Kette glücklicher Zufälle

Veldenz. (gkl) Kammermusik kommt in der Moselregion an. Den Beweis lieferte das Konzert, das die Mosel Festwochen zusammen mit dem Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz in der evangelischen Kirche in Veldenz veranstalteten.

 Begeisterte nicht nur musikalisch, sondern auch mit sportlicher Akrobatik: der Kontrabassist Michinori Bunya.Foto: Gerhard W. Kluth

Begeisterte nicht nur musikalisch, sondern auch mit sportlicher Akrobatik: der Kontrabassist Michinori Bunya.Foto: Gerhard W. Kluth

Wenn auch nicht ausverkauft, so war das nicht gerade kleine Veldenzer Gotteshaus doch sehr gut besetzt, als die Deutschen Kammervirtuosen vor dem Altar ihre Plätze einnahmen. Die Atmosphäre stimmte. Sie war gespannt und erwartungsfroh. Was würde man von den insgesamt sieben Musikern unter Prima Margarete Adorf erwarten können? Der Ruf, der dem Ensemble vorauseilt, ist tadellos. Doch oft jedoch hat man gerade bei berühmten Formationen erlebt, dass sie es in der "kulturellen Provinz" mit ihren Anstrengungen nicht ganz so genau genommen haben. Da wird der Termin und die Gage schnell mitgenommen, das Programm herunter geleiert, und hinterher wird noch die große Dankbarkeit vom Publikum erwartet.Mit Charme, Ernst und Humor

In Veldenz war das nicht so. Dort wurde musiziert wie in einem großen Haus in einer Metropole, mit Engagement, großem Ernst, Charme und Humor. Zwei der insgesamt fünf Werke, die das Programm beinhaltete, ließen aufhorchen, jedes auf seine Art. Das soll Gioacchino Rossinis Streichersonate "La tempesta", Antonio Vivaldis Flötenkonzert "La Notte" mit einer überragenden Renate Kehr als Solistin und der Instrumentalfassung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Der Schauspieldirektor", KV 486, nicht herabwürdigen. Es war eine Freude, die Werke zu hören, die Musiker zu sehen, das Ergebnis ihres Einsatzes zu genießen. Erstes herausragendes Ereignis aber war vor der Konzertpause Giovanni Bottesinis Capriccio di bravura in A-Dur für Kontrabass und Streicher. Unter Musikern gibt es den bösen Ausspruch: "Ein reiner Ton auf dem Kontrabass ist reiner Zufall." Wenn diese Aussage stimmt, dann war das Veldenzer Konzert zumindest bei diesem Werk eine einzige Kette von glücklichen Zufällen. Neben dem Musikalischen leistete der Solist Michinori Bunya, der schon bei den anderen Kompositionen durch einen exquisiten Ton, dessen Bandbreite von hauchzart bis dominierend reichte, auch sportlich-akrobatisch eine begeisternde und durchaus vergnügliche Meisterleistung. Die Mehrheit des Publikums dürfte überrascht gewesen sein von der Tatsache, dass man dem sonst als Brummbär des Orchesters bekannten Instrument in dieser Höhe noch glockenklare Töne entlocken kann. Die Virtuosität des Solisten tat ihr Übriges, um das Publikum zu begeisterten Bravorufen hinzureißen. Das zweite Werk, das aufhorchen ließ, war Mozarts Serenade G-Dur, KV 525. Bekannt ist diese Komposition auch unter dem Titel "Dorfmusikanten-Sextett", "Serenata notturna" oder "Eine kleine Nachtmusik". Ihre Popularität sorgt bei manch einem für den Ausruf: "Oh nein, nicht schon wieder!" Jeder, der mit dieser Einstellung dass Finalwerk des Konzerts über sich ergehen lassen wollte, musste schon nach wenigen Tönen die Ohren spitzen. Nichts erklang, was sich wie eine alte Schallplatte abgenutzt und glatt geschliffen anhörte. Durchaus eckig und kantig, süffisant und mit einer gehörigen Portion Esprit gestalteten die Virtuosen einen Mozart, wie er sein sollte - hörenswert.

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