Kinder sorgen sich um Fledermäuse

In einem Projekt des Landesjagdverbandes erfahren Schüler der Grundschule Hetzerath Wissenswertes über Fledermäuse und bauen Nistkästen für die bedrohten Tiere.

 In einem Naturschutzprojekt des Landesjagdverbandes bauen Schüler der Hetzerather Grundschule Nistkästen für Fledermäuse.TV-Foto: Sybille Schönhofen

In einem Naturschutzprojekt des Landesjagdverbandes bauen Schüler der Hetzerather Grundschule Nistkästen für Fledermäuse.TV-Foto: Sybille Schönhofen

Hetzerath. (sys) Fledermäuse haben es schwer. Albert Steinmeyer, Naturschutzobmann des Landesjagdverbandes, erklärt warum: "Unsere Flure, Felder und Wälder sind zu aufgeräumt, aus Häusern jagt man sie fort, es fehlt an Lebensräumen, wo sie ihre Kinder aufziehen können." An der Grundschule Hetzerath lehrt er in einem Projekt 16 Kinder Wissenswertes rund um die Fledermaus. Im Werkraum der Schule bauen sie Nistkästen, die sie an der Teichanlage des Anglervereins in Hetzerath aufhängen. Da Fledermäuse nur ein Junges pro Jahr auf die Welt bringen, ist es wichtig, ihnen dafür ein Quartier zu geben. Zurzeit befinden sich die Fledermäuse im Übergangsstadium zwischen Winterschlaf und Aufwachen.

Am Projekttag bringt ein Schüler zwei schlafende Fledermäuse mit, die sein Vater vor Bauarbeiten in einer Fabrik gerettet hat. Vorsichtig werfen die Kinder einen Blick auf die Fledermäuse, die schnell wieder zurück in die Kälte gebracht werden, damit sie nicht zu früh aus ihrem Winterschlaf erwachen.

Simon, der wie seine Mitschüler konzentriert Nägel in einen entstehenden Nistkasten hämmert, ist froh über das Projekt: "Ich finde es toll, dass wir etwas über Fledermäuse lernen, zum Beispiel, dass sie gut hören." Albert Steinmeyer hat in einem Versuch demonstriert, wie das bei Fledermäusen funktioniert. Yarra erinnert sich: "Wir haben mit verbundenen Augen versucht, Geräusche zu erkennen und sie zu orten." Orientierung nach Gehör, blind wie die Fledermaus. Das Sehen würde den Fledermäusen auch nicht viel nützen, haben die Kinder gelernt. Denn "Fledermäuse sind nachtaktiv", erklärt Leon.

Manfred Weishaar vom Nabu Region Trier ruft dazu auf, die unter Naturschutz stehenden Fledermäuse nicht zu vertreiben: "Ohne unsere Gastfreundschaft könnten sie nicht überleben." Störungsfreie Räume unterm Dach im Sommer und alte Bergwerke und Höhlen im Winter nennt Weishaar als ideale Quartiere. Kopfzerbrechen bereiten ihm die sich ausbreitenden monotonen Mais- und Rapsanbauflächen. "Wir brauchen eine Mischung aus Grünland, Streuobstwiesen, Wäldern mit viel Eiche, Weinbergen mit Felsköpfen und Büschen drum herum, dann haben wir lachende Fledermäuse", sagt der Naturschützer. EXTRA

 Ein Großes Mausohr im Flug. Foto: Archiv/Carsten Braun

Ein Großes Mausohr im Flug. Foto: Archiv/Carsten Braun

Große deutsche Fledermausquartiere im Moseltal: Im Kreis Bernkastel-Wittlich wie im gesamten Regierungsbezirk Trier sind die Bedingungen für Fledermäuse ideal, berichtet Fledermausexperte Manfred Weishaar vom Nabu Region Trier. "Die großen Fledermausquartiere in Deutschland liegen im Moseltal." Hier leben 20 Arten, deutschlandweit gibt es nur zwei weitere, die hier nicht vorkommen. Am häufigsten vertreten ist das Große Mausohr, das in Wäldern lebt und Quartiere in Dörfern hat. Eine andere dominante Art ist die Zwergfledermaus, die in Ortschaften zu Hause ist. Daneben gibt es in Wäldern die Bechsteinfledermaus und an Flüssen den Abendsegler. Ganz selten kommt die Mopsfledermaus vor. Alle Arten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Fledermäuse mögen das warme Klima und verbringen ihren Winterschlaf in den alten Bergwerken, die es im Raum Bernkastel noch gibt. Laut Weishaar gibt es im Moseltal drei bis vier Kolonien, in denen jeweils rund 4000 Weibchen leben. Sie nutzen die Höhlen und Speicher, um ihre Kinder zu gebären und aufzuziehen. Im August sind die Jungen flügge. Dann suchen sich die Weibchen ein Männchen, das sie begattet. Die Befruchtung findet allerdings erst mit dem Eisprung nach dem Winterschlaf statt. Ende Mai kommen die Jungen zur Welt. (sys)

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