Infrastruktur Kinder spielen im Wald statt im Neubau

Altrich · Altrich wächst. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Kindergarten, der an seine Kapazitätsgrenze stößt. Eine mobile Wohneinheit und eine Waldgruppe sollen Abhilfe schaffen.

 Einen Bauwagen mit Veranda haben die Kinder der Waldgruppe auf ihrem Waldgrundstück zur Verfügung. Bald wird es ein fester Schutzraum sein, den sie bekommen. Foto: Christina Bents

Einen Bauwagen mit Veranda haben die Kinder der Waldgruppe auf ihrem Waldgrundstück zur Verfügung. Bald wird es ein fester Schutzraum sein, den sie bekommen. Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents

Kinder, die in Matschanzügen durch Pfützen laufen, auf einer Picknickdecke warm in Wolldecken eingepackt  ihren Mittagsschlaf unter Bäumen halten oder sich Insekten genau anschauen. Das ist ein Teil des Inhalts eines Films, der einen Tag in der Waldgruppe der Kita Sternschnuppe Altrich  zeigt. Bisher waren die Kinder an zwei Tagen pro Woche draußen. Neben dem pädagogischen Hintergrund  gibt es einen weiteren, warum das Waldprojekt ins Leben gerufen wurde, nämlich Platzmangel im Kindergartengebäude.

Zwar wurde es im Jahr 2010 für 860 000 Euro vergrößert und renoviert, aber im Neubaugebiet „Im Großfeld“ gab es 80 Bauplätze, die zügig verkauft und bebaut worden sind. Eine Bedarfsanalyse hat gezeigt, dass die 75 Plätze, die der Kindergarten bietet, nicht ausreichen. Einen Neu- oder Anbau wollte die Gemeinde vermeiden, denn das würde zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro kosten. Geld, dass die Gemeinde nicht hat.

Das Landesjugendamt hält Altrich aber für einen aufstrebenden Ort und bestand auf weiteren Plätzen. Daraufhin hat sich der Gemeinderat einige Gedanken gemacht und ist zweigleisig gefahren. Zum einen wurde Ende vergangenen Jahres eine modulare Einheit, sprich ein Container, der aber sehr gut ausgestattet, und mit großen Fenstern hell und freundlich ist, auf dem Kitagelände aufgestellt. Parallel dazu hat man ein Waldprojekt ins Leben gerufen, bei dem die Kinder an zwei Tagen pro Woche draußen sind. Nun hat der Rat in der jüngsten Sitzung beschlossen, aus dem Waldprojekt eine Gruppe zu machen, die das ganze Jahr an fünf Tagen in der Woche in den Wald geht und die 20 Kinder umfasst.

Ortsbürgermeisterin Heike Knop erklärt: „Bisher wurden vier Kinder fest angemeldet und zehn Kleinere, die aber erst mitgehen können, wenn sie keine Windeln mehr brauchen, denn das ist im Wald nicht leistbar.“ Weiter erklärt die Ortschefin: „Zudem gibt es Wechselplätze. Wenn Kinder aus einer der Kindergartengruppe in den Wald möchten, geht das auch. Sie müssen dann aber zwei Wochen am Stück gehen.“

Dieses Konzept hat auch das Landesjugendamt überzeugt. Im Juni gab es einen Termin mit Landes- und Kreisjugendamt sowie Vertretern der Verbandsgemeinde, der Eltern und der Kindertagesstätte. Heike Knop: „Das pädagogische Konzept war für das Landesjugendamt ausschlaggebend. Das konnte hier wohl überzeugen. Die Finanzsituation, und dass wir die vorherige Erweiterung noch nicht ganz bezahlt haben, hat nur eine untergeordnete Rolle gespielt.“

Verbandsbürgermeister Dennis Junk geht davon aus, dass das Waldprojekt des Kindergartens Altrich in der Verbandsgemeinde schnell Nachahmer finden wird, denn es gibt weitere Gemeinden, die so einen teuren Kindergartenanbau vermeiden könnten – beispielsweise Platten oder Salmtal.

An die Waldgruppe sind aber Bedingungen geknüpft, wenn sie als dauerhafte vierte Gruppe geführt werden soll. Beispielsweise muss gewährleistet sein, dass das Mittagessen warm im Wald ankommt. Dafür will die Gemeinde jetzt ein Dienstfahrzeug leasen, damit die Mitarbeiter nicht ihren privaten Wagen nutzen müssen. Zudem soll das Auto, wahrscheinlich ein Kastenwagen, auch den Mitarbeitern vom Bauhof zur Verfügung stehen.

Ferner ist ein fester Schutzraum nötig. Bisher hatten die Kinder einen Bauwagen mit einer überdachten Veranda, jetzt soll ein Container her. Auf dem Dach soll ein Solarpanel installiert werden – für  Licht und Strom. „Für Elterngespräche oder um sich an wirklich kalten Wintertagen aufzuwärmen wird der Schutzraum gebraucht“, sagt Knop. Wenn Unwetter vorhergesagt werden, bleiben die Kinder im Generationenhaus oder in der Altreiahalle.

Mittelfristig, davon geht der Gemeinderat aus, werden auch einjährige Kinder in die Kita aufgenommen werden können, selbst wenn die Betriebserlaubnis für den Container ausläuft. „Die tatsächlichen Zahlen sind deutlich hinter den geplanten geblieben. In diesem Jahr waren es 17 Kinder weniger als vorhergesagt. Wir gehen davon aus, dass sich die Spitze der zwei, drei geburtenstarken Jahrgänge bald wieder abflacht und wir mit der Waldgruppe genügend Platz für alle Kinder haben –  auch für Einjährige. Dann können die mobilen Einheiten abgebaut werden, denn die sollen keine Dauerlösung sein.“

Bei der Planung zukünftiger Baugebiete will man mit der Vermarktung auch zurückhaltender sein, um solche Probleme zu vermeiden.

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