Klare Strukturen sichern Zukunft

BERNKASTEL- KUES. Gesundheit ist in aller Munde. Dennoch nutzten nur 75 Teilnehmer das Angebot der SPD-Kreistagsfraktion, sich über Reform und Vorsorge sowie die Zukunft des Verbundkrankenhauses zu informieren.

Wohin geht die Entwicklung der Verbund-Krankenhäuser Wittlich und Bernkastel-Kues? Welche Auswirkungen werden demographische Entwicklung und Verknappung der Finanzen auf deren Existenz haben? Vor allem jedoch: "Sind wir darauf vorbereitet?" Fragen, die ctt-Vorstand Dr. Günter Merschbächer zu beantworten suchte. Der stellvertretende Vorsitzende der "Caritas Trägergesellschaft Trier" (ctt) geht von einer "moderaten Reduzierung der Planbettenzahlen" aus. Eine Chance, dieser zu begegnen, sieht er in Spezialisierungen, die jedoch im Blick auf die Sicherstellung der Grundversorgung eine Gratwanderung bedeuteten. In den nächsten zehn Jahren ist laut Merschbächer mit einem Krankenhausschwund von 20 bis 30 Prozent zu rechnen. Häuser, die dazu nicht zählen wollten, müssten ihre Stärken erkennen und ausbauen. Zumal "die Währung Planbett" an Bedeutung verloren habe. Entscheidend würden dabei die vom Gesetzgeber angestrebten Mindestmengen sein. Wenn über die Kompetenz einer Abteilung die Zahl ihrer Fach-Operationen entscheide, sei es von Vorteil, diese an einem Standort zu konzentrieren. Ein Plus ist die Tele-Medizin

Daher sieht Merschbächer die Chancen der, weiterhin mit einer Grundversorgung der Inneren Medizin ausgestatteten, Verbundkrankenhäuser Wittlich und Bernkastel-Kues in klaren Strukturen. Schwerpunkte in Wittlich sollen die Zusammenführung von Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Neurologie und die Konzentration der Geburtshilfe sein. An der Mosel wird das Gewicht auf ambulanten Operationen liegen, weshalb die Ansiedlung weiterer Ärzte am Krankenhaus beabsichtigt ist. Klare Ziele auch in der Frauenheilkunde: "Die Gyn bleibt in Bernkastel-Kues erhalten", versicherte Merschbächer. Darüber hinaus gibt es die Kern-Kompetenzen Kinderheilkunde und Psychiatrie in Wittlich sowie an der Mosel Nephrologie und Diabetologie, das Wissen um Nieren- und Zuckerkrankheiten. Ein Plus der Verbundkrankenhäuser ist die Wittlicher Tele-Medizin, die es erleichtert, Experten zurate zu ziehen. Zusätzlich ist dort der Ausbau von Magen/Darm, Herz und Lunge denkbar, an der Mosel möglicherweise die Krebsheilkunde. Zu Bernkastel-Kues betonte Merschbächer: "Wenn der Standort als zweitrangig angesehen wird, so ist das sicher nicht so." Vielmehr sei ein Anreichern mit attraktiven Leistungsbereichen vorgesehen. Einer davon könnte die Psychosomatik sein. Die Fragen der Teilnehmer hatten die Behandlung chronisch Kranker, eine optimale Nutzung von Fachabteilungen oder den Wettbewerb der Anbieter vor Augen. Notfallversorgung und Zusammenarbeit von Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten oder Rehakliniken wurden ebenso thematisiert wie Krankentransporte. Ein horrender Kostenblock, wie Dr. Gerald Gaß, Abteilungsleiter des Gesundheitsministeriums, erläuterte. "Wir geben 500 Millionen Euro pro Jahr dafür aus", gab Gaß zu bedenken. Es stelle sich die Frage, ob dies angemessen sei oder nicht von Angehörigen geleistet werden könne. Veränderungen wird auch die vom Gesetzgeber angestrebte, und bereits teilweise umgesetzte, vertragliche Kooperation von Krankenkassen und Leistungsträgern wie Praxen, Rehakliniken, Therapeuten oder Apotheken mit sich bringen. "Zeigen sie sich innovativ, gehen sie mit den neuen Möglichkeiten um", ermutigte Gaß. "Hier ist Agieren und nicht Reagieren gefragt", stellte Markus Können, Verwaltungsleiter Reha-Zentrum fest. Die Entwicklung integrierter Versorgungsangebote werde sicherlich Priorität haben. Eingeladen zu der zweitägigen Info-Runde um Gesundheitsreform und -vorsorge hatte die SPD-Kreistagsfraktion. Trotz der Aktualität waren jedoch lediglich 75 Teilnehmer ins Hotel Moselpark auf dem Kueser Plateau gekommen. Und das, obwohl mit Gesundheitsministerin Malu Dreyer und dem Fernseharzt Dr. Günter Gerhardt, der kurzfristig wegen Krankheit absagte, publikumswirksame Referenten gewonnen worden waren. Für Initiator Günter Rösch eine Enttäuschung: "Ich hätte mir mehr Teilnehmer gewünscht."

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