Kicken, solange das Knie hält

PIESPORT. Wenn sich Bundesligaprofis wie Michael Ballack über eine Dreifachbelastung beklagen, lächeln Anne Diedrich und Marion Schwaab nur. Die beiden Piesporterinnen spielen neben ihrem Beruf in zwei Fußball-Mannschaften. Und das schon seit Jahren.

Anne Diedrichs Karriere begann in der F-Jugend des SV Niederemmel durch einen puren Zufall. Sechs Jahre war sie damals alt. Ein Nachbarsjunge wurde gebeten, in der Mannschaft auszuhelfen. "Da bin ich einfach mitgegangen." Seitdem steht Anne in der Abwehr ihre Frau. Nach der C-Jugend wechselte die heute 19-Jährige zum TuS Schweich-Issel. Derzeit spielt sie dort in der Regionalliga - der dritthöchsten Spielklasse der Damen in Deutschland. Dazu kickt sie - wie Marion Schwaab auch - in der Hobbymannschaft des SV Niederemmel. Dabei ist Anne die Unterstützung durch ihre Familie sicher. Ihre Eltern haben selbst Fußball gespielt und besuchen heute noch fast jedes Heimspiel der Tochter.Die ersten Spiele auf dem Bolzplatz

Ganz so leichtes Spiel hatte Marion mit ihren Eltern nicht. Obwohl sich die 22-Jährige immer schon für Fußball interessierte, durfte sie zunächst nie selber spielen. "Nix für Mädchen", fanden ihre Eltern. Doch die Leidenschaft für Fußball war stärker. Marion zog einfach los, und heuerte beim SV Niederemmel an. Heute stürmt sie für die Rheinland-Liga-Mannschaft des TuS Schweich-Issel. Die ersten Spiele hat Marion auf dem Bolzplatz bestritten - als einziges Mädchen unter lauter Jungs. Die schätzten Marions Qualitäten: "Sie haben sich fast um mich geprügelt, ich wurde immer als Erste gewählt!" Auch heute begegnen die Männer den beiden Fußballerinnen äußerst positiv. Anne Diedrich: "Manche gucken erst ein bisschen komisch, aber wenn sie dann sehen, dass du spielen kannst, akzeptieren sie dich." Die beiden Piesporterinnen haben Spaß am Fußball, auch wenn der Sport einiges an Organisation erfordert. Schließlich arbeiten die beiden Frauen. Anne Diedrich legt Ende Januar in Wittlich ihre Prüfung zur Physiotherapeutin ab, Marion Schwaab ist Arzthelferin in Thalfang. Marion Schwaab: "Der Wochenplan wird schon durch den Fußball bestimmt. Dreimal Training in der Woche mit Issel und Niederemmel, dann meistens noch ein Spiel oder ein Turnier am Wochenende." Bei so viel Fußball und Arbeit bleibt dennoch ein bisschen Zeit für Privates. Beide Frauen haben Lebensgefährten, die selbst Fußball spielen. In Annes Fall ist ihr Freund Marco sogar ihr Trainer. "Mir macht es nichts aus, dass er die Hobbymannschaft in Niederemmel betreut", sagt sie. Auch bei Marion und ihrem Freund gibt's keine Probleme: "Wenn ich lange arbeiten muss, hat er Training." Einzig auf Parties am Wochenende lassen es die beiden langsam angehen. Obwohl: "Unsere Spiele sind meistens sonntagnachmittags, da können wir lange schlafen", sagt Anne Diedrich. Vorfreude auf die Weltmeisterschaft

Für die Zukunft wünschen sich die beiden Fußballerinnen vor allem Gesundheit. Nach einem Kreuzband- und Meniskusriss vor drei Jahren will Anne Diedrich noch so lange spielen, wie das Knie hält. "Und irgendwann mal aufsteigen", fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Gemeinsam freuen sich die Kickerinnen wie Millionen anderer Fußballfans auf die Weltmeisterschaft im Sommer. "Die Spiele der deutschen Mannschaft stehen dick im Kalender, zur Not nehmen wir dafür auch frei", sagen beide unisono. Dass Deutschland den Titel gewinnt, daran wollen die Piesporterinnen aber nicht so recht glauben. "Ich hoffe es", sagt Marion Schwaab mit einem Augenzwinkern.

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