Keine gute Zeit für frische Wäsche

WITTLICH. Egal wie weit die Temperaturen wieder nach oben klettern werden, im Wittlicher Konversionsgebiet "Klausener Weg" bleiben die Fenster geschlossen. Anders ist für die meisten Anwohner der Großbaustelle der Lärm nicht auszuhalten, der beim Abriss der alten französischen Wohnblocks entsteht. Hinzu kommt: Es staubt ohne Ende.

Es rattert, rumpelt, poltert und kracht: Seit Wochen geht's im Wittlicher Konversionsgebiet "Klausener Weg" zur Sache. Mit schwerem Gerät reißen die Bitburger Investoren Jürgen Fandel und Marco Palzkill, die das 4,3 Hektar große Gelände vom Bund gekauft haben, die alten Wohnblocks des französischen Militärs ab. Seit 1999 stehen die Häuser leer, die Hecken wuchern bis in den ersten Stock, auf manch einem Balkon wachsen schon junge Birken, Scheiben an Türen und Fenster sind zerschlagen, an den Häusern warnen Gefahrenschilder vor der Baufälligkeit. Bis Mitte 2008 sollen 15 Wohn- und Nebengebäude dem Erdboden gleich gemacht werden. Auf dem so gewonnenem Bauland ist ein familienfreundliches Wohngebiet in Innenstadt-Nähe geplant. "Ich bin froh, dass sich hier was tut. Wer sich da so alles in den leer stehenden Baracken rumtreibt. Ich freue mich schon, wenn die Gegend endlich wieder richtig bewohnt ist", sagt Alwine Bitdinger, Verkäuferin in "Petrys Backstuben". Das Geschäft liegt etwas weiter von den Abrissarbeiten entfernt und ist kaum von Lärm und Staub geplagt. Einziger Wermutstropfen: Manche Kunden müssen wegen der geänderten Verkehrsführung derzeit einen Umweg zum Laden fahren. Aber das nimmt sie gerne in Kauf. Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer hatte beim Start der Abrissarbeiten die Bedeutung dieses Projekts für die Zukunft der Stadt hervorgehoben und die Anwohner um Verständnis gebeten: "Es geht leider nicht ohne Lärm und Staub." Doch wie es wirklich ist, auf einer Großbaustelle zu wohnen, zeigt sich für viele erst jetzt. "Wir müssen die Wäsche drinnen trocknen. Draußen ist es einfach zu staubig", sagt Anwohner Jakob Olenburger. Obwohl seine Familie die Fenster auch bei größter Hitze geschlossen halte, dringe der Staub dennoch bis ins Haus. Besonders das Zerkleinern des Bauschutts sei "schrecklich laut". Doch Olenburger nimmt's gelassen: "So ist das halt. Die Leute müssen ja auch ihrer Arbeit nachgehen." Störender wirkt sich der Lärm für Familien mit Kleinkindern aus. "Die können bei dem Krach nicht einschlafen", sagt Anwohner Gert Lusch. Kein Problem mit dem Abrisslärm hat eine Gruppe Jugendlicher, die sich vor einer der alten Baracken trifft. Dort übertönt laute Punkmusik den Baulärm. Dass auch ihr Treffpunkt bald schwinden wird, finden die Jugendlichen schade. "Sitzen wir in der Innenstadt, werden wir weg geschickt", sagen die jungen Leute. Vor der alten Baracke haben sie ein Domizil gefunden, wo sie bisher niemanden gestört haben. Sie schlagen vor, wenigstens eines der Häuser als Konzerthalle zu erhalten: "So wie das Exzellenz-Haus in Trier oder für eine Stadthalle." Doch dazu wird es nicht kommen. Bereits am 14. August wird nach Angaben der Bitburger Investoren in der Martinstraße weiter abgerissen."Bei den Arbeiten vibriert mein ganzes Haus"

Manche Anwohner fragen sich bereits jetzt, wie sie Staub und Lärm für eineinhalb Jahre aushalten sollen. "Am liebsten würde ich wegziehen. Was soll ich auf meine alten Tage noch so viel Ärger haben", sagt eine ältere Dame, die namentlich nicht genannt werden möchte: "Sonst haben wir noch Gemeckere." Das Schlimmste für sie: Bei den Zerkleiner-Arbeiten vibriere ihr ganzes Haus. Der Bauschutt wird mitten im Wohngebiet gebrochen. Wie viele andere fragt sich auch Anwohner Christian Knopp: "Warum müssen die ganzen Wohnblocks vor meinem Balkon zerkleinert werden statt an einem Ort, der nicht von bewohnten Häusern gesäumt ist?" Das Büro der Baufirma von Investor Jürgen Fandel antwortete uns darauf: "Leider müssen wir mitteilen, dass sowohl Herr Fandel als auch Herr Palzkill urlaubsbedingt bis zum 14. August nicht erreichbar sind und daher eine Stellungnahme vor diesem Termin nicht möglich ist."

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