Kinder lernen Demokratie

Morbach · Seit fast einem Jahr ist Nina Wein and- Schweisthal Sozialarbeiterin an der Grundschule Morbach. Von der einfachen Streitschlichtung bis zur Erfahrung von Mitbestimmung im Kinderparlament lernen die 287 Grundschüler neue soziale Kompetenzen.

 Gemeinsam ein Türmchen bauen ist gar nicht so einfach, wenn es in harmonischem Miteinander vonstatten gehen soll, beweist Sozialarbeiterin Nina Wei n and Schweisthal (hinten rechts). TV- Foto: Herbert Thormeyer

Gemeinsam ein Türmchen bauen ist gar nicht so einfach, wenn es in harmonischem Miteinander vonstatten gehen soll, beweist Sozialarbeiterin Nina Wei n and Schweisthal (hinten rechts). TV- Foto: Herbert Thormeyer

Morbach. "Wenn alle laut schreien, tut das in den Ohren weh", sagt Dennis. Der Siebenjährige genießt die Ruhe in der zweiten Klasse der Grundschule Morbach. Seit fast einem Jahr hilft die Sozialarbeiterin Nina Weinand-Schweisthal an der Schule, die 287 Kinder mit einem Programm zum sozialem Lernen auf ihr Leben vorzubereiten. Die Ruhe, die Dennis so genießt, ist ein Resultat ihrer Mühen: Die Kinder haben sich selbst die Regel auferlegt, zukünftig ruhiger zu sein.
Finanziert wird das Angebot aus dem Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung. Nicht nur die hohe Zahl der Kinder, sondern auch der 20-prozentige Migrationsanteil bescherte der Grundschule Morbach die Anstellung von einer der landesweit eingesetzten fünf Sozialarbeiterinnen.
Zur Modellschule erklärt


"Auch wir Lehrer lernen dazu", freut sich Schulleiterin Frauke Lörsch. Es hat sich viel getan in ihrer Einrichtung. Die Morbacher Grundschule ist vom Bundesbildungsministerium und dem Land als Modellschule für Partizipation und Demokratie erklärt worden. "Jetzt gibt es einen Klassenrat, ein Schülerparlament, Pausenhelfer und Streitschlichter", erklärt Weinand-Schweisthal.
"Auseinandersetzungen gibt es immer wieder unter Kindern. Das gehört zur Entwicklung", weiß Schulleiterin Lörsch. Es komme halt drauf an, wie man damit umgeht. Beispiel ist der scheinbar so einfache Bau eines Turmes mit Klötzchen. Die Kinder lernen, dass es am besten ist, nacheinander Klötzchen aufzustellen, sich die Reihenfolge gut zu überlegen und vor allem, Mitschüler bei denen der Turm umfällt, nicht auszulachen.
"Da sind sogar schon mal Tränen geflossen", verrät die Sozialarbeiterin, die aber sofort erklärte, was Auslachen anrichtet. Denn: "Je höher der Turm wird, umso größer wird auch die Verantwortung."
Weinand-Schweisthal kommt auch zu Eltern nach Hause, wenn es ernstere Probleme gibt. Sie wird gerne von Kindern als Mittlerin zwischen Lehrern und Eltern angesprochen und arbeitet mit Behörden zusammen. "Zwei Kinder werden vom Jugendamt beobachtet", sagt die Fachfrau dem TV.
Positives und Erfolgserlebnisse der Kinder werden besonders betont, ohne Falsches zu vernachlässigen. Der Klassenrat stimmt über vorgestellte Wünsche der Schüler ab und bestimmt auch einen "Regelwächter", der alle paar Wochen neu gewählt wird - ganz demokratisch eben.
"Da zeigen sich Begabungen und Kompetenzen bereits in jungen Jahren", weiß die Sozialarbeiterin zu berichten. So sichtbar sich ihre Arbeit auch auf den Schulalltag auswirkt, ihre Stelle ist bis zum 31. Dezember 2013 befristet. Eine eventuelle Verlängerung ist bislang noch offen.Extra

Nina Weinand-Schweisthal steht dienstags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr und vierzehntägig freitags von 8 bis 13 Uhr für Gespräche zur Verfügung. Beratungstermine und Hausbesuche können auch individuell unter der Telefonnummer 06533/9369835 oder Mobil unter 0172/ 5802047 und per E-Mail an nina.weinand@palais-ev.de vereinbart werden. Kerstin Kettern ist über den Hauptanschluss der Integrierten Gesamtschule (IGS) unter der Telefonnummer 06533/956970 erreichbar. Beide Fachfrauen sind beim Trägerverein Palais in Trier angestellt. dothExtra

An der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Morbach gibt es bereits seit fünf Jahren eine Sozialarbeiterin. Kerstin Kettern kümmert sich dort um die Schüler. Die Stelle wird von Land und Kreis finanziert. Die Themen gleichen denen der Grundschule. Auch Kettern will herausfinden, was den Zehn- bis 16-Jährigen am meisten Spaß macht, aber vor allem, wie sich dieser Spaß in einen Berufswunsch ummünzen lässt. "Disziplin und ein guter Umgang miteinander sind auch wichtig, doch hier kommen Zukunftsentscheidungen hinzu", erklärt Kettern. doth

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