Tiere gehören zum Alltag Kita Wittlich-Neuerburg - Futter suchen, Stall säubern oder in den Hundekreis gehen

Wittlich-Neuerburg · In der Kita Wittlich-Neuerburg gehören Tiere zum Alltag. Es gibt dort Ziegen, Wellensittiche, Stabschrecken und manchmal auch einen Hund.

 Lia, Colin, David und Elena sitzen mit Border Collie Lamo im Kreis. Erzieherin Michaela Hares ist dabei, wenn die Kinder dem Hund ein Leckerli geben.

Lia, Colin, David und Elena sitzen mit Border Collie Lamo im Kreis. Erzieherin Michaela Hares ist dabei, wenn die Kinder dem Hund ein Leckerli geben.

Foto: Christina Bents

Alltagssituationen schaffen für Kinder, die manchmal vier oder fünf Jahre  ganztags in der Kita sind. Dieses Ziel hat sich das Team der Kindertagesstätte in Wittlich-Neuerburg gesetzt. Tiere gehören selbstverständlich dazu. Inzwischen sind es acht Ziegen mit vier Ziegenbabys, Wellensittiche, Stabschrecken und ein Hund, der einmal pro Woche in den Kindergarten kommt. Die Küken sind gerade auf einen Bauernhof ausgezogen, die Eier samt Brutmaschine kamen von einem Züchter in Kinderbeuren. Erni Schaaf-Peitz, Leiterin der Kindertagesstätte erklärt: „Wir hätten auch gerne noch Hühner, aber das wird mit dem Rein- und Rauslassen an den Wochenenden und den Ferien ist doch schwierig.“ Für die Ziegen, die Wellensittiche und die Stabschrecken findet sich immer jemand, der auch an den Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien schaut.

Die beiden Border Collies Fosco und Lamo bringt Erzieherin Michaela Hares einmal pro Woche mit. Wer von den Kindern an diesem Tag Lust hat, kann sich für den Hundekreis melden. „Man muss schauen, dass es den Kindern und den Tieren gut tut, wenn sie zusammen sind. Wenn es einem davon zu viel wird, müssen wir eine Pause einlegen“, sagt Ernie Schaaf-Peitz. Die Tiere sind nicht aus einer Laune heraus im Kindergarten, sondern sie sind im pädagogischen Konzept der Kita verankert. Es soll auch kein Hype um die Ziegen, Hunde, Stabschecken und Wellensittiche entstehen, so dass sich die Kinder auf die Tiere stürzen. „Sie sollen einfach dazugehören“, so Michaela Hares.

Lernen können die Kinder sehr viel von den Tieren. Zum einen helfen sie beim Füttern, die Ställe saubermachen und Futtersuchen. Sie füttern beispielsweise die Stab­schrecken, indem sie ihnen Brombeerzweige in ihr Terrarium legen und sie mit Wasser besprühen. Die ein oder andere Schrecke geht auf die Hand eines Kindes. So verlieren sie die Scheu vor Vielbeinern und Krabbeltieren. Dazu haben die Tiere eine hohe emotionale Intelligenz, und spiegeln die Gefühle und Launen des Gegenübers wider.

Über die Tiere können die Pädagogen an die Kinder herankommen. „Wenn ein Kind beispielsweise sehr laut ist, kann es sich wiederfinden, wenn es seinen Fokus auf das Tier lenkt, sich auf es einlässt“, sagt Erzieherin Jenny Klasen. Wichtig ist der Kita-Leiterin, dass das ganze Team hinter dem Konzept mit den Tieren steht, „denn sonst geht es nicht“, sagt Ernie Schaaf-Peitz.

Weil Neuerburg Vorreiter in Sachen Tiere in der Kita ist, ist auch das Umweltministerium auf sie aufmerksam geworden. Die Kita ist, mit vier weiteren Kitas im Land, in einem Lehrfilm vertreten, der das Thema „Tier als pädagogische Helfer“ beschreibt. Ministerin Ulrike Höfken hat die Kita im April dieses Jahres deshalb besucht (der TV berichtete). Daneben ist die Kita Neuerburg Konsultations-Kita, das heißt, sie gibt Einblicke in die Umsetzung eines pädagogischen Schwerpunkts unter alltäglichen Rahmenbedingungen. Ernie Schaaf-Peitz erklärt: „Wir bekommen oft Anrufe anderer Kindergärten, die wissen wollen, wie das bei uns mit den Tieren im täglichen Ablauf funktioniert.“ Michaela Hares ergänzt: „Einige Erzieher haben selbst Tiere, beispielsweise einen Hund  zu Hause, überlegen diesen mit in die Kita zu bringen, und wollen dazu unsere Einschätzung wissen.“ Die Personen laden sie dann zu sich in den Kindergarten ein und versuchen dafür zu sensibilisieren, dass es für den Hund anstrengend und Arbeit ist, im Kindergarten zu sein. „Gesetzlich ist nichts geregelt, keine Fortbildungen für den Halter oder den Hund, aber es macht schon Sinn, sich in dem Bereich weiterzubilden. Außerdem machen sie klar, dass der Träger, die Leitung, die Eltern, die Erzieherin und die Kinder dahinterstehen müssen, und dass es ein Konzept dahinter geben sollte. „Vielleicht erst einmal mit ein oder zwei Tieren anfangen“, so der Tipp der Experten der Kita Neuerburg.

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