Kiefer statt Eiche

BERNKASTEL-WITTLICH. Der Tod ist schon seit langem nicht mehr umsonst in unserer Gesellschaft. Zurückhaltung und Sparmentalität aufgrund der nationalen Lage wirken sich auch auf den Beruf des Bestatters aus.

Wer in diesen Tagen den Friedhof aufsucht, um den Verstorbenen Respekt zu zollen, wird es vielleicht bemerken: Die Blumenbouquets sind nicht mehr ganz so üppig, die neueren Gräber bleiben länger als bisher üblich ohne Grabstein und -einfassung, die allseits beliebte bronzene Grableuchte wird mehr und mehr von der guten alten eisernen abgelöst. Wie in allen Bereichen droht auch auf den Friedhöfen Schmalhans einzuziehen. Kein Wunder, ist doch eine Bestattung in Deutschland kein billiges Unternehmen. Angefangen vom Kauf der Grabstätte über die Auswahl des Sarges und der Zeremonie bis hin zur späteren Grabanlage und -pflege - manch Angehöriger wird durch das Ableben eines Familienmitglieds vor nicht unerhebliche finanzielle Probleme gestellt. Wer das zuerst zu spüren bekommt, sind außer den Gärtnereien vor allem die Bestattungsunternehmen. Aber Pragmatismus und Geschäftssinn müssen auch in schlechten Zeiten hinter der Pietät zurückstehen. Ludwig Bohr aus Bernkastel-Kues, seit 1988 an der Mosel tätig, beobachtet schon seit einiger Zeit, dass mehr und mehr Feuerbestattungen gewünscht werden. "Dadurch ändern sich die Grabkosten schon erheblich." Bohr leitet das Unternehmen zusammen mit seinem Sohn Arjan, der als erster in der Familie die Handwerkerausbildung zum staatlich geprüften Bestatter absolviert hat. Guido Eis, Inhaber des 75jährigen Bestattungsinstituts Eller-Schrot in Wittlich bestätigt die Beobachtung seines Kollegen. "Der Trend geht eindeutig hin zur Einäscherung." Und bei den Särgen seien es nun die helleren, die bevorzugt würden. Keine Modeerscheinung, sondern eine reine Geldfrage. Trend geht zur Einäscherung

"Früher musste es Eiche sein, heute ist Kiefer gefragt. Und vielleicht noch Eiche Furnier." Bei einer Feuerbestattung stellt sich ohnehin die Frage, wie viel Sinn es macht, ein teures Holz zu nehmen. Aber auch wenn die Angehörigen sich für eine preiswertere Version entschieden haben, ist das kein Garant für einen reibungslosen Ablauf. "Der Geldeingang hat sich in letzter Zeit erheblich verzögert", beklagt Eis die abnehmende Zahlungsmoral seiner Kunden. Also muss sich ein findiger Unternehmer nach weiteren Erwerbsquellen umtun. Für Eis ist es die Grabpflege. In ihren praktizierten Ausmaßen eine sehr deutsche Angelegenheit und wohl schon bald für den einzelnen Angehörigen mit erheblichen organisatorischen Problemen verbunden, wenn er oder sie den beruflichen Mobilitätserfordernissen gerecht werden wollen. Der Hunsrück scheint von alledem noch verschont zu sein. Ludwig Schuh vom Möbelhaus Schuh in Morbach sieht jedenfalls keine Veränderungen im Verhalten der Kunden des angegliederten Bestattungsunternehmens. Die vier Brüder, die ihr Möbelhaus aus der Schreinerei des Vaters entstehen ließen, waren von klein auf mit dem Tod konfrontiert. Traditionell fertigten die meisten Schreinereien Särge; nur natürlich dass sich daraus im Laufe der Jahre professionelle Bestattungsunternehmen entwickelten, die in dem nötigen vertrauensvollen Kontakt zu ihrer Umgebung standen. Schuh: "Man wuchs in das Geschäft hinein."

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