Wittlich Kirchenvorplatz von St. Markus wird zur Kanzel

Wittlich · Der Kirchplatz von St. Markus in Wittlich wird erneuert. Zeitgleich soll dort ein barrierefreier Durchgang zur Altstadt entstehen. Deswegen wird der Platz etwas kleiner.

 Kein Blickfang mehr: der alte Kirchplatz von St. Markus.

Kein Blickfang mehr: der alte Kirchplatz von St. Markus.

Foto: TV/Christian Moeris

Seit drei Jahrhunderten prägt die Pfarrkirche St. Markus das Stadtbild im historischen Zentrum der Säubrennerstadt. Innerhalb der nächsten Jahre wird sich das Bild dort allerdings stark verändern. Der Kirchplatz ist in die Jahre gekommen. Pflastersteine sind gerissen, und auch an den Treppenstufen gibt es Schäden. Der alte Kirchplatz ist im Gegensatz zur frisch sanierten Kirche, das darf man sagen, kein Blickfang mehr. Bei der Stadtverwaltung sieht man, auch wenn der Kirchplatz aus Sicht der Verkehrssicherheit möglicherweise noch ein paar Jahre halten würde, Handlungsbedarf (der Volksfreund berichtete). Bei der ins Auge gefassten Umgestaltung soll der große Kirchenvorplatz, der zwischen Kirch- und Karrstraße wie ein Hügel emporragt, jedoch ein Stück weit schrumpfen und an seinem Ende  einem barrierefreien Durchgang zwischen den beiden Straßen weichen. Denn für gehbehinderte Menschen stellt der Kirchplatz eine unüberwindbare Barriere dar. Zur Kirchstraße sind es 110 Zentimeter, und in Richtung der Karrstraße beträgt der Höhenunterschied vom Kirchenvorplatz über die Treppen hinab zur Straße sogar mehr als zwei Meter.

Indem man zwischen den beiden flankierenden Straßen einen Durchgang schafft, wird der Kirchenvorplatz zu einer Art Kanzel, die bis zu eineinhalb Meter höher liegen wird als der geplante Durchgang. Wie Stadtplaner und BGH-Geschäftsführer Christoph Heckel  den Mitgliedern des Bauausschusses erklärte, steigere  dieser kanzelartige Kirchenvorplatz, auf dem man auch noch drei Bäume pflanzen könne, die Aufenthaltsqualität. „Man kann sich dort über die Stadt erheben und genießen, dass man in Wittlich lebt.“

Doch der im vergangenen Jahr vorgestellte erste Vorentwurf zur Umgestaltung des historischen Areals konnte den Bauausschuss  noch nicht so ganz überzeugen (der Volksfreund berichtete). Mit dem verbesserten Entwurf, der bei der vergangenen Sitzung des Bauausschusses im Eventum präsentiert wurde, hat das Büro BGH-Plan aber nun offenbar voll ins Schwarze getroffen. Zwischenzeitlich habe man mit allen Beteiligten Gespräche geführt, erklärte Heckel den Mitgliedern des Ausschusses. Dabei habe insbesondere der Bedarf der Kirchengemeinde interessiert.

Das Ergebnis der Gespräche und der neuen Planung: Der Platz vor der Kirche bleibt mit rund neun Metern deutlich größer als bei der 2019 vorgestellten Skizze. Dadurch soll der barrierefreie  Durchgang zwischen den beiden Straßen am Ende des Kirchenvorplatzes mit nur noch zweieinhalb Metern Breite wesentlich schmaler ausfallen als anfänglich geplant. Zudem solle der gesamte Kirchenvorplatz um die Höhe von drei Treppenstufen abgesenkt werden.

Wie Michael Aurich, Vorsitzender der Kirchengemeinde sagt, sei es mit dem überarbeiteten Plänen gelungen, einen Kompromiss zu finden. Durch die geplante zusätzliche Absenkung des gesamten Vorplatzes, dessen Niveau um die Höhe von rund drei Treppenstufen gesenkt werden soll, werde dem Platz die Wuchtigkeit genommen. Aurich: „Das ist eine schöne Sache.“

Wie Bürgermeister Joachim Rodenkirch erklärt, sei der barrierefreie Durchgang auf dem Kirchenvorplatz nicht nur für beeinträchtigte Menschen von Vorteil. Diese Lösung trage auch dem Umstand Rechnung, dass die Gesellschaft immer älter werde. Ein Zugang zur Kirche ohne Hürden vom Parkplatz in der Karrstraße zur Kirche sei da sinnvoll.

Bei nur einer Enthaltung segnete der Bauausschuss die Planung einstimmig ab und nutzte damit womöglich die letzte Gelegenheit, die Umgestaltung des Kirchenvorplatzes mit Fördergeld auf den Weg zu bringen. Denn die Zusage der Landesbehörde ADD, der Stadt bei dem rund 550 000 Euro schweren Projekt finanziell unter die Arme zu greifen, wird nicht ewig Bestand haben.

Und nicht wenige Mitglieder des Bauausschusses befürchten, dass der Stadt Wittlich aufgrund der Folgen der Corona-Krise finanziell  schlechte Jahre bevorstehen. Aufgrund sinkender Steuereinnahmen könnte sich für manche Projekte  künftig auch noch die Förderkulisse ändern. Wenn sich aus den Töpfen  des Bundes, Landes und der EU künftig nicht wie gewohnt schöpfen ließe, könnte von nun an die Finanzierung so mancher kommunaler Projekte auf der Kippe stehen. Nach der geleisteten Rahmenplanung hat der Bauausschuss die Trierer Stadtplaner vom Büro BGH-Plan zum Brutto-Angebotspreis von knapp 82 000 Euro beauftragt, die für die Umgestaltung des Kirchenvorplatzes notwendige Entwurfsplanung zu erarbeiten.

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