Kennen Sie den? Wenn Dinge, Tiere, Symbole legendär sind

Bernkastel-Wittlich · Wer eine Krone trägt, ist wohl ein König. Ähnlich funktioniert das Erkennen von Heiligendarstellungen: Die Attribute der Figuren sind sprechende Zeichen.

 Typisch Engel: Diese beiden flankieren mit ihren sie kennzeichnenden Flügeln eine Pietà im Klausener Typus. Sie stehen unter der Kreuzigungsgruppe in der Heiligkreuzkapelle, auch Kapelle zu den 14 Nothelfern genannt, am Wittlicher Mundwald, die um 1712 von Conrad Wolff gestaltet wurde.

Typisch Engel: Diese beiden flankieren mit ihren sie kennzeichnenden Flügeln eine Pietà im Klausener Typus. Sie stehen unter der Kreuzigungsgruppe in der Heiligkreuzkapelle, auch Kapelle zu den 14 Nothelfern genannt, am Wittlicher Mundwald, die um 1712 von Conrad Wolff gestaltet wurde.

Foto: klaus kimmling (kik) ("TV-Upload kimmling"
 Dieses Blechschild wirbt für das Hotel Drei Könige in Bernkastel-Kues.

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Foto: Klaus Kimmling (kik) ("TV-Upload Kimmling"

Im Giebel des Alten Rathauses in der Kreisstadt Wittlich steht eine Rochusfigur und blickt auf den Marktplatz. Rochus gilt als Pestheiliger. Weil die Stadt Wittlich die Pestwelle zwischen 1630 und 1636 relativ unbeschadet überstand, machten die Bürger Rochus zu ihrem Stadtpatron.

Denn er selbst soll erkrankt gewesen sein, vielen Menschen geholfen und sie geheilt haben. Deshalb trägt er für alle sichtbar eine Wunde im Oberschenkel, zudem gesellt sich ein Hündchen, das Brot im Maul hat, zu ihm. Es soll ihm der Legende nach während seiner Krankheit versorgt haben. Außerdem hält eine Muschel sein Gewand zusammen. Sie kennzeichnet Rochus als Pilger. Ein Symbol, das die Zeiten überlebt hat: Die Jakobsmuschel wird bis heute sinnbildlich eingesetzt und kennzeichnet beispielsweise Pilgerwege.

Rochus-Gedenktag ist der 16. August. So hat man ihm immerhin die Terminierung der Säubrennerkirmes zu verdanken, die auch ihm zu Ehren immer am dritten Augustwochenende gefeiert wird.
Muschel, Wunde, Hund: All das gehört zu einer Zeichensprache, die die Jahrhunderte überdauert und bis heute besonders bei katholischen Gläubigen Bedeutung hat. Sie erschließt ihnen angesichts einer Heiligenfigur ohne Worte, wessen Darstellung in Stein gehauen, in Holz geschnitzt oder aufgemalt sie vor sich haben. So bleiben auch alte Objekte für jedermann lesbar, der diese - auf Abmachungen beruhende - Sprache kennt. Diese stummen Hinweise sind entzifferbar geblieben.

Ein Mann, der einen Schlüssel hält, stellt zum Beispiel in der Regel Petrus dar: So zeigt er sich auch auf Triers Stadtwappen. Er ist der Stadtheilige an der Porta Nigra! Er wird in anderen Darstellungen auch mit einem Hahn, Schiff, Buch oder umgedrehtem Kreuz erkennbar.

Und manche Symbole wurden in anderen Zusammenhängen modernes Allgemeingut. Das Andreaskreuz an Bahnübergängen etwa, das zudem mittlerweile auch Zeichen der Anti-Atomkraft-Bewegung geworden ist. Seinen Namen hat die auffällige X-Form vom Heiligen Andreas, der damit dargestellt wird. Eben weil dieser Apostel an einem solchen Kreuz zu Tode gekommen sein soll und zum Märtyrer wurde.

Bei den sogenannten Märtyrern wird stets symbolisch an ihre Qualen erinnert, etwa indem ihre Folterwerkzeuge gezeigt werden. Die sogenannten Marterinstrumente gelten als wichtige Hinweise darauf, wen man erkennen soll und erinnern an dessen Leid. Und zudem gibt es eine Art generelles Zeichen für alle Märtyrer:

Es ist der Palmzweig. Attribute, so nennt man korrekt solche erzählenden Beigaben der Heiligendarstellung, die erklärend gemeint sind, aber nicht immer "entziffert" werden können, denn dafür ist Wissen um die Hintergründe, die Geschichten dazu gefragt. Die Wissenschaft, die erforscht, was genau was und warum bedeutet, nennt man Ikonologie. Sie sucht in Quellen wie der Bibel, um die heute teils rätselhaften Zeichen aus der Vergangenheit wieder lesbar zu machen, zu erklären. Dabei ist das Entziffern keineswegs einfach und auch nicht immer vollständig möglich, je nachdem wie komplex die Darstellung ist, manchmal galt sie als eine Art Geheimsprache für einen ausgewählten Kreis.

Das allerdings ist gerade bei den sogenannten Volksheiligen nicht unbedingt gewollt. Die Figuren im öffentlichen Raum sollen ja für die Menschen, die sie betrachten, wie ein sprechendes Buch sein, ihnen eine kleine Geschichte erzählen, klarmachen, um wen es gehen soll und an ihn erinnern. Dabei sind die Heiligenfiguren nicht nur an kirchlichen Gebäuden zu finden, denn sie gelten auch als Schutzpatrone. Manchmal wurden sie aus Dankbarkeit gestiftet und gut sichtbar aufgestellt.

Ob in der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region ein Heiliger mit Holzschuh zu finden ist? Vielleicht. Immerhin: Das aktuelle Maiwochenende steht im Zeichen der Eisheiligen. Die kennen selbst Hobbygärtner, denn es wird bis heute davor gewarnt, "vor den Eisheiligen" empfindliche Pflanzen draußen zu setzen, da Frost und Kälteeinbruch drohen. Zu diesen besonderen Heiligen zählen Mammertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und die Kalte Sophie am 15. Mai.

Am Samstag, 13. Mai, wäre also Servatius zu gedenken, einem Bischof, der vermutlich in Armenien geboren wurde und eben am 13. Mai 384 in Maastricht starb. Wer an ihn glaubt, ruft ihn an bei allerlei Sorgen, seien es Fußleiden, Frostschäden aber auch Rattenplagen. Seine Attribute sind unter anderem: Schlüssel, Adler und eben Holzschuh.
Den Schlüssel soll er von Petrus bekommen haben, dessen Grab er besuchte, der Schuh erinnert an seinen Tod. Er soll mit ihm erschlagen worden sein. Ein Adler allerdings beschattete ihn fürsorglich und soll ihn mit Steinwürfen aus der Luft vor den Hunnen geschützt haben. Legendär! Kurzum: Ein genauer Blick auf die Heiligenfiguren im öffentlichen Raum lohnt sich. Erkennt man ihre Attribute und erkundigt sich, führen diese zu neuen, heute meist vergessenen Geschichten. Langweilig wird es nie!

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