Klamme Finger und italienische Arien

Mit allen Wassern gewaschen ist der Ostermarkt am Trarbacher Moselufer. So gab es schon Jahre mit frühsommerlichen Temperaturen, einem randvollen Fluss, Wind und Regen satt oder einem Auftakt mit Schneeschauern bis ins Tal wie 2008. Doch der sonnige Sonntag machte alles wieder wett.

Traben-Trarbach. (GKB) "So schnell fahren wir nicht nach Hause", sagte die Gewürzhändlerin aus Köln, die sich am Ostersonntag über regen Zulauf freuen konnte. Der Samstag war hingegen nur etwas für Hartgesottene; das ungemütliche Wetter ließ viele Einheimische und Gäste erst gar nicht aus dem Haus gehen, und auf dem verwaisten Markt packten die Händler schon am Nachmittag mit klammen Fingern ihre Ware wieder ein. Auch die Mitglieder des University College of London Union, die die Gäste mit Jazz, Gospel, Swing, Latin und Funk im Musikpavillon unterhalten wollten, räumten rasch das Feld. Dafür herrschte am Sonntag rege Betriebsamkeit am Moselufer, und warm verpackt saßen auch einige Ostermarkt-Besucher auf den Bänken und genossen Bratwurst und Pommes, Kartoffelpuffer oder ein Schöppchen Wein. "Glühwein geht am besten", stellte allerdings Stadtweinkönigin Cora I. fest, die höchstpersönlich am Weinstand den leckeren Trunk ausschenkte. Warm verpackt, doch ohne Krönchen, servierte sie charmant den würzig-heißen Riesling.Kaufkunden kamen auf ihre Kosten, "hier gibt es ja von allem etwas", freute sich ein älterer Herr über das breitgefächerte Angebot. Pflanzknollen, Ledergürtel, Handtaschen, Kleidung, Rucksäcke und Geldbörsen, Antiquitäten, CDs, Schleifsteine, Hornhautentferner, Schals, Holzarbeiten, Schmuck, Kristall, Windlichter, belgische Schokoladenspezialitäten und vieles mehr warteten auf einen warmen Platz in der Einkaufstasche. Die Kinder freuten sich über das Karussell. "Das Beste aus Tirol" lieferte ein junger Mann mit Wurst und ausgefallenen Käsesorten aus dem Süden, doch seine sprachliche Herkunft deutete auf den sehr nahen Osten hin. "Das Beste aus Italien" hatte Giovanni im Angebot. "Das Beste ist er doch selbst", stellte eine Besucherin schmunzelnd fest, denn Giovanni, der Wurst und Käse im Sortiment hatte, schmetterte inbrünstig italienische Arien. Dem feurigen Italiener war es hier gewiss zu kalt, entsprechend melancholisch klangen seine Gesänge. Die Bergkuppen ringsherum waren weiß gepudert, die Schwäne auf dem Fluss ließen sich von der Strömung mitreißen und die weißen Ausflugs-Schiffe mussten wegen des hohen Wasserstandes an Land bleiben.

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