Keine Rotoren auf dem Stöppelberg

Arenrath · Noch dreht sich kein Windrad in der VG Wittlich-Land. Grundsätzlich spricht sich der Rat für diese Form der Stromerzeugung aus. Die Frage lautet aber: Welche Flächen sind geeignet. Der VG-Rat hat in seiner jüngsten Sitzung mögliche Standorte festgelegt. Gegenüber der ursprünglichen Planung sind Flächen weggefallen - unter anderem der Stöppelberg bei Osann-Monzel.

 Diese Fotovisualisierung zeigt Windräder auf dem Stöppelberg, gesehen von Altrich aus. Nach dem Beschluss des VG-Rates dürfen sich dort aber keine Windräder drehen. Fotovisualisierung: BGH Umweltplanung und Landschaftsarchitektur, Trier

Diese Fotovisualisierung zeigt Windräder auf dem Stöppelberg, gesehen von Altrich aus. Nach dem Beschluss des VG-Rates dürfen sich dort aber keine Windräder drehen. Fotovisualisierung: BGH Umweltplanung und Landschaftsarchitektur, Trier

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Arenrath. Es waren beeindruckende Bilder, genauer gesagt Fotovisualisierungen, die die Mitglieder des VG-Rates Wittlich-Land zu sehen bekamen. Sie zeigen, wie die Landschaft aussehen könnte, wenn sich auf diesem oder jenem Standort bis zu 200 Meter hohe Windräder drehen. Die Bürger von Altrich, Platten und Klausen würden auf Dutzende Riesenrotoren blicken. Denn der Stöppelberg bei Osann-Monzel war ursprünglich als geeignete Fläche für Windräder ausgewiesen.
Nach dem Beschluss des VG-Rates ist der Stöppelberg nun aber außen vor. Ebenso eine Fläche am Autobahnkreuz der A 60 und A 1 sowie eine Fläche westlich von Monzel. Bei der ersten Planung war noch eine Gesamtfläche von 2162 Hektar ausgewiesen - das entspricht 5,4 Prozent der Fläche der VG-Wittlich-Land. Dann reduzierte sich die Fläche auf knapp drei Hektar, nachdem der Rat die Stellungnahmen von Bürgern und Behörden hinsichtlich Naturschutz, Straßenverkehr, Landschaftsbild und Flugsicherung berücksichtigt hatte.830 Hektar Vorrangfläche


Doch wie das Landschaftsbild trotz dieser Reduzierung ausgesehen hätte, demonstrierte die Fotovisualisierung des Planungsbüros BGH Trier eindrucksvoll. Von den allermeisten erhöhten Punkten der VG Wittlich-Land wären die Windgiganten zu sehen gewesen. Besonders hätte es Altrich, Platten, Klausen und Osann-Monzel getroffen. Auch von der Mosel aus wären die Rotoren sichtbar gewesen. Nach dem jüngsten Beschluss zur Fortschreibung des Flächennutzungsplanes verbleiben jetzt noch 830 Hektar Vorrangfläche - das sind 2,1 Prozent der Fläche der VG Wittlich-Land.
Auch eine kleine Teilfläche bei Bettenfeld/Meerfeld fällt weg. Damit werden nach Aussage der VG-Verwaltung vom Maargrund des Meerfelder Maares keine Windräder zu sehen sein. Allerdings verbleibt eine größere Fläche zwischen Bettenfeld und Eisenschmitt. Vom Gipfelkreuz Mosenberg werden sich in Sichtweite die Windgiganten drehen, ebenso blickt man vom beliebten Aussichtsturm Landesblick nicht nur auf den Mosenberg, sondern auch auf zahlreiche Rotoren.
Eine weitere größere Vorrangfläche befindet sich westlich von Heidweiler/Dierscheid. Werden dort Windräder aufgestellt, kann man sie bestens vom Aussichtsturm auf dem Kellerberg, aber auch von Dodenburg, Heidweiler und Dierscheid bewundern.Kein einheitliches Meinungsbild


Der VG-Rat stimmte mit 20 Ja-Stimmen, vier Nein-Stimmen und drei Enthaltungen für den Beschlussvorschlag des Haushalts- und Finanzausschusses, der sich am 1. Dezember bereits intensiv mit dem Thema befasst hatte. In der Vorlage heißt es: "Damit werden Befürchtungen, eine zu hohe Belastung beziehungsweise Überfrachtung des Planungsraumes mit Windkraftflächen zu bewirken, entkräftet."
Gegen die Reduzierung der genannten Flächen sprach sich SPD-Fraktionssprecherin Angelika Brost aus. Zitat: "Ob sich ein Tourist, der an den Maaren wandert oder der Pilger auf dem Jakobsweg oder Wallfahrer zur Klausener Kirche beeinträchtigt fühlt, wenn er in weiter Ferne Windräder sieht, stelle ich in Abrede."
Anders sehen das die Sprecher der CDU, FWG, FDP, Grüne. Franz-Josef Krumeich (CDU): "So wichtig uns die Erzeugung regenerativer Energie auch ist, so sollten wir jedoch besonders konfliktbeladene Flächen herausnehmen."
FWG-Sprecher Ulrich Müller meldete Bedenken bezüglich der Fläche A an, die weiterhin Vorrangfläche bleibt. Müller: "Mit den Orten Manderscheid, Meerfeld, Bettenfeld, Eisenschmitt und Großlittgen mit der Abtei Himmerod liegt die Fläche in einem touristischen Kerngebiet." Dennoch werde die Fraktion mehrheitlich dem Beschlussvorschlag zustimmen, um den Wünschen der betroffenen Gemeinderäte und der Mehrheit der Bürger nachzukommen.
Rita Wagner (FDP) äußerte sich grundsätzlich kritisch zu Windrädern. Wagner: "Windkraftanlagen der neuen Generation mit Höhen von 200 bis 230 Metern lassen erahnen, wie unsere Landschaft ihr Gesicht verändern wird."
Günter Theis (Grüne) sieht in dem Beschluss einen Kompromiss, um vom Atom- und Kohlestrom wegzukommen. Theis: "Wir brauchen vor allem ein rechtssicheres Verfahren. Die Vorrangfläche A bei Bettenfeld/Eisenschmitt tut weh, dennoch stimmen wir für den Vorschlag des Haupt- und Finanzausschusses.Meinung

Windräder vertreiben Touristen
Der Beschluss des Verbandsgemeinderates Wittlich-Land ist ein bisschen gut, er hätte aber viel besser sein können. Auf dem Stöppelberg werden sich keine Windräder drehen. Gut so! Die Ortsgemeinden Altrich, Platten und Klausen hatten sich schon vor über einem Jahr vehement dagegen ausgesprochen. Ihr Argument: Der Erholungs- und Freizeitwert ihrer Dörfer werde massiv eingeschränkt. Der Standort befindet sich außerdem unmittelbar an der Grenze zur sogenannten "landesweit bedeutsamen historischen Kulturlandschaft" Mosel. Man muss sich nur die Fotovisualisierung ansehen, um zu begreifen, wie die Landschaft verschandelt worden wäre. Nicht gut: Im Nordwesten der VG Wittlich-Land sind nach dem jüngsten Beschluss des VG-Rates weiterhin Windräder möglich. Und zwar mitten in einem Gebiet, das dabei ist, sich mit bewundernswerten Aktivitäten zu einem touristischen Anziehungspunkt speziell für Wanderer zu entwickeln. Gigantische Windräder vertreiben Touristen - das ist Fakt. Und bei Heidweiler, Dodenburg, Dierscheid könnte gar ein ganzer Wald von Windrädern entstehen, denn bei Zemmer (VG Trier-Land) ist direkt an der Grenze zur VG Wittlich-Land ebenfalls ein möglicher Windkraftstandort ausgewiesen. Wenn es so kommt, wird der Blick vom dem beliebten Aussichtspunkt Kellerberg ein völlig anderer sein. Zu sehen ist dann eine Industrielandschaft mit Windmaschinen. w.simon@volksfreund.de

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