Keine Panik – aber Vorsicht

ERBESKOPF. Vieles fällt von den Bäumen – aber keine Zecken, räumt Erbeskopf-Förster Bernd Lischke mit Vorurteilen auf. Und er gibt Tipps, wie man sich vor den tückischen Parasiten schützen kann, ohne den Wald zu meiden.

Allmählich breitet sie sich wieder aus, die Panik vor den Zecken. Mancher wagt sich schon nicht mehr in den Wald wegen des Risikos (siehe Extra) einer Hirnhautentzündung oder der Borreliose. Dabei reicht zum Schutz oft schon etwas Umsicht aus und vor allem das Beachten einiger Regeln: "Natürlich ist das Risiko da, aber man muss abwägen", meint Bernd Lischke, Erlebnisförster am Erbeskopf. Von Kollegen wisse er zwar von schweren Erkrankungen, und auch Jäger seien sehr gefährdet, weil das Wild voller Zecken sitze. Doch wer Waldwege nutze, reduziere - anders als beispielsweise etwa Querfeldein-Radler - bereits das Risiko. Grundsätzlich empfiehlt er jedoch dichte Kleidung und nach der Waldexkursion ein gewissenhaftes Inspizieren aller Körpernischen und das Waschen der Kleidung. Zeckenzange zum Entfernen

In jedem Fall sollten Zecken "schnellstmöglich" entfernt und notfalls ausgerissen werden. "Abgerissene Köpfe werden mit der Haut abgestoßen, unter Umständen verkapseln sie sich", hält Lischke die Angst vor einer Infektion durch den Kopf für unbegründet. Da die Erregerzufuhr vom Darm der Tiere komme, sei der Kopf für die Infektion mit Borreliose oder Hirnhautentzündungs unbedeutend. Zum Entfernen sollte möglichst eine scharfe Zeckenzange verwendet werden, die auch Haare auszupfen könnte, oder ein schlitzförmiger Zeckenentferner. Die Art und Weise des Herausziehens sei nebensächlich: "Eine Zecke ist nicht rechts- oder linksdrehend", nimmt er einen Benutzertipp aufs Korn. Im Kreis Bernkastel-Wittlich ist die Gefahr geringer als in Lischkes Heimatkreis Birkenfeld, der 1999 wegen dreier Fälle von Hirnhautentzündung zum "FSME-Risikogebiet" erklärt wurde. Was klimatisch- und vegetationsbedingt sei, so der Förster. "Der Nahegraben ist wärmer, der Hochwald rauer", ordnet er Fichten- und Buchenbestände des Hochwalds als weniger zeckenfreundlich ein als etwa Wärme liebende Kirschen und Eichen. Kindern den Freiraum Wald vorzuenthalten sei der falsche Weg: "Ich muss aber nicht Zeckenbiotope aufsuchen." Die mit den ersten wärmeren Tagen einsetzende Zecken-Hysterie ist seiner Ansicht nach "ein bisschen geschürt". Zum einen müsse die Pharmaindustrie ihren teuren Impfstoff verkaufen. Zum anderen stamme mancher Bericht zum Thema aus der Feder eines Jägers. Und ein solcher sei nicht eben glücklich über zu viel Andrang im Wald. Für Jörg Fewinger vom Wittlicher Gesundheitsamt gilt nichtsdestotrotz der Grundsatz "Pro Impfen". Zumindest für Gebiete mit FSME-Risiko. Was etwa für die Menschen nahe des Birkenfelder Raums gelte: "Die Zecke erkennt ja nicht die Kreisgrenze." Wer sich oft im Raum Morbach aufhalte, sollte sich daher wie auch die Risikogruppen Förster und Waldarbeiter impfen lassen. Diese wirkt jedoch erst 14 Tage nach der Zweit-Impfung. Ungeachtet dessen gilt auch für ihn die goldene Regel: "Wenn man sich regelmäßig absucht und die Zecke binnen 24 Stunden entfernt, ist das Risiko gering." Und keinesfalls sollten Hausmittel wie Öl oder Uhu eingesetzt werden, sondern eine Zeckenzange.

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