Glaube Kirche soll Heimat sein und bleiben

Rheinböllen · Die Kreissynode des Kirchenkreises Simmern-Trarbach hat beschlossen, dass es künftig ein hauptamtliches Superintendenten-Amt geben wird.

Die Protestanten im Hunsrück und an der Mittelmosel haben in Rheinböllen wichtige Weichen für die künftige Arbeit gestellt. Und Superintendent Hans-Joachim Hermes warb bei der Kreissynode des Kirchenkreises Simmern-Trarbach nachdrücklich dafür, dass die Kirche, allen Umbrüchen und Strukturveränderungen zum Trotz, für die Menschen Heimat ist, bleibt oder werden soll.

„Wir müssen alles daran setzen, dass Kirchen nicht nur Orte für kulturelle Highlights oder Museen dörflicher Tradition sind. Kirchen müssen zu Orten der Gastfreundschaft werden“, forderte der Superintendent. Kirche werde Heimat, wenn sie ein Kommunikationsort werde, ein Ort der Begegnung, ein Ort des Lebens, machte Hermes deutlich und unterstrich nachdrücklich: „Heimat ist nur, wenn sie nicht ausgrenzt, sondern zum Schutzraum wird, insbesondere für die Schwachen, die Hilflosen, die Außenseiter, die Zugezogenen, die Suchenden, die Zweifler, ja auch für die Gottlosen.“

Hier seien auch die Kirchengemeinden gefordert, machte Superintendent Hermes klar. Denn das könne auch bedeuten, Gemeinde einmal ganz anders zu denken. „Dazu kann gehören, dass wir unsere Liturgie, unsere Lieder, unsere traditionelle Sprache vom Glauben auch mal hinterfragen“, so Hermes. Dies bedeute: „Inklusion heißt nicht, die anderen müssen so werden wie wir. Inklusion heißt, sich in die anderen hineinzuversetzen und zu entdecken.“ Und die Gemeinde müsse sich fragen: „Wie muss ich Gebäude, Traditionen, Sprache und Angebote verändern, damit andere bei uns Heimat finden.“

Kirche müsse aber auch Heimat für Fremde sein, auch gegen Widerstände, machte der Superintendent in Rheinböllen deutlich und verwies auf die Diskussionen im Hunsrück um das Kirchenasyl. „Wir haben es alle mitverfolgt, wie es aus einem Rückzug auf die enge rechtliche Schiene bar aller Barmherzigkeit zu einem Strafverfahren gegen Pfarrerinnen und Pfarrer wie auch Flüchtlinge kommt“, kritisierte Hermes. Für die Kirche bleibe es jedenfalls eine Aufgabe, sich weiterhin für Flüchtlinge einzusetzen. „Heimat ist nicht nur Lebensraum für Volksgenossen, Menschen gleicher Kultur, gleichen Glaubens. So stellen wir uns gegen alle, die mit dem Anspruch, das Volk zu sein, andere ausgrenzen, ihnen geringere Rechte meinen zuteilen zu müssen oder meine, alles dafür tun zu müssen, dass sie gar nicht erst in unser Blickfeld geraten“, betonte Hermes nachdrücklich.

In Rheinböllen ging es an den beiden Tagen auch um wichtige Strukturfragen. Der Kirchenkreis Simmern-Trarbach wird künftig einen hauptamtlichen Superintendenten haben. Dafür sprach sich die Synode mit deutlicher Mehrheit aus. Hans-Joachim Hermes wird im nächsten Jahr in Ruhestand gehen, dann muss  ein Nachfolger gewählt werden. „Ich bin seit 18 Monaten im Amt und merke, welche Belastungen eine solche Tätigkeit im Nebenamt bedeutet“, meinte der Superintendent in einer persönlichen Erklärung. Er habe Verpflichtungen im Kirchenkreis und der Landeskirche, sei aber auch weiter Pfarrer seiner Gemeinde, Mitglied im Presbyterium und bei Amtshandlungen gefragt. „Das Nebenamt hat Tücken, das Hauptamt ist hier eine sinnvollere Lösung“, betonte er. Die Kreissynode folgte dieser Einschätzung.

Einstimmig verabschiedete die Kreissynode den Haushalt für das kommende Jahr mit einem Gesamtvolumen von etwas mehr als zwölf Millionen Euro. Gegenüber 2019 ist dies eine deutliche Steigerung um rund fünf Millionen Euro, was der Eingliederung des Kindertagesstättenverbundes VEKiST geschuldet ist. Der Kirchenkreis rechnet für das kommende Jahr mit einem Kirchensteueraufkommen von etwa 8,1 Millionen Euro. Der Haushalt wird durch eine Entnahme von rund 127 000 Euro aus Rücklagen ausgeglichen.

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