Keine Schule und kein Kindergarten mehr?

Heidenburg · In Heidenburg ist die Diskussion über die Kommunalreform wieder neu aufgeflammt. Ein Wechsel der Ortsgemeinde in die VG Schweich könnte das Dorf die Schule und den Kindergarten kosten.

Heidenburg. Welche Konsequenzen erwartet die Ortsgemeinde Heidenburg bei einem Wechsel in die VG Schweich? Damit hat sich der Heidenburger Gemeinderat in seiner letzten Sitzung beschäftigt. Zwar hat ein Bürgerentscheid 2012 ergeben, dass die Heidenburger den Anschluss an die Mosel-VG suchen. Doch nach drei Jahren ist der Gemeinderat nicht mehr an das Bürgervotum gebunden und kann jetzt auch andere Entscheidungen treffen, sagt Martin Steinmetz von der Thalfanger Verwaltung. Steinmetz hat die Ratsmitglieder über die Sondierungsgespräche informiert, die die Verwaltung inzwischen mit der Nachbar-VG geführt hat. Das Resümee: "Wenn es wirtschaftlich passt, könnte die VG Schweich die Gemeinde Heidenburg aufnehmen", sagt Steinmetz.
Doch der Preis könnte hoch sein: Denn Schweich lege mehr Wert auf Wirtschaftlichkeit als auf Infrastruktur, sagt er. Das könne bedeuten, dass Heidenburg künftig auf Kindergarten und Grundschule verzichten muss. "Die Nachbarkommunen verfügen über adäquate Kitas und Grundschulen", sagt er. Zudem würde die Heidenburger Halle nicht von der VG übernommen. Diese müsste die Gemeinde dann als Träger übernehmen, sagt er.
"Schweich kann nicht zur Fusion gezwungen werden", erläutert Steinmetz. Ein Zusammengehen mit Morbach sei wegen der unterschiedlichen Struktur nicht denkbar.
Ratsmitglied Anton Göppert (Wählergruppe Timm) mahnt an, die Konsequenzen bei einem Wechsel nach Schweich gut zu überlegen: "Wollen wir unsere Selbstständigkeit und unsere Infrastruktur erhalten, oder wollen wir wechseln um jeden Preis?" Man stehe weiter zum Bürgerentscheid, habe aber heute einen anderen Wissensstand. Eine Fusion der gesamten VG mit Schweich sei nicht denkbar. Ein Wechsel der Ortsgemeinde zur Mosel-VG habe Vorrang, aber man solle einer Gesamtlösung für die VG Thalfang nicht im Wege stehen. Zudem sollten auch andere Möglichkeiten ausgelotet werden.
SPD-Sprecher Erich Scheit mutmaßt, dass Schweich kein Interesse an Heidenburg habe. "Man kann nur appellieren, geschlossen mit der ganzen VG zu fusionieren und keine Alleingänge zu unternehmen." Seine Fraktionskollegin Andrea Jäger vermutet, dass den Heidenburgern beim Bürgerentscheid die möglichen Konsequenzen für die Ortsgemeinde nicht klar gewesen waren.
Dies ruft den Protest von Kai Eiserloh (Wählergruppe Pro Schweich) hervor: "Wer garantiert uns, dass bei einem Wechsel in eine andere Gemeinde was gehalten wird?" fragt er. Wenn der Rat anders entscheide, will er wieder einen Bürgerentscheid ins Leben rufen. Es gehe darum, den Willen der Bürger zu bekräftigen.
Martin Steinmetz mahnt zur Sachlichkeit: Fusionen seien keine Verfahren der Ortsgemeinden, sondern der VG. Er kündigt wie VG-Bürgermeister Marc Hüllenkremer Gespräche der VG Thalfang mit den Verbandsgemeinden Birkenfeld und Hermeskeil an: "Wenn andere Kommunen Zusagen zur Infrastruktur machen, ergeben sich andere Gesichtspunkte."Meinung

Fusion will wohl überlegt sein
Während manche Verbandsgemeinden sich gegen Fusionen gewehrt haben - man denke an Manderscheid und Wittlich, sehen das die Hunsrücker anders und sind diskussionsbereit. Das ist positiv. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels müssen die Verwaltungsstrukturen überdacht und gegebenenfalls angepasst werden. Solche Entscheidungen aber vom Erhalt einer Kita abhängig zu machen, ist zu kurz gegriffen, denn Verwaltungsreformen sind langfristig gedacht. Ob man in zehn, 20 Jahren wirklich noch so viele Kitas braucht, wie sie gerade von wahlkampfwilligen Politikern hochgejubelt werden, ist mehr als fraglich. hp.linz@volksfreund.de

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