Kirche und Fußball? Das passt!

Enkirch · Zusammen jammern, jubeln, jauchzen: auch in diesem Jahr richten die Evangelische Kirchengemeinde und der TuS Enkirch wieder ein Public Viewing aus. 150 Fans sahen das WM-Spiel gegen Ghana.

Enkirch. "Lieber Gott, bitte lass den Miro Klose noch ein zweites Mal treffen, ich komme auch wieder regelmäßig in die Kirche." Wie oft dieses Stoßgebet so oder so ähnlich am Samstagabend in den Enkircher Nachthimmel geschickt wurde, lässt sich nicht eindeutig belegen. Die Hände gefaltet und leise vor sich hingemurmelt haben jedenfalls einige. Doch am Ende wurden die Gebete nicht erhört. Es blieb beim deutschen 2:2-Unentschieden gegen Ghana.
Zweites Public Viewing


Am Draht zum Fußballgott muss Pfarrerin Edeltraud Lenz also noch arbeiten. Ansonsten funktioniert die Verbindung zwischen evangelischer Kirche und Fußball in Enkirch aber bestens. Denn bereits zum zweiten Mal richten die Kirchengemeinde und der TuS ein gemeinsames Public Viewing aus. "Das hat schon bei der Europameisterschaft 2012 super geklappt", erklärt TuS-Vorstandsmitglied Thorsten Petry, "und deswegen machen wir das dieses Jahr einfach wieder."
Möglich macht die Übertragung die Evangelische Kirche in Deutschland. Die hat die Sende-Rechte vom Fußball-Weltverband FIFA gekauft und reicht diese dann an Gemeinden weiter. So wurden in Enkirch bereits seit 2006 Welt- und Europameisterschaftsspiele im Tersteegenhaus übertragen, doch davon bekamen nicht alle etwas mit. Deshalb, so Petry, habe man sich zusammengetan und sei mit der Übertragung zum Festplatz unter der Brücke umgezogen.
Der Erfolg gibt ihnen Recht: weil am Samstag allerdings noch die Enkircher Ortsmeisterschaft ausgespielt wurde, trafen sich die 150 Fans ausnahmsweise am Moselvorgelände und brachten Pfarrerin Lenz zum Staunen: "Wahnsinn, was hier los ist. Super, dass wir die Leute hier zusammenbringen können. Das zeigt ja auch, dass der Ort lebt."
Zu einem Sieg gereicht haben 90 Minuten Bangen, Daumendrücken und Hände-über-dem-Kopf-Zusammenschlagen am Ende leider nicht, auch wenn einige in der Halbzeit noch sehr optimistisch waren: "2:0-Sieg. Und alle Spiele zu Null. Wir werden Weltmeister", war sich die Kröverin Vivien Feldhäuser sicher.
Fußball ist Emotion


Nach dem Spiel gab es dann tröstende Worte vom Amerikaner Robert Infante. Der ist aus Colorado gerade zum Urlaub an der Mosel und glaubt trotz des Unentschiedens, dass die Deutschen weiterkommen. "Und natürlich die USA", fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. "Ein verdientes Unentschieden", sagte auch Rick Kappel aus Enkirch. Selbst wenn das Ergebnis heute nicht gestimmt hat, er ist beim nächsten Public Viewing am Donnerstag wieder dabei: "Fußball ist ein Auf und Ab, ist Emotion, ist Leidenschaft. Das musst du einfach gemeinsam erleben - bis zum Titel am besten noch fünf Mal."
Mitorganisator Thorsten Petry hat das schon fest eingeplant: "Wir haben es zwar nicht selbst in der Hand, aber klar wollen wir das bis zum Finale durchziehen." Und wer weiß, vielleicht hat Pfarrerin Lenz ja bis dahin auch einen besseren Draht zum Fußballgott.

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