Kirchenmusiker mit Herzblut

WITTLICH. (peg) Küster, Organist und Chorleiter: Das Leben von Hans-Günther Poth hat sich buchstäblich rund um den Kirchturm abgespielt. Nach 50 Jahren hört er nun als Chorleiter auf.

 Die Liturgie ist seine große Leidenschaft: Hans-Günther Poth hört zwar als Chorleiter auf, bleibt St. Bernhard jedoch als Organist erhalten.Foto: Petra Geisbüsch

Die Liturgie ist seine große Leidenschaft: Hans-Günther Poth hört zwar als Chorleiter auf, bleibt St. Bernhard jedoch als Organist erhalten.Foto: Petra Geisbüsch

Die Liebe zur liturgischen Musik hat er in den Genen: Bereits der Vater war Organist in Taben-Rodt bei Saarburg. Den Hauptteil seines Geldes verdiente er allerdings als Schneidermeister. Auch dieses Talent hat er seinem ältesten Kind, dem noch fünf Töchter folgen sollten, vererbt. Hans-Günther lernte das Schneiderhandwerk und schloss 1951 überraschend gut die Gesellenprüfung ab, nachdem er am Anfang wirklich gelitten hatte. "Ich musste doch noch im Schneidersitz nähen", erzählt er, "und das mit meinen langen Beinen!" Als die Kunden zur preiswerteren Konfektionskleidung übergingen, ließ der Vater ihn die Ausbildung an der Bischöflichen Kirchenmusikschule Trier absolvieren, wohl wissend, dass er davon keine Familie würde ernähren können. 1956 kam er als ausgebildeter Küster, Organist und Chorleiter nach Wittlich und übernahm hier die Pfarrei St. Bernhard, die erst unmittelbar zuvor ein eigenes Gotteshaus bekommen hatte. Am 25. Juni, gerade mal sechs Wochen nach der offiziellen Amtsbestätigung, gründete er den Kirchenchor. Der war nur der erste von sechs bis sieben Chören, in denen er jahrzehntelang parallel dirigiert hat. In Altrich und Hetzerath leitete er Kirchen-, Kinder- und gemischte Chöre, 20 Jahre lang auch den Männergesangverein (MGV) Wittlich, 34 Jahre lang den MGV Altrich und von 1964 bis 1983 als Kreischorleiter den Sängerkreis Wittlich. "Er war tatsächlich oft jeden Abend in der Woche außer Hause", erinnert sich seine Ehefrau Anneliese. Sie fand ihren eigenen Weg, damit umzugehen: Sie trat kurzerhand in einige der Chöre ein und konnte so den Abend mit ihrem Mann verbringen. Eine Raserei sei das manchmal gewesen, um halb zehn Hochamt in St. Bernhard, um halb elf Messe in Altrich. Und nicht jeder Pastor habe gewartet, bis der Organist - verschwitzt und außer Atem - an der Orgel Platz nahm. Außerdem unterrichtete Poth neben den eigenen drei Kindern zahlreiche Mädchen und Jungen an Klavier und Orgel. Mancher trat später beruflich in die Fußstapfen des Wittlicher Organisten.18 Jahre Warten auf eine neue Orgel

In St. Bernhard musste Poth Geduld bewahren. 18 Jahre lang wartete er auf eine richtige Orgel, die ihm bereits für 1958 versprochen gewesen war. Am Ende fiel die Interimsorgel immer häufiger aus. Damals putzten die Gemeindemitglieder mal wieder die Klinken rechts der Lieser: Wie sie zuvor für Kirche, Jugendheim und Glocken gesammelt hatten, sammelten sie nun für die Orgel. 1973 war es endlich soweit. "Aber eines muss man den Bernhardinern lassen: Wenn sie etwas anpacken, dann machen sie es richtig", sagt Poth anerkennend. Das kann dann eben mal länger dauern. Disziplin war für den scheidenden Chorleiter ein Pfeiler seines Lebens. Die verlangte er auch von seinen Chormitgliedern. Dennoch hat Poth die Geselligkeit nie vergessen. Zum Beispiel 1993, als die singenden Bernhardiner sich auf die Spuren des Heiligen Bernhards gemacht hatten. Mit Detlef Boor übergibt Poth einem Dirigenten die Leitung "seines" Chors, dem er viel zutraut: vielleicht sogar neuen Zulauf von jungen Leuten. Er selbst singt weiter, wie er das seit 60 Jahren tut. Und seine Kinder tun es ihm gleich, was ihn sein ganzes Leben lang mit großer Freude erfüllte. Zumindest nebenamtlich bleibt Poth der Gemeinde auch als Küster und Organist noch erhalten: "So lange es die Gesundheit zulässt."

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