Kinder erobern das Zahlenland

ENKIRCH. Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ist für viele Kinder eine gewaltige Umstellung. Meistens haben die Kinder Angst vor dem, was sie erwartet. Doch das muss nicht sein, wie das Beispiel Enkirch zeigt. Dort arbeiten Kindergarten und Grundschule eng zusammen, die Vorschulkinder lernen zum Beispiel spielerisch den Umgang mit Zahlen.

40 Kinder halten gemeinsam einen großen Fallschirm und warten gespannt darauf, welche Zahl Heike Schneider ihnen als nächste zeigen wird. Diesmal ist es die Drei, und ganz begeistert lassen die Kinder im Takt das große Tuch drei Mal hochschnellen. Zuvor war es die Null, die Heike Schneider in die Höhe hielt. "Sieht aus wie ein Kopf, oder wie ein Ei, oder wie ein Luftballon", rufen die Kinder. "Null, das bedeutet nichts", erklärt Heike Schneiders, "also kein Gummibärchen, noch nicht mal eines." Das Ganze findet in der Turnhalle der Grundschule Enkirch statt. Die Hälfte der Kinder sind Erstklässler, die anderen sind noch im Kindergarten und werden erst im kommenden Jahr eingeschult. Diese gute und fruchtbare Zusammenarbeit von Grundschule und Kindergarten ist in Enkirch nicht neu, zumal beide direkt nebeneinander liegen; sie hat sich in den vergangenen Jahren sogar verstärkt. Vier bis fünf Mal im Jahr dürfen die Vorschulkinder am Unterricht der Erstklässler teilnehmen, dürfen sich melden und richtig mitmachen. Und einmal im Monat treffen sie sich mit den Schulkindern in der Turnhalle und lernen dort auf spielerische Weise mathematische Grundkenntnisse. Erzieherin Heike Schneider erklärt den Sinn: "Es geht darum, den Kindern einen altersgemäßen Zugang zur Welt der Zahlen anzubieten." Viele Eltern meinen, wenn ihr vierjähriges Kind zwei und zwei zusammenzählen kann, habe es bereits ein mathematisches Verständnis. Dem ist aber meistens nicht so, weil es ganz einfach etwas auswendig Gelerntes wiedergibt. Wie ein Gedicht, das jemand aufsagt, ohne Inhalt oder Sinn zu verstehen. Der Ansatz, den die Erzieherinnen Heike Schneider und Anke Gehrke verfolgen, ist ein anderer. Stets werden die Zahlen in "fassbare" Zusammenhänge gebracht, und stets spielt dabei die Bewegung eine Rolle. Wenn die Erzieherin die Zwei zeigt, dürfen die Kinder zwei Mal hüpfen. Ferner können sich die Kinder die Zahl Zwei viel besser vorstellen, wenn sie wissen, dass jeder zwei Augen, zwei Ohren, zwei Arme hat. Die Eins steht zum Beispiel für eine Sonne, einen Mond, eine Nase und so weiter. Für Schulleiter Hans Beck ist es neben dieser spielerischen Entdeckungsreise in die Welt der Mathematik wichtig, dass die Kindergartenkinder behutsam an die Schule herangeführt werden. Beck: "Die Kinder dürfen zusammen mit den Erstklässlern etwas machen und merken schnell, dass sie das auch können. Das nimmt ihnen die Angst vor der Schule."

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