Kirchenfenster als Spiegelbild der Zeit

Bausendorf/Hontheim · Die Bilderstürmer, schreibt Heimatforscher Gerd Bayer, haben Hontheim verschont. In der Kirche des Eifelorts sind außer historischen Fenstern neugotische Altäre erhalten, die in etlichen anderen Orten verschwunden sind.

Bausendorf/Hontheim. Wenn die Hontheimer ihre Kirche betreten, fällt ihr erster Blick auf den 150 Jahre alten Hochaltar. Mit allerlei Verzierungen ist das mehr als sechs Meter hohe Schnitzwerk ein Zeugnis der Neugotik. Vielleicht galten die Hontheimer vor einem halben Jahrhundert als rückständig, weil sie den Altar nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ersetzten. Denn zu dieser Zeit galt der neugotische Stil oft als nachgeahmt und wurde wie beispielsweise im Nachbarort Bausendorf zerstört.
Vielleicht gab es aber auch Überlieferungen, wie teuer und aus der Not geboren die Anschaffung der Altäre zwischen 1857 und 1860 war. Gerd Bayer recherchierte, dass die Hontheimer nach einem Kirchenbrand allein für die Neuanschaffung der beiden Seitenaltäre 240 Taler bezahlten. Nicht irgendein Spezialist beispielsweise aus der Bischofsstadt Trier, sondern der Bausendorfer Schreiner Paul Ras kop fertigte diese Stücke und auch den Hochaltar.
Quellen aus örtlichen Archiven


Noch teurer kam zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die Anschaffung der Kirchenfenster für die Hontheimer Pfarrkirche und der Filiale Krinkhof. In diesen Kunstwerken zeige sich aber besonders, was die Menschen in der Eifel in dieser Zeit bewegte, sagt Bayer: "Kirchenfenster sind gewissermaßen Spiegel einer Gemeinde." In Krinkhof sind beispielsweise die elf Verheißungen der Margareta Maria Alacoque abgebildet. Diese Heilige war im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wegen ihrer Herz-Jesu-Verehrung besonders beliebt. Diese Gedanken trösteten die Menschen in dieser spannungsgeladenen Zeit.
Bayer hat für seine Forschungen über Glas- und Holzkunst in den Kirchen von Hontheim, Krinkhof, Kinderbeuern und Bausendorf in den jeweiligen Gemeinde- sowie in Firmenarchiven gestöbert. Die Trierer Kunstglaserfirma Binsfeld konnte ihm sogar Entwurfszeichnungen von 1910 der Fenster der Hontheimer Pfarrkirche zur Verfügung stellen. Diese Fenster sind nicht mehr vorhanden. Weshalb - das schreibt Bayer allerdings auch nicht in seinem dritten, diesmal 48-seitigen Buch über die Kunst in Kirchen der Region.
An den Kosten von rund 4600 Euro beteiligen sich laut Bayer die Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf und die Raiffeisenbank Alftal. teu

Der Bausendorfer Heimatforscher Gerd Bayer stellt am Dienstag, 1. November, um 19 Uhr im Pfarrheim in Hontheim sein neuestes Buch "Glas- und Holzkunst in der Pfarreiengemeinschaft Alftal" vor. Das Werk ist im Rhein-Mosel-Verlag Zell erschienen (ISBN 978-3-89801-334-5) und zum Preis von 7 Euro im Handel erhältlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort