"Kirche ist mehr als Gottesdienst"

Wittlich · Die Amtszeit von Dechant Johannes Jaax fällt in die Umstrukturierungsphase der katholischen Kirche im Bistum Trier. Viele Gläubige müssen umdenken, doch die Kirchenvertreter sehen auch große Chancen in diesem Prozess.

Wittlich. Was wäre die katholische Kirche ohne Frauen? Diese Frage stellt sich nicht nur in Bezug auf das Engagement von Laien, sondern auch bei den Hauptamtlichen. Zwölf Vertreter des Dekanats Wittlich sitzen den Medienleuten beim Gespräch gegenüber - acht davon sind Frauen.
Es kommt auch kein Widerspruch bei der Frage auf. Stattdessen zeigt sich verständnisvolles Kopfnicken, auch von den beiden Geistlichen am Tisch: Dechant Johannes Jaax und Pfarrer Matthias Hermes (Pfarreiengemeinschaft Mittlere Mosel). Jaax ist seit sechs Monaten im Amt. Er muss eine Zeit der Reformen mitgestalten, deren Kernstück die Strukturreform 2012 ist. Danach wird die Zahl der Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften im Bistum Trier mehr als halbiert.
Im Dekanat Wittlich ist das bereits passiert. Die Zahl der Pfarreiengemeinschaften wurde von zwölf auf sechs halbiert (Extra).
Nur noch sieben Pfarrer


Damals gab es in dem Zuständigkeitsbereich 14 Pfarrer, jetzt sind es nur noch sieben. Zwei Stellen sind vakant, könnten also besetzt werden. Das Gleiche gilt für Diakone und Gemeindereferenten. Trotz des Spargebots des Bistums gibt es auch Stellen, die vergeben werden könnten. Doch es fehlen die Leute.
Nicht nur im Dekanat Wittlich gilt: In Zukunft wird ein Ort auch einmal ohne Eucharistiefeiern am Samstagabend oder Sonntag auskommen müssen. Stattdessen wird es mehr Wortgottesdienste geben. Das kann aber auch eine Chance sein: "Kirche ist mehr als Gottesdienst" sagen Johannes Jaax und seine Mitstreiter.
Es sei wichtig miteinander zu reden und Entscheidungen transparent zu machen, erklärt Heike Feldges. Das passiere zum Beispiel bei den Gesprächen der Pfarreienräte mit den Pfarrern, in denen es um die Planung der Gottesdienste gehe. Da habe sich zum Beispiel beim Festlegen der Termine für die Weihnachtsmessen viel Kooperation gezeigt. "Natürlich versucht jeder seinen Bereich zu retten", sagt Peter Zenner, der Vorsitzende des Dekanatsrats, des höchsten Laiengremiums. Einsicht in Notwendigkeiten sei aber vorhanden. Dabei werde natürlich auch darauf geachtet, in welchen Orten es die meisten Gläubigen gibt. Zenner ist sei 30 Jahren in verschiedenen Gremien aktiv. "Wir können auf Augenhöhe reden", sagt er zum Verhältnis mit den Hauptamtlichen.
"Die Neuordnung war eine Veränderung und nicht leicht", sagt Pastoralreferent Armin Surkus-Anzenhofer, der für die Jugendarbeit verantwortlich ist. In der Rückschau glaube er aber, dass vor der Neuordnung mehr Menschen die Nähe der Kirche vermisst hätten als derzeit.
Dechant Jaax sieht durchaus Leidensdruck in einzelnen Pfarreien. Der 55-Jährige ist aber Optimist. "Der Blick nach vorne macht Freunde", sagt er. "Wir haben jetzt schon einen langen Prozess hinter uns", ergänzt Heike Feldges, "aber wir sind auf dem richtigen Weg."
Dechant ist optimistisch



Die Diskussion steht unter dem Motto: Wie müssen wir uns verändern, um die Kirche lebensfähig zu machen. Dabei spielt auch die Ökumene eine Rolle. "Auf der unteren Ebene wird sie gelebt", heißt es in der Runde. Da werde bei vielen Angeboten nicht gefragt, welcher Konfession der Bittsteller ist. Es werde gehandelt. Weiter oben scheint das schwerer zu sein. Armin Surkus-Anzenhofer drückt es so aus: "Je höher man ist, desto mehr wird geredet." cb
Extra

2004 wurde aus den vier Dekanaten Klausen, Manderscheid, Traben-Trarbach und Wittlich das Dekanat Wittlich gebildet. Es umfasst die Stadt Wittlich sowie die Verbandsgemeinden Kröv-Bausendorf, Manderscheid, Traben-Trarbach und Wittlich-Land. Zum Dekanat gehören 40 Pfarreien in sechs Pfarreiengemeinschaften (Alftal, Landscheid, Manderscheid, Mittlere Mosel, Salmtal und Wittlich) mit derzeit etwa 42 800 Gläubigen. Dechant Johannnes Jaax wird von einem Dekanatsteam und der Dekanatssteuerungsgruppe unterstützt. Die hauptamtlichen Seelsorger arbeiten in der Dekanatskonferenz zusammen. Sie organisiert sich in Fachkonferenzen, Arbeitskreisen und Initiativen. Der Dekanatsrat ist das ehrenamtliche Laiengremium. In ihm sitzen je zwei Mitglieder der Pfarreiengemeinschaften. cb

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